Lombok-und was jetzt?

Und wirklich! Nach drei Tagen nehmen Manuel und ich unsere Bikes in Belawan unversehrt in Empfang. In Indonesien merkt man sofort, dass das Land eine andere Bevölkerungsdichte hat als der Rest Südostasiens. Auf dem Weg zum Lake Toba sind die Strassen anfangs voll. Überall, wo wir für einen Kaffee anhalten, werden auch irgendwelche Tiere des angrenzenden Urwalds feilgeboten. Unzählige Flughunde hängen träge in Käfigen, aber auch Reptilien und Affen warten in Kartons gestopft auf ihre Schlächter. Echt pervers. Mir vergeht der Hunger….
Lake Toba ist traumhaft. Ich beziehe eine Herberge in Tuk Tuk direkt am Ufer mit herrlichem Blick auf den See und die umliegenden Berge und erkunde in den nächsten 2 Tagen die noch sehr ursprüngliche Gegend.
Die vielen Seen auf Sumatra und die abenteuerlichen kleinen Strassen durch den zum Teil noch sehr dichten Dschungel sind absolute Highlights der Insel. Man würde sich nicht wundern, wenn auf einmal ein Tiger die Straße kreuzt. Aber auch hier ist man schon dabei, im großen Stil abzuholzen. Speziell in den Küstenregionen fährt man Kilometer über Kilometer nur durch Ölpalmenplantagen. Echt eintönig und ernüchternd. Also zurück in die Berge.
Endlich wieder Natur pur. Einziges Manko ist die allabendliche Suche nach einem Übernachtungsplatz. Touristische Infrastruktur: meist Fehlanzeige.
Meine wirklich schöne Zeit auf Sumatra endet leider mit einem Unfall. Ich fahre gerade mit 60km/h durch eine langgezogene Kurve, als in meinem Blickfeld ein stehender Bus auftaucht, dessen Passagiere gelangweilt auf der Strasse stehen. Und dann erst sehe ich die Öllache, die sich aus dem Motorraum des Busses über die Strasse ergießt. Zu spät…Wie auf Eis rutscht Rosie unter mir weg und wir sliden über den Asphalt. Gott sei Dank kommt in diesem Augenblick kein Fahrzeug entgegen. Unter Schmerzen rappel ich mich auf und untersuche meine BMW. Verkleidung gebrochen, Instrumente abgerissen und die Gabel verzogen. Aber nach nur 2 Stunden habe ich sie wieder so weit hergerichtet, dass es in einem gemäßigten Tempo weiter gehen kann. Immerhin…

Dachte ich, Sumatra hätte schon ein hohes Verkehrsaufkommen, bin ich auf Java entsetzt. Vom Fährhafen Merak, über Jakarta bis Bandung ein einziger Stau. Ich fahre verbotener Weise auf der für Motorräder gesperrten Autobahn. Aber auch hier muss ich mich durch die Reihen der meist stehenden Fahrzeuge durchschlängeln.
Die Indonesier nehmen es gelassen, ich bin bei meiner Ankunft in Yokyarkata wie erschlagen.
Der Osten der Insel ist merklich ruhiger und nach dem Besuch des grandiosen Tempels von Borobudur fühle ich mich schon entspannter.
Dann wieder relaxtes Cruisen auf kleinen Nebenstraßen durch Gegenden, für die ich Südostasien liebe. Wie im Bilderbuch ziehen Reisfelder ,mit dicht bewaldeten Bergen im Hintergrund, an mir vorbei. Ich kann mir auf Java nicht viel Zeit gönnen, will ich doch zum Geburtstag von Karin und Ruud in Lovina auf Bali sein.
Nach kurzer Fährfahrt dann eine andere Welt. Nach den islamischen Inseln ist das hinduistische Bali wie ein Farbrausch. Überall Blumen geschmückte Tempel, selbst die Kleidung der Einheimischen ist irgendwie bunter.
Die kurze Fahrt zu Ruuds Adirama Beach Resort in den Norden der Insel ist schnell geschafft und es gibt erst einmal nur eine kleine Wiedersehensfeier, denn die grossen Geburtstagsfeiern sollen folgen.
Und sie werden gross…..Nach einer unglaublich schönen Zeit im Adirama bei tollem Essen, viel Bier, traditioneller Musik und netten Menschen, wird es Zeit für mich ein Haus weiter zu ziehen.
So mache ich mich auf nach Padangbai, dem Fährhafen nach Lombok.
Ich habe mir Zeit genommen auf der Fahrt und entscheide mich, eine Nacht hier zu übernachten, bevor ich die Überfahrt antrete. Immerhin dauert die 5 Stunden.
Schnell habe ich ein anscheinend sauberes Hotel gefunden und nach einem schnellen Abendessen gehe ich zeitig ins Bett. Ich versuche einzuschlafen, aber irgendetwas zwickt mich immer wieder.
Im Licht meiner Taschenlampe erkenne ich kleine, schwarze Punkte, die über mein Bettlaken wandern und nachdem ich einen zerquetsche, hinterlässt er eine blutige Spur. MEIN BLUT. BETTWANZEN!!! Schnellstens verlasse ich das kontaminierte Bett und lege mich abseits auf den nackten Fliesenboden. An Schlaf ist nicht wirklich zu denken. Die Wirtin nimmt die Mitteilung über den Parasitenbefall ihres Etablissements mit einem Achselzucken zu Kenntnis…..OK.
Auf Lombok begebe ich mich erst einmal in Richtung Sekotong, im Südwesten der Insel und verbringe nach der etwas hektischen Zeit ein paar Tage allein am Strand.
Nach einem Treffen mit meinen alten Weggenossen Oli und Charli, die auch auf dem Weg nach Australien sind, steuere ich Kuta, wohlgemerkt das auf Lombok, an.
Hier steppt der Bär. Überwiegend Surfer finden sich hier auf Grund der tollen Strände und Wellen ein. Und davon zu viele. Trotz super netter Bekanntschaft mit Nick und Nix geht der Trubel mir irgendwann auf die Nerven und als man mir auch noch mein Handy klaut, reicht es. Ich fahre zurück zu meinem Erimitenstrand.
Gerade mal kurze Zeit dort, traue ich meinen Augen kaum. Vor mir stehen Big Tom und Cookie.
Mit Tom habe ich schon in Bangkok in Yuts BMW Werkstatt abgehangen und er und seine holländische Freundin bewohnen zur Zeit eine riesige Villa auf Lombok, auf die sie aufpassen sollen. Da Cookie einige Zeit in die Heimat reisen muss, lädt mich Tom dazu ein, doch dort zu wohnen. Warum eigentlich nicht. Nur einige Tage später stehe ich vor dem kleinen Palast und werde herzlichst aufgenommen.
Tom stellt mich Jürgen und Britta vor, die sich als Manager von Dream Divers um die gleichnamigen Tauchbasen kümmern. Es besteht Bedarf an werbewirksamen Fotos und Videos und da Tom und ich eh nicht besseres zu tun haben, nehmen wir das Projekt an. So verbringen wir die nächsten Wochen mit Shootings über und unter Wasser auf den Gilis Air und Trawangan.
Eine tolle Zeit mit tollen Menschen auf tollen paradiesischen Inseln und einer tollen Unterwasserwelt.
Aber die Realität holt mich wieder ein. Ich muss kurz zurück nach Deutschland, um einige Dinge zu organisieren.
Also zurück nach Bali, Rosie bei Ruud unterstellen und dann auf einer 36 stündigen Ochsentour nach Düsseldorf.
Es ist schön, seine Freunde, speziell Gaby und Ralf, wieder zu sehen, und da auch sonst vieles erledigt werden will, geht die Zeit wie im Fluge rum und ich sitze schon bald wieder im Flieger nach Kualar Lumpur und von da nach Bali. Nach dem Unfall auf Sumatra brauchte Rosie einige neue Teile. Auch den Stoßdämpfer hatte ich mitgenommen, um ihn bei der Firma Wilbers warten zu lassen. Und die haben unentgeltlich einen grandiosen Job gemacht. Danke noch einmal dafür!
So erstrahlt Rosie bald wieder in neuem Glanz und ich mache mich mal wieder auf nach Lombok.
Es ist wirklich schön Tom und Bandito, den Hauskater, in die Arme zu schliessen, sind wir doch ein super Männerteam geworden.
Jetzt heisst es alles für die anstehende Tour nach Australien zu organisieren und noch etwas die Unterwasserwelt der Gilis zu erkunden…..