May 2014

Von Kambodscha nach Malaysia

Ich steige erstmal im Le Tonle Hotel ab. Eigentlich ein normales Hotel. Aber auch ein Projekt zur Ausbildung kambodschanischer Jugendlicher im Bereich des Hotelfachs. Einigen ist die Unsicherheit noch anzumerken. Aber das Bemühen und die Freundlichkeit sind einfach herzergreifend.
Ich war hier in Stung Treng schon mal vor genau 10 Jahren mit dem Fahrrad. Damals habe ich hier einen guten Freund gewonnen, Mr. T .Ich beschliesse ihn in seinem hoffentlich noch existierenden Hotel aufzusuchen. Das River Side sieht noch genauso aus wie vor 10 Jahren und ich bin noch nicht eingetreten, da werde ich auch schon mit dem so typisch nüchternen Kommentar begrüsst `Hey Frank, where have you been for so long?`
Dann wird der sonst so coole Khmer Mr T doch etwas sentimental und drückt mich erstmal für 2 Minuten an seine Brust. Ich meine sogar einen Glanz in seinen Augen zu erkennen . Bei mir ist das unübersehbar. Wir unterhalten uns erstmal über die Erlebnisse der letzten Jahre, er stellt mich seinem Kompanion, einem netten Spanier, mit dem er jetzt ein Transportunternehmen betreibt, vor, als ein Minibus anhält und Heloise aussteigt. Als wäre es das normalste der Welt, mich hier zu treffen.
Ok, sie hat es geschafft und wir beschliessen, an nächsten Tag nach Banlung, einem Ort im Osten des Landes, aufzubrechen.
Die Fahrt auf der neu erstellten Strasse ist ernüchternd. Entweder ziehen Palmölplantagen an uns vorbei oder Flächen, auf denen durch Brandrodung die Voraussetzung dazu geschaffen wird. Vom ehemaligen Dschungel keine Spur. Banlung selbst ist auch nicht gerade der Nabel der Welt. Aber es gibt zahlreiche schöne Wasserfälle in der Umgebung und natürlich den einmaligen Kratersee Boeng Yaek Lom. Kreisrund und umgeben vom Dschungel des Nationalparks ist das Schwimmen hier schon ein Erlebnis. Es soll hier angeblich ein Unterwasserungeheuer geben und so planschen die einheimischen Besucher mit ängstlichen Gesichtern nur am Rand etwas herum. Ich tu mal eben so, als würde ich gerade von dem Monster verschlungen werden und das Gekreische der entsetzten Kambodschaner lässt mich vor lauter Lachen fast wirklich ertrinken. Alle verlassen fluchtartig das Wasser, helfen will keiner.
Heloise hat nicht viel Zeit, muss wieder ihr Lehrerdasein in Vientiane fristen. Aber natürlich möchte sie hier in Kambodscha noch Angkor Wat besuchen.
So fahre ich sie kurzerhand nach Siem Reap. Es gibt eine neue Strasse von Stung Treng, die direkt dorthin geht. Zwar noch halb Schotter, spart man sich aber den riesigen Umweg über Kampong Cham. Und man kommt am Koh ker Tempel, einer kleineren Ausgabe von Angkor vorbei. Wir sind die einzigen Besucher, geniessen die Ruhe und den Ausblick von der hohen Pyramide. Die Anlage ist noch nicht allzu lange von den Minen der Khmer Rouge gereinigt und es ist nur eine Frage der Zeit, wenn die Touristenströme hier auftauchen. Aber noch ist es ein Geheimtipp.
Staubbedeckt erreichen wir Siam Reap und ich bin entsetzt. Das früher mal beschauliche Örtchen ist zu einem Ballermann verkommen. Es gibt sogar eine Pub Street, in der sich die Touries und Backpacker von Kneipe zu Kneipe hangeln können. Kaosan lässt grüssen.
Heloise verbringt ihren Tag in Angkor und kommt ziemlich geschockt zurück. Menschenmassen. Kein Foto ohne nicht mindestens eine Reisegruppe aus Korea oder China auf dem Bild zu haben.
Soll ja jeder mal vorbeischauen, aber ich beschliesse, meine netten Erinnerungen von einem entspannten Besuch im Kopf zu behalten und spare mir den Besuch.
Lieber warte ich Rosie für die bevorstehende Tour.
Heloise fliegt von hier zurück zu ihrem Job nach Vientiane und ich fahre zurück nach Stung Treng, habe ich doch Gepäck dagelassen und will auch den Mekong runterfahren. Eine letzte Nacht in meinem Lieblingshotel, ein erneuter Abschied von Mr. T mit der Aussage `See you in 10 years, man`und ich bin auf dem Weg nach Kratie. Die anfangs noch gute Strasse wird zu einer Tortur. Strassenbauarbeiten. Wobei von Arbeit nicht die Rede ist . Aber sie haben es zumindest geschafft, die wohl ehemals schlechte Strasse in einen steinzeitlichen Zustand zu versetzen. Kein Spass. Irgendwann gibt es aber einen kleinen Abzweig Richtung Kratie, der über eine winzig kleine Strasse durch unzählige am Ufer des Mekong liegende Dörfer geht. Man kommt zwar auch nicht schneller voran, dafür hat das Auge Spass. Es gibt unzählige Kleinbetriebe am Weg. Vom Schmied über den Ziegelbrenner bis zur Bäckerei von einheimischen Leckereien bieten sich viele interessante Zwischenstops. Kratie selbst hat eine touristische Infrastruktur durch die Möglichkeit, sich hier einige der letzten Süsswasserdelfine anzuschauen.
Ich lass mich drauf ein und bereue bitterlichst. Zwar sind nicht allzu viele Boote auf dem Wasser, aber sobald sich einer der Flusssäuger blicken lässt, halten alle darauf zu.
Ein erbärmliches Leben, immer verfolgt zu werden und nie seine Ruhe zu haben. Ich schäme mich.
Ich will noch mal nach Sen Monorom. Auch hier bin ich schon auf einer vorherigen Reise mit Nina gewesen. Damals war die Strecke nicht einfach zu meistern. Mit dem Motorrad ging es über schlammige Piste, durch dichten Regenwald mit Warnschildern für Minen, bis zu diesem Nest im Osten des Landes.
Heute ist davon nichts mehr zu erahnen. Die Strasse ist perfekt asphaltiert, Minenschilder sucht man vergeblich. Aber leider auch den ursprünglichen Dschungel.
Trotzdem hat sich meine Fahrt hierher gelohnt, habe ich doch eine meiner sonderbarsten Begegnungen auf meiner Reise.
Ich schwelge in Erinnerungen und besuche einen schon damals wunderbaren Wasserfall. Alles so wie früher. Als ich von einer Gruppe alter Herren auf ein Bier eingeladen werde. Alle so um die 80. Es bleibt nicht nur bei einem Bier und irgendwann finde ich heraus, dass alle Senioren ehemalige Generäle waren. Das Bier schmeckt zwar säuerlich, aber das Interesse ist geweckt. Nachdem wir alle ziemlich getankt haben, werde ich zum Abendessen in die Finka von einem von ihnen eingeladen. Ich soll abgeholt werden.
Und wirklich, zu verabredeten Zeit steht ein junger Kerl mit einer Enduro vor meiner Bleibe und nach langer Fahrt durch als Privatbesitz gekennzeichnetes Gebiet ,stehen wir irgendwann vor einem grossen Anwesen. Es wird getafelt und weiter getrunken. Ich versuche die ganze Zeit irgendwelche Informationen zu erhaschen, aber da sind die Jungs stringent.
Der Eigentümer lebt hier mit einigen bewaffneten Jungs, wie in seinem eigenen Reich. Wir trinken, schiessen auf imaginäre Ziele mit seinen Waffen und dann kommt die ultimative Aufforderung es Abschieds. Wohl doch zuviele Fragen. Spooky. Wüsste ich es nicht besser, würde ich sagen: Ein netter Abend mit sehr gebildeten älteren Herren aus dem Seniorenheim.. Aber ich habe die Bilder von S 21 vor Augen….
Zurück in Kampong Cham wird meine Laune nicht wirklich besser. Zwar hat sich der Ort wunderbar herausgeputzt, im Gegensatz zu seinem früheren Zustand , aber ich bekomme eine bittere Nachricht . Mein alter Biker Freund , der hier eine Kneipe betrieben hat, ist an Aids gestorben . Ich treffe seine leider auch positive Frau und wir schwelgen mit Tränen in den Augen in Erinnerungen. Shit!
Langsam muss ich wieder Richtung Thailand, also auf nach Battambang. Fahren in Kambodscha finde ich mittlerweile ziemlich langweilig, fehlen doch die landschaftlichen Highlights. Battambang allerdings überrascht. Ein wunderschöner Ort am Fluss mit wirklich Flair. Ich treffe einen einbeinigen Amerikaner ( mit Prothese) auf seinem Fahrrad wieder, der mir auch prompt das netteste Hotel vor Ort empfiehlt. Ich nehme einen Tag Auszeit und geniesse die Biergärten am Fluss , die kleinen Cafés und guten Restaurants.
Dann die Einreise nach Thailand. Die Kambodschaner brauchen 10 Minuten und haben sogar einen Stempel für das vorher verlangte Carnet. Auf Thai Seite wird es etwas komplizierter. Erst Custom, dann Visa. Aber die Jungs beim Zoll sind super nett und nach einer Stunde habe ich wieder meine unzähligen Formulare zurück.
Wird Zeit, dass Thailand ein Carnet Land wird.
Ich habe genug Zeit, um mir die thailändische Küste in dieser Region anzuschauen. Erst in einigen Tagen will ich wieder bei Yut, meinem Mechanikerfreund in Bangkok sein. Es wird mal wieder Zeit für neue Reifen und einige andere Kleinigkeiten. Dazu kommt, daß ich von Forma aus Italien neue Stiefel und von Barkbuster neue Handprotektoren bekomme.
Ich mache Halt in Cape Mae Phim und wundere mich über die unzähligen Harleys, die an mir vorbeifahren. Also fahre ich einfach mal hinterher. Scheint ja irgendwo ein Nest zu sein.
Das Nest stellt sich als grosses MC Meeting heraus. und ich bin selbst mit meiner Gummikuh herzlich willkommen unter all den Kutten tragenden Rockern.
Yut übertrifft sich mal wieder selbst und Rosie erstrahlt nach 3 Tagen in seiner Werkstatt und neuen Teilen in erfrischendem Glanz. Zeit, Richtung Malaysia aufzubrechen.
Ostküste runter bis Ban Krut. Es regnet wie aus Kübeln und ich entscheide mich, einen Zwischenstop einzulegen, bis es etwas trockener wird. Durch Zufall treffe ich ein österreichisches Paar wieder, das ich schon in Indien kennengelernt habe. Eine kleine Welt.
Aber auch die anderen Traveller an diesem schönen Fleck sind sehr unterhaltsam und lassen das miese Wetter vergessen.
Ich wechsle auf die westliche Seite Thailands und steuere Ranong an. Die Fahrt durch die Berge erinnert etwas an Nordthailand. Schöne Serpentinen und viele kleine Dörfer lassen keine Langeweile aufkommen.
Dann weiter nach Krabie. Ich beschliesse einfach auf ein kurzes Hallo im Frog and Catfish vorbei zu fahren. Hier hatte ich ja Sylvester mit Karin, Ursula und Kim gefeiert und habe Gary , Bua und das gesamte Team einfach lieb gewonnen.
Und natürlich bleibt es nicht bei dem kurzen Besuch. Ich soll bleiben und aus dem kurzen Hallo werden 9 Tage. Die Zeit an diesem paradiesischen Ort verfliegt wie nichts und ich hätte auch noch länger bleiben können, wäre da nicht die Sache mit der arrangierten Verschiffung des Mopeds von malaysia nach Sumatra.
Ich entscheide mich für die kleine Grenze in der Nähe von Satun und werde mit einer tollen Fahrt durch einen hier befindlichen Nationalpark belohnt. Auch die Beamten hier sind sehr entspannt und nach ein bisschen Gebäck und einer Tasse Tee sind alle Formalitäten erledigt. Ich bin in Malaysia.
Die Fahrt nach Penang ist eher langweilig. Entweder man fährt durch unzählige recht eintönige Ortschaften und muss unzählige Male an Ampelkreuzungen in der Sonne schmoren, oder man wählt die Autobahn und fühlt sich wie in Europa.
Ich ärgere mich schon etwas, dass ich nicht mehr Zeit habe, das Land intensiver zu bereisen, aber dafür hatte ich eine tolle Zeit in Krabie. Man kann halt nicht alles haben….
Dafür bin ich sehr begeistert von Penang, oder besser der Insel Georgetown, dem alten Teil der Stadt. Es war der Sitz der British East India Company in dieser Ecke der Welt und somit ein wichtiger Handelsplatz. Heute ist Georgetown ein World Heritage Platz. Ich bin dankbar für den Tip von Gisela, einer Reisebekanntschaft, und finde das sehr günstige und sehr zentral gelegene Noble Hotel. Der Name ist zwar nicht Programm, aber die Atmosphäre ist nett.
Nur ich bin hier nicht zum entspannen, sondern muss sowohl die Verschiffung von Rosie nach Sumatra, als auch mein Visum für Indonesien und meinen Flug organisieren. Aber alles ist viel einfacher, als ich es mir vorgestellt hätte. Das 2 monatige Visum ist von einem auf den anderen Tag ausgestellt und nach dem Besuch des Büros von Mr. Lim, dem Agenten für die Verschiffung, sind auch soweit alle Fragen diesbezüglich geklärt. Ich bin nicht alleine und treffe Manuel und Ivana, er Spanier, sie Macedonierin, auf ihrer Yamaha Tenere. Auch sie wollen nach Indonesien und sind schon ein Jahr unterwegs.
2 Tage später kommt der Moment des Ladens unserer Mopeds. Wir folgen Mr.Lim auf seinem Scooter aufs Festland nach Butterworth zum Hafen. Es dauert einige Zeit, bis die Carnets gestempelt sind und dann geht es zum Schiff. Wir müssen endlos warten, bis dieser nicht gerade vertrauenserweckende Kahn entladen ist . Dann kommen die Bikes an den Kranhaken, schweben für einige Minuten in luftiger Höhe, dass uns der Atem stockt und sind dann im nu verstaut und verzurrt.
Die Jungs wissen, was sie tun. Beruhigend.
In 4 Tagen sollen wir unsere Fahrzeuge in Belawan, dem Hafen auf sumatrischer Seite, in Empfang nehmen können.
Also noch etwas das nette Georgetown geniessen und dann ab in den Flieger.

Laos

Irgendwann muss die Party zu Ende sein. Zu viele nette Menschen in Chiang Mai, mit denen man seinen Tag geniessen kann. Also zurück nach Nan. Gut, die Tour kannte ich schon, aber trotzdem noch nett. Nach einer Nacht weiter nach Thung Chang. Nette Serpentinen zur Grenze. Schön klein und überschaubar, die Atmosphäre ist sehr relaxt. Die Thai brauchen 5 Minuten und ich bin raus. Auf der laotischen Seite dann noch einmal 30, weil der Grenzer meinen internationalen Fahrzeugschein nicht lesen kann.Kommen nicht soviele Langnasen durch Ein chinesischer Trucker neben mir hilft. Sind schon pfiffig die Jungs . Visa für einen Monat und Custom für Rosie auch. 31 $ ärmer starte ich durch in ein neues Land. Na ja , durchstarten ist zuviel gesagt. VOLLBREMSUNG. Erst denke ich, hier gibt es ja Geisterfahrer. Bis mir einfällt: In Laos ist wieder Rechtsverkehr.Noch mal gut gegangen. Dann eine Strassenkreuzung. Geradeaus sieht gut aus. Geht aber direkt nach Luang Prabang. Ich will nach Pakbeng, am Arsch der Heide. Strasse sieht scheiss…. Ok, dann erstmal ein BEERLAO und ab in die Pampa. Die Brücke soll ja immerhin vorhanden sein. Dann entpuppt sich die Strasse als gar nicht mal sooo schlecht und die Landschaft ist toll. Nur das mit der Brücke war eine Fehlinformation. Zwar wird eifrig gebaut, aber das kann noch dauern. Einige Trucks warten auf eine Überfahrt mit der Fähre, die jeweils nur ein Fahrzeug aufnehmen kann. Für ein Bike ist aber immer noch Platz und im nu bin ich auf der anderen Seite. Pakbeng ist ein verschlafener kleiner Ort, der erst am Abend, wenn die Boote mit Touristen nach und aus Luang Prabang einlaufen, zum Leben erwacht.
Ich will eigentlich am nächsten Tag weiter, bekomme aber die Nachricht über den Tod eines alten Freundes. So bleibe ich einen Tag, um das erst einmal zu verarbeiten.
Der Weg nach Oudomxai fängt spektakulär an, wir aber zunehmend langweiliger. Ein verstaubtes Kaff klebt an dem anderen. Ich merke, dass mir die Hiobsbotschaft von vorgestern immer noch in den Knochen steckt, ich mich nicht wirklich auf die Strasse konzentrieren kann und breche nach 140km in Oudomxai ab. Dieses sehr chinesisch orientierte Provinznest hilft nicht, mich auf andere Gedanken zu bringen. Ein Ramschladen nach dem anderen. Selbst eine nette Essbutze zu finden, fällt hier schwer.
Die Strasse wird noch schlechter auf dem Weg nach Nong Khiaw. Meist in den Kurven hat man wohl keinen Teer mehr gehabt und ich rutsche mehr als das ich fahre.
Ich war schon mal vor einigen Jahren mit dem Fahrrad in Nong Khiaw und habe es als wundervollen Ort in Erinnerung. Und, was soll ich sagen, er ist immer noch klasse. Bis auf ein paar mehr Guesthouses und Restaurants hat sich nicht viel getan.
Und ich treffe gleich 2 Biker wieder, die ich schon in Chang Mai kennengelernt habe. Lalo, ein Amerikaner, der um die Welt fährt, aber hier auf eine kleine 250ziger Honda zurückgreift und Uli aus Witten ( fast Dortmund), der in Singapore lebt und ein paar Monate auf seiner GS 800 durch Südostasien fährt. Dazu gesellen sich noch Oli und Charli, ein englisches Pärchen auf ausgedehnter Hochzeitsreise ( bisher 10 Monate) mit ihrer Africa Twin.
So ist für interessante Abendgeschichten schon mal gesorgt.
Uli und ich beschliessen, einige Zeit gemeinsam zu fahren , schliesslich sind wir beide BvB Fans und sollten uns dahingehend schon verstehen..
Eine mit unzähligen Kurven gespickte Strasse bringt uns auf unserem Ziel Viangxai, nahe der vietnamesischen Grenzei, erst mal nach Viang Thong. Nach unzähligen Serpentinenkurven sind wir kurz vor einem Drehwurm. Zeit in diesem Gott verlassenen Kaff eine Nachtruhe einzulegen, Wir sitzen in einer Art Garage, die sowohl eines der einzigen Restaurants, als auch gleichzeitig das Wohn und Schlafzimmer der hier lebenden Familie beherbergt, und treffen zwei Bayern auf ihren 250zigern. Die ganze Familie sitzt eigentlich schon im Schlafanzug in ihrem WOHNZIMMER, während wir so tun, als wären wir in einer Gaststätte. Mangelnde Geselligkeit kann man den Jungs aus dem Süden ja nun wirklich nicht vorwerfen. Nach einigen Bier und vielen Tips von ihrer Seite ziehen wir etwas verkatert am nächsten Tag ein Haus weiter .
Viangxai diente der Pathet Lao, der Führung der kommunistischen Partei während des zweiten Indochina Kriegs, als Hauptquartier. Zum einen nutzten sie die unzähligen Höhlen als Schutz vor den unzähligen Bombardements der Amerikaner, zum anderen war die Nähe zum Freund Ho Chi Min von grosser logistischer Bedeutung. Die Amis befanden sich offiziell nie im Krieg mit Laos, was sie aber nicht davon abhielt, 2.000.000 Tonnen Bomben über dem Land abzuwerfen. Das entsprach in etwa 2 Tonnen Zerstörungskraft pro Einwohner. Zu sehen, unter welchen Entbehrungen sowohl die Führung, als auch Soldaten und Bevölkerung über 9 Jahre überwiegend in natürlich als auch mit extremen Anstrengungen künstlich geschaffenen Höhlen leben mussten, ist erschütternd. Die Landschaft mit seinen Limestone Bergen und unzähligen kleinen Seen wirkt heute überaus pittoresk. Wenn man sich aber bewusst macht, dass jeder kleine See ein Bombenkrater aus vergangenen Tagen ist, ändert sich die Sichtweise. Lonely Planet bezeichnet das als: `Von Menschenhand erschaffene Seen`. Klingt ziemlich amerikanisch.
Es verirren sich nicht so viel Reisende in diese Region, was wir beide sehr bedauern. Denn nur so kann man sich ansatzweise die Leiden vorstellen, die dieses Land ertragen musste.
Die Strecke nach Phansavan geht wieder durch beeindruckende Berglandschaft und mittelalterlich anmutende Dörfer, wären da nicht die vielen Parabolantennen und Werbeplakate für Mobilfunkanbieter. Kinder rennen den Motorrädern mit lauten Sawadee ( Hallo ) Rufen in fast jedem Dorf in Scharen hinterher.
Dann gehts ins Flachland. Schnell aber langweilig. Phonsavan ist nicht umbedingt der Nabel der Welt, obwohl es einige Restaurants gibt, die etwas Abwechslung
zu dem ewigen Reis und Nudel Allerlei bieten. Wir geniessen 2 riesige saftige Burger bei extrem ohrensersetzend lauter Musik. Klar, die Chinesischen Neujahr Festivitäten haben begonnen. Und was wäre dieses Fest ohne Chinesen.
Das erinnert uns daran, dass wir jetzt in DIE Metropole des Lao Tourismus, Luang Prabang, fahren und sind schlau genug, vorzubuchen.
Und das war eine gute Entscheidung. Zwar dauert es eine Zeit, bis Ulis Name der Buchung zugeordnet werden kann, denn Krumme hört sich nicht gerade chinesisch an, aber dann sitzen wir in einem netten Garten und sehen den gestressten Backpackern zu, die erfolglos , verzweifelt und verschwitzt ein Zimmer suchen. Alles ist belegt von Chinesen.
Wir fragen uns schon seit Tagen, was hier los ist. Immer wieder begegnen wir Konvois von riesigen Luxus SUVs mit chinesischen Kennzeichnen, die in Laos eingefallen sind. Nur dicke Geländekarren deutscher Hersteller. Aber alle Insassen sind sehr angenehm in ihrem Verhalten uns gegenüber und überaus interessiert. So oft, wie ich abgelichtet werde, denke ich schon über eine Karriere in China nach.
Zum letzten Mal, als ich in Luang Prabang war, ging es hier einiges geruhsamer zu. Aber trotzdem scheint es, wurde das eingenommene Geld aus dem Tourismus in die Renovierung alter, netter Gebäude investiert. Man sucht vergebens nach Bausünden, der ursprüngliche Flair des Ortes ist erhalten geblieben.
Ich gönne natürlich jedem Chinesen die wunderbare Möglichkeit des Reisens, aber wie wird es aussehen, wenn 1,4 Milliarden Menschen diese Freiheit nutzen wollen und können?
Uli bekommt Besuch von einer sehr netten Bekannten aus Thailand. Und Anni, selber grosser BvB Fan, bringt uns sogar noch 2 aktuelle Trikots mit. Ich halte mich, ob der Leistung in der letzten Zeit zwar ein bisschen zurück, aber beide sind für die Tage hier hervorragende Botschafter unseres Vereins. Ich bin erstaunt, wie viele Thais und Chinesen sofort auf das Vereinslogo reagieren. Die Leistungen scheinen uns wirklich in der Welt bekannt gemacht zu haben.
Vang Viang war mal die Party Hochburg in Laos, bis die Gemeinde sich entschloss, dem einen Riegel vorzuschieben. Die Backpacker zogen sich hier nach dem Genuss etlicher Bier auch noch alle mit HAPPY gekennzeichneten Getränke und Speisen weg und ersoffen reihenweise im Fluss, bei dem Versuch, wieder auf einen dahintreibenden Gummireifen zu klettern. Heute ersaufen die Chinesen, bei dem Versuch, überhaupt zu schwimmen. Dafür ist die Musik, die einen pausenlos beschallt, beschissen geworden. Dann lieber ein paar bedröhnte gute DJs.
Deshalb zieht es uns auch weiter zum Nam Ngum Stausee. Tolle Aussicht, campen an einer Kneipe mit kulinarischer und flüssiger Versorgung und und schon fast kitschigem Sonnenuntergang.
Da es hier kein Weiterkommen gibt, wir werden an einem Tor eines Wasserkraftwerks unmissverständlich aufgefordert umzukehren, geht es zurück auf die Hauptstrasse Richtung Vientiane und danach nach Pakxan .
Wir wollen uns auf jeden Fall die Höhle von Kong Lor anschauen und machen uns zügig auf den Weg. Langweilige aber immerhin zügige Fahrt auf der Hauptstrasse Richtung Süden , aber dann nette Nebenstrasse auf der 8 und der Abzweigung zur Grotte. Nette kleine Dörfer säumen den Weg.
Der Ort bei Kong Lor befindet sich sichtlich im Umbruch. Es gibt bisher nur eine überschaubare Anzahl an Guesthouses und Restaurants, aber überall wird gebaut.
Aus dem Geheimtip wird bestimmt eine neue Touristenattraktion der Zukunft. Beim Besuch der Höhle können wir aber auch verstehen warum.
Ein Fluss fliesst hier ganze 7 km durch einen Berg. Man mietet also für kleines Geld ein Boot und einen Führer, der, nur mit einer Stirnlampe bewaffnet , den Weg durch die absolute Dunkelheit findet. Während er versucht, die kleinen Stromschnellen und Hindernisse zu umkurven, leuchten wir mit unseren Lampen die Seiten ab und finden wunderschöne Tropfsteinformationen. Nach einer Stunde treten wir aus dem Inneren des Berges hinaus und befinden uns im Dschungel. Man kommt sich ein bisschen vor, wie auf einem Fluss im Amazonas. Danach geht es dann den gesamten Weg zurück. Und wir sind uns einig: eines der beeindruckendsten Erlebnisse in ganz Laos.
Und wir treffen Lalo wieder. Irgendwie scheinen wir uns zu verfolgen. Wir fahren gemeinsam den Loop über den Nam Teun Stausee. Das Wasserkraftwerk ist eine Kooperation von Laos, Thailand und Frankreich. Irgendwie sieht die geflutet Gegend mit den im See stehenden abgestorbenen Urwaldriesen aus , wie das Überbleibsel einer atomaren Katastrophe. Aber angeblich wird hier viel für den Naturschutz getan. Wollen wir das mal so glauben.
Lalos und unser Weg trennen sich wieder. Nach Thakhek und Pakse, zwei beschaulichen Orten am Mekong mit netter alter, französischer Architektur, wollen wir das Bolaven Plateau befahren.
Hier befindet sich das Haupt Kaffee Anbaugebiet von Laos und hier gibt es die meisten Wasserfälle des Landes. Die Wasserfälle sind ganz nett, aber sonst finde ich die Landschaft etwas öde. Bin vielleicht schon etwas verwöhnt. Aber wir treffen Lalo wieder. Irgendwie wird es mir langsam unheimlich.
Zurück in Pakse trennen sich Ulis und mein Weg. Er muss nach Bangkok, eine Freundin abholen, mich zieht es nach Champasak und das Gebiet der 4000 Inseln im Mekong.
Champasak ist ein verschlafenes Nest, nett gelegen, aber ein bisschen langweilig, wäre da nicht der Wat Phou, ein Tempel aus der gleiche Zeit wie Angor.
Aber es ist Festival im Tempel und es geht mehr zu, wie auf dem Jahrmarkt. Überall Verkaufsstände und Müll. Der ansonsten beschauliche Ort verkommt zum Rummelplatz. Und da ich Volksfeste hasse, vermache ich mich schnellstmöglich nach Don Khong.
Nach der Fährfahrt auf die grösste Insel der 4000 Inseln miete ich mich im Riverview Guesthouse ein. Ich treffe ein sehr nettes deutsches Paar auf Weltreise, Peter, einen Schweden und…. Lalo. Gut, wir sind zwar ungefähr auf der gleiche Route unterwegs, aber das Gebiet ist gross und das Timing ist schon ein bisschen spooky…Aber es kommt noch besser, dazu mehr im nächsten blog über Kambodscha. Lalo zieht es nach Don Det, der Backpacker Hochburg hier. Er folgt dem Ruf seiner Hormone und vermisst die netten, jungen Travelerinnen hier auf Don Khong. Ich will nur meine Ruhe geniessen.
Aber wie das Leben so spielt treffe ich schon am nächsten Tag meine neue Reiseabschnittsgefährtin. Aber wer weiss das schon?
Sie ist mit einem kleinen Bike aus Vientiane, wo sie als Französin für eine französische Schule arbeitet, angereist und will Kambodscha erkunden.
Nach einem langen Abend, an dem wir erkennen, dass die Chemie stimmt, beschliessen wir, gemeinsam aufzubrechen.
Ich habe ein etwas mulmiges Gefühl, habe ich doch gehört, dass schon einige Motorradfahrer die Grenze hier nicht passieren durften. Die Fähre ist schnell genommen, die Strecke bis zur Grenze kurz. Und dann die Überraschung. Ich darf mit meinem Carnet sofort einreisen. Heloise, mit ihrem in Vietnam registrierten Bike , wird die Einreise strickt verweigert. Da hilft auch kein 50 $ Schein als Anreiz. Sie ist am Boden zerstört. Kein Kambodscha. OK, dann eben Plan B.
Ich mache ihr den Vorschlag, ihr Bike in Laos unterzustellen und auf Rosie durch Kambodscha zu reisen. Sie muss eh in 7 Tagen wieder unterrichten und kann ihr kleines Motorrad später abholen, wohnt sie doch in Laos.
Wir besiegeln unseren Deal mit einem Handschlag, sie kann wieder etwas lächeln und wir verabreden uns für den späten Nachmittag in Stung Treng, auf der anderen Seite der Grenze.
Dann mal sehen, ob sie das organisiert bekommt-
.

Land des Lächelns

Ein neues Jahr und allen das Beste. Mit dem Blog hinke ich wieder einmal etwas hinterher, aber nach den unsäglichen Strapazen der indischen und thailändischen Bürokratie habe ich mir eine Auszeit verdient. Ok, ist etwas lang geworden.

Meine Verschiffung aus Indien hatte ich mir etwas einfacher vorgestellt. Letztendlich frage ich mich, warum ich mir überhaupt eine Agentur genommen habe. Die ersten drei Tage in Cochin habe ich nur damit verbracht, eine Genehmigung zu erlangen, mein Motorrad selbst in den Hafen fahren zu dürfen. Denn eigentlich reise ich damit ja aus dem Land aus. Meine indischen Agenten, liebenswert, mitfühlend und planlos, verfolgten das ganze Prozedere mit dem typischen indischen Kopfnicken. Ich weiss bis heute nicht, was das bedeutet, aber sei es wie es ist. Meine Anwesenheit, die ich eigentlich vermeiden wollte , war beim Zoll unbedingt erforderlich. Erst beim Anblick meines schlechtlaunigen Ausdrucks gab es die notwendigen Stempel. Bei den Indern wieder nur Kopfnicken. In Gedanken sah ich sie schon auf der Ablage meines Autos als geschrumpfte Wackeldackel.
Irgendwann ist es dann soweit , alle Unterlagen und Stempel sind an der richtigen Stelle und ein schmalbrüstiger Schreiner versucht aus auf der Strasse gefundenen Holzresten eine Kiste um Rosie zu zimmern. Eigentlich will ich da nichts mehr von wissen und übergebe sie ihren Schicksal.
Wundert mich nur, dass sie mir nicht mit dem Vorderrad hinterher nickt…die Inder tun es.
Ich fahre zurück nach Bangalore in meine WG. Dann die nächste schlechte Nachricht. Der Container geht nicht wie geplant direkt nach Bangkok, sondern erst einmal nach Singapur. Habe ich also noch Zeit, denn was soll ich ohne Rosie in der Stadt der Engel. So buche ich einen Nachtbus nach Goa und besuche meine baskische Lieblingsfamilie, die es nach Amritsar und Manali über Nepal nach Agonda geschafft hat. Die Wiedersehensfreude ist riesig, wir verbringen eine feucht- fröhliche Zeit an einem der schönsten Strände Indiens. Zurück in Bangalore lädt mich Venkatesh zusammen mit seinem Kumpel Unger zu einer 1000km Tour auf Royal Enfields in den Dschungel von Karnataka ein. Wieder der Versuch, Tiger zu sehen, wieder einmal ohne Erfolg. Dafür Wildhunde, vom Aussterben bedroht und selten zu beobachten. Doch noch ein happy end. Trotzdem fällt mir der Abschied von `meiner indischen Familie´ extrem schwer. Snea, Dhanya, Venkat
esh, Coffee ( der Rottweiler) und ich hatten eine grandiose Zeit. Danke für diese Freundschaft.
So besteige ich mit einem lachenden und eine tränenden Auge den Flieger nach Bangkok, gespannt darauf, wie es Rosie auf hoher See ergangen ist.
Das von mir im Vorfeld gebuchte Guesthouse erweist sich als eine Bretterbude die nur über provisorische Holzstege zu erreichen ist. Lage direkt am Fluss und Freundlichkeit des Personals aber entschädigen. So bleibe ich, habe schliesslich schon andere Löcher bewohnt.
Die nächsten Tage stehen im Zeichen der ´Rosie aus dem Zoll Befreiung`. Meine indische Agentur hatte mir einen Agenten in Bangkok genannt, der sich meiner annehmen sollte. Der aber weigert sich kurzerhand. Damit habe er keine Erfahrung, ich solle mir doch jemand anderen suchen. Super. Ich kenne auch so viele ANDERE. Problem Nummer eins ist die Sprachbarriere. Die wirklich nette ältere Lady beim Zoll würde ja gerne, aber versteht mich nun mal nicht. So organisiere ich einen Dolmetscher und innerhalb eines Tages habe ich meine temporäre Einfuhrgenehmigung und das sogar für 3 Monate mit Option der Verlängerung auf insgesamt 6. Dann stehe ich endlich vor Rosie, immer noch in ihrem indischen Holzgewand. Die Thais lachen sich tot über soviel Schreinerhandwerk. Egal. Rosie hat alles unbeschadet überstanden und springt, nachdem ich sie aus ihren Sagrophag befreit habe, ohne Murren an, froh, endlich in die Freiheit zu entschwinden.
Das Entschwinden ist aber mehr ein Stop and Go durch Bangkoks Rushour. Beide völlig überhitzt erreichen wir die Werkstatt von Yut, dem besten BMW Mechaniker Bangkoks( wenn nicht Thailands). Rosie soll ein richtiges Facelift bekommen. Neue Pulverbeschichtung, Steuerkette, Pleuellager und noch so einige andere Dinge. Und Yut kann das!!
Irgendwann ist es dann soweit und ich stehe vor einer fast taufrischen Rosie. Ganz in Weiss( ich konnte das Bayern Blau nicht mehr sehen) und mit jungfräulicher Technik kann das Abenteuer Thailand endlich beginnen.
Während meiner Wartephase habe ich viele nette Menschen kennengelernt, unter anderem auch Ursula.
Sie möchte eine Motorradtour durch Nordthailand machen, hat auch schon in Chang Mai eine Honda gemietet, wäre aber froh, nicht allein fahren zu müssen. Neues Land, wenig Motorrad Erfahrung. Also nehme ich sie unter meine Fittiche und wir verabreden uns im Riders Corner, einer Bikerkneipe, in besagtem Chang Mai. Sie fliegt, ich fahre natürlich.
Gute 2 Stunden brauche ich allein um aus Bangkok herauszukommen. Ein Alptraum. Überall wird gebaut. Ein einziger grosser Stau. Dann eintönige Fahrt gen Norden auf der N1. Rosie schlägt sich besser als ich. Irgendwann beschliesse ich einen Nachtstop einzulegen. Aber anstatt eines Hotels finde ich nur Anlagen mit vielen kleinen Holzhütten, deren rote Lichter eher auf einen Puff hindeuten.
Die Müdigkeit siegt, ich lehne die Begleitung ab und beziehe für 8 € ein sauberes Zimmer. Nur das rote Licht nervt…
Ursula und ich beschliessen, den Mae Hong Son Loop zu fahren, eine Rundstrecke Im Nordosten, die nah an die burmesische Grenze führt. Legendär bei Motorradfahrern durch seine 1864 Kurven.
Das erste Ziel heisst Pai, ein ehemals ruhiges Marktnest der hier siedelnden Shan. Heute ist Pai ein bevorzugter Platz von Backpackern und thailändischen Touristen, wurden hier doch 2 Schnulzfilme gedreht und so gilt Pai heute als Platz der Liebe für alle Schnulzenfans.
Die Fahrt dorthin könnte schön sein, wären da nicht die unzähligen Touribusse, die sich um die unzähligen Kurven schlängeln.
Auf den Strassen von Pai geht es ab wie auf dem Basar, nicht ganz so schlimm wie Khao San Road in Bangkok, aber viel fehlt nicht mehr. Die Umgebung aber ist wunderschön.
Danach, auf der Strecke nach Mae Hong Son, wird es merklich ruhiger. Nur wenige Pauschaltouristen verirren sich in diese Region. Das Cruisen macht unsagbar viel Spass, die vielen Kurven auf bestem Geläuf tun ihr übriges, um mir das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht zu nehmen.
Mae Hong Son ist ein beschaulicher kleiner Ort mit einem netten Wat ( Tempel) und einem angrenzenden See. Wir haben Glück und es ist Nachtmarkt. Ein Panoptikum an Ständen bietet alles feil, was man sich vorstellen kann. Wir schlagen uns den Magen mit undefinierbaren Grillwaren voll, von denen ich gar nicht wissen möchte, aus welchem Körperteil geschweige denn von welchem Tier sie kommen. Dazu spielt eine um Spenden bittende Schülergruppe um die 7 Lebensjahre wie die Duracellhässchen immer wieder Zombie von den Cranberries. Absurder kann es nicht werden…
Von Mae Hong Son kann man einen Abstecher in eins der Langhals- oder Padaungdörfer machen. Dieses eigentlich aus Myanmar kommende Karenvolk ist zu einer der Touristenattraktionen in manchen Ecken Thailands verkommen. Wir müssen einige Zeit schlechte Piste auf uns nehmen, um zu einem der abseits des Touritrails gelegenen Dörfer zu kommen. Klar, auch hier will man Textilien und Schmuck verkaufen, aber Farangs ( Langnasen, Bezeichnung für uns Bleichgesichter) sehen wir keine. Schon mit ca. 5 Jahren bekommen die kleinen Mädchen ihre erste Halsspirale angelegt. Irgendwann kann das ganze Ding bis zu 30cm hoch werden. Na ja, wer es mag….
Wieder traumhafte Fahrt hoch in die Berge. Ziel ist ein Wasserfall, der sich aber eher als Lachnummer herausstellt. Abgesehen von dem Rinnsal ist die Tour aber atemberaubend. Wildblumenfelder und Almen lassen an die Alpen denken, wären da nicht die Bambushütten und vor allem die Wasserbüffel, die mit ihren riesigen Haufen immer wieder für Adrenalinschübe in den glitschigen Kurven sorgen.
Mae Sariang, so gar nicht auf der Liste der meisten Reisenden, hat wirklich Charme. Nette günstige Guesthouses, klar, der obligatorische Markt mit neuen nicht unbedingt immer vertrauenserweckenden kulinarischen Köstlichkeiten und ein kühles Blondes mit einem tollen Blick auf den Fluss und das idyllische Hinterland.
Wir entscheiden uns für den ausgedehnteren Mae Hong Son Loop und fahren weiter nach Mae Sot. Denn Weihnachten ist nicht mehr weit und Sukhothai könnte ein netter Ort sein, um auf den alten Jesus anzustossen.
Nach Mae Sariang wird die Strasse ziemlich mies, Schlaglöcher un masse. Aber schon wird eifrig gebaut. Die Thais sind schon ein emsiges Völkchen. Sollten die Inder sich mal eine Scheibe von abschneiden.
Mae Sot hat, bis auf einen Schweizer mit einem unglaublichen Mitteilungsbedürfnis, odrrrr, nicht viel zu bieten und wir sind froh, schnell nach Sukhothai abhauen zu können.
Sukhothai war mal ein altes Königreich und hat heute noch so allerhand alte Steine zu bieten. So machen wir erst einmal eine grosse Besichtigungstour und zollen den alten Pagoden unseren Respekt.
Heilig Abend verbringen wir mit Bier und Wodka, Chips und Keksen. Nicht gerade das klassische Weihnachtsessen, aber Hauptsache Spass!
Zurück in Chang Mai werden schon die nächsten Pläne geschmiedet. Ich will meine australischen Freunde Karin und Kim besuchen, die sich für 2 Wochen in Krabi aufhalten. Eigentlich wollte ich mit dem Bike runterfahren. Da mir der Norden aber so gut gefällt und ich mit Ursula noch den Golden Triangle und den Nan Loop fahren möchte, stelle ich Rosie im Hollanda Montri Guesthouse bei dem freundlichen Holländer Lucas unter und fliege. Ursula hat Liebeskummer und möchte Sylvester nicht allein verbringen. Also pack ich sie kurzerhand auch noch ein und nach ein paar Stunden stehen wir einen Tag vor Sylvester am Flughafen von Krabi. Die beiden wohnen ausserhalb in einem Resort und leider weiss kein Taxifahrer, wo sich das Dorf mit dem lustigen Namen Din Daeng Noi den nun befindet. So verbringen wir noch einmal geschlagene 2 Stunden mit der Suche und kommen völlig entnervt in der Dunkelheit an. Dann grosse Wiedersehensfeier…..
Am nächsten Tag organisieren wir uns 2 Scooter, denn ganz ohne Mopeds geht es einfach nicht. So sind wir in unserer schönen Eremitage( das Frog and Catfish ist wirklich ein Traum ) zumindest etwas unabhängig. Sylvester bleiben wir im Hotel und feiern mit den Besitzern Gary und Bua und den anderen wenigen Gästen. Nur Kim ist leider nicht so wirklich mit von der Partie, hat sie sich doch schon am 3. Tag den Magen verdorben. Guter Start würde ich sagen. Und das Pech ist auch weiterhin auf ihrer Seite.
Wir fahren zum Ao Nang Beach. Grosser Fehler. Nicht nur weil der Ballermann dagegen ein Kurort ist, sondern weil Kim, beim Versuch den Scooter zu wenden, ins Schleudern kommt und gegen einen nagelneuen Pickup knallt. Ihr ist Gott sei Dank bis auf ein paar Blutergüsse nichts passiert. Aber die Delle im Auto will bezahlt werden. Nach langem Feilschen einigt man sich auf 250€. Teuere Miete, arme Kim. Sie steckt das mit einem Schulterzucken weg und sitzt am nächsten Tag wieder auf dem Bike. Das Umland zu erkunden mach Spass und entschädigt für den Trubel und Stress am Vorabend.
Gary empfiehlt uns eine Kanutour durch die Mangroven. Also werden wir am folgenden Tag abgeholt und paddeln kurze Zeit später in zweier Kanus durchs offene Meer auf die Felsformationen an der Küste zu. Ganz nett, wenn wir alleine wären. Aber mit uns paddeln um die 30 anderen Boote. In den schmalen Kanälen durch den Mangrovenwald geht es zu wie in der Rushhour in Bangkok. Erschwerend kommt hinzu, das die wenigsten ihre Kanus wirklich beherrschen. Immer wieder bleiben sie in den Luftwurzeln hängen oder rammen uns. Ein Alptraum, braucht kein Mensch.
Die Mädels wollen noch nach Ko Lanta, haben auch da schon eine Unterkunft gebucht. Wir entschliessen uns, noch für einen Tag mitzukommen und zumindest etwas Strand zu geniessen. Die Fähre ist wieder einmal kein Spass. Komplett überfüllt.
Die Anlage aber ganz nett, das Essen dank des französischen Besitzers ausgezeichnet und der Strand wie im Bilderbuch.
Noch eine letzte gemeinsame Feier und dann am nächsten Tag mit dem Taxi zum Krabi Airport.
Die Bikes sind noch so, wie wir sie verlassen haben und nach einem Detox Tag geht es wieder mal auf herrlichen Strassen in den Norden nach Tha Ton. Unser Ziel ist der nördlichste Punkt Thailands und dann das Gebiet um Nan.
Tha Ton ist ein nettes verschlafenes Dörfchen an einem idyllischen Fluss. Es gibt einen schönen Wat auf dem Berg mit einem spektakulären Ausblick auf das gesamte Umland.
Der Ritt nach Mae Sai gestaltet sich etwas kompliziert, dank meines in die Jahre gekommenen GPS. Wir wollen über Mae Salong fahren und verpassen natürlich die Abzweigung. Also zurück. Dann eine winzige Strasse hoch. Endlich angekommen erst einmal Mittag essen. Drei Wandermönche kommen in die Garküche, haben aber kein Geld für ihre Kost. Nach dem Prinzip, jeden Tag eine gute Tat, laden wir sie zum Essen ein und sie schlagen rein wie Blücher. Dann schickt uns das Navi die verkehrte Strasse weiter und wir landen wieder an dem Ort vom Morgen. Doch wir finden noch einen anderen Einstieg zur 1149, die abenteuerlich direkt auf einem Kamm an der Grenze zu Myanmar lang führt.
Ursula ist auf Grund einiger extrem steiler Passagen mit den Nerven am Ende und sieht etwas bleich aus als sie bei unserer Ankunft in Mae Sai den Helm abstreift. Mae Sai selbst ist eine typische Grenzstadt und hat, bis auf unzählige Verkaufsstände, nichts zu bieten. Wir wohnen direkt am Grenzfluss und beobachten immer wieder wie Leute aus Myanmar nach Thailand waten. Möchte gar nicht wissen, was sie in ihren Plastiktüten so alles rüberschaffen.
Die Fahrt nach Chiang Khong über Chiang Saen ist wieder einmal wunderbar. Irgendwann treffen wir auf den Zusammenfluss des Ruaks mit dem mächtigen Mekong. Tolle Aussichtspunkte laden in regelmässigen Abständen zum Verweilen ein.
Die nächste Station ist Chiang Rai. Ein bisschen wie der kleine Bruder von Chiang Mai ist es hier wieder sehr touristisch. Eine Bar und ein Restaurant am anderen, ein Nachtmarkt mit all dem Plunder den Touristen gern mit nach Hause schleppen. Nichts wie weiter!!
Der Hauptgrund, weswegen wir nach Chiang Rai gekommen sind ist Wat Rong Khun, der weisse Tempel. Ein bisschen wie die Sagrada Familia in Barcelona wird auch hier noch permanent gebaut. Doch die Menschenmassen lassen uns auch hier nur kurz verweilen. Auf nach Nan, eine kleine Provinzstadt im Osten nah der laotischen Grenze. Nan dient uns als Ausgangspunkt für einige Ausritte in die spektakuläre Berglandschaft. Diese Ecke ist für mich die schönste Bikegegend in ganz Thailand. In endlosen Serpentinen schrauben wir uns auf über 1700m. Hinter jeder Kurve warten grandiose Ausblicke. Schöner kann Motorradfahren nicht sein.
Nur Ursula guckt etwas betrübt in Anbetracht ihrer baldigen Abreise. Eigentlich wollte ich von hier Richtung Laos fahren, entscheide mich aber dafür, Ursula bis nach Chiang Mai zu begleiten. Eine kleine Abschiedsfeier muss schon noch sein. Ich werde sie vermissen. Sie war für 4 Wochen und über 3000km eine super Reisepartnerin. Also jetzt auf nach Laos!!