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Bis Mendoza

Gesagt , getan. Sind ja nur 230km bis Potosi, meinem nächsten Ziel. Und das auf der neusten Strasse Boliviens. Ein Kinderspiel, dachte ich. Ich geniesse die tolle Landschaft ohne auf Schlaglöcher und andere Unwegsambarkeiten achten zu müssen. Und dann das. Strassensperre 30km vor Potosi.
Ich könne nicht weiterfahren. Revolte in der Stadt. Keine Chance. Ich wäge meine Situation ab.Hinter mir stehen an die 50 Trucks. Keiner kann durch. Klar, ich könnte mir ein paar nette Tage mit den Jungs der Landstrasse machen, auf der Strasse pennen, Schnaps saufen und Rosie bei den abendlichen Kartenspielen verzocken. Ich verstehe ja eh nicht viel. Super Opfer. Aber nicht umbedingt eine Option. Wer weiss schon, wie lange der Spass hier geht. Sehe mich schon mit Vollbart und ohne Hab und Gut an der Feuertonne stehen. Also egal, denke ich mir, und umfahre unter lautem Geschrei die Steinblockbarrikade.
Dann kommt aber eine Sperre nach der nächsten. Vielleicht doch lieber die wilden Trucker? Ne, denke ich mir, könnte ja noch schlimmer kommen als Feuertonne und Vollbart und es ist eh zu spät um umzukehren. Umkehren mag ich grundsätzlich nicht! Aber besser wird es auch nicht. Aufgebrachte Demonstranten kommen auf mich zugerannt, um meine Reifen mit Nägeln zu traktieren und mich von Rosie zu zerren. Überall brennen Reifen und fliegen Steine.Ich rufe nur so selbstsicher, wie es geht : Yo soy Aleman, turistico…emergencia… und fahre weiter, während ich nach mir greifende Arme abwehre und mir der Arsch auf Grundeis geht. Rosies massiges Auftreten schüchtert Gott sei Dank viele ein. Ist so ein bisschen, wie als Polizist mit einem fettarschigen Pferd durch die Demonstranten zu pflügen. Schon blöd, wahrscheinlich haben sie einen Grund für all das was sie hier machen. Aber nicht meine Baustelle. Irgendwann finde ich meinen Engel. Eine nette alte Quechuan hat Mitleid mit mir, erkennt wohl meinen panischen Gesichtsausdruck, und zeigt mir einen Weg durch das Chaos, der nicht so viele hochemotionale Sperren hat .So komme ich irgendwie durch. Dann, an der Hauptstrasse nach Sucre, wird die Atmosphäre entspannter. Zwar auch Sperren, aber sie lassen mich ungehindert raus. Wenn der Bursche es bis hierher geschafft hat, dann hat er das auch verdient….
Eigentlich wollte ich ja hierbleiben und weiter Richtung Süden, aber ich bin mir bewusst, dass ich Glück gehabt habe, hier unbeschadet rausgekommen zu sein und fahre durch bis Sucre.
Die Stadt gefällt mir auf Anhieb. Ich habe eigentlich eine Buchung für einen Homestay bei einer Schweizer Familie, bin aber viel zu früh hier, wollte ich doch erst in den Süden und kam nicht zu dem Abzweig in Potosi. Ich checke im sehr netten Hostal Pachamama ein, streife erst einmal durch die weisse Stadt.
Eigentlich ist Sucre einer der schönsten Städte, die ich bisher auf meiner Reise gesehen habe. Wunderschöne alte spanische Kolonialbauten, relaxte Atmosphäre und viele Cafes, Kneipen und Restaurants. Halt Studentenstadt und Gringostadt, wegen der vielen guten Spanischschulen. Am dritten Abend sitze ich im Berlin, einem deutschen Laden, beim PAULANER , um die Situation mit den hiesigen Sprachschulen abzuchecken ( die haben auch eine). Da komme ich mit zwei etwas älteren Deutschen ins Gespräch. Fritz und Paul ( Namen geändert) sind schon etwas länger hier. Der eine lernt hier seit Monaten akribisch Spanisch, der andere scheisst drauf , ist hier auf seiner Reise hängengeblieben und lebt seit 2 Jahren in Sucre. Und bietet mir eine Wohnung über ihm an. Nach einigen Paulanern mehr ist mein Entschluss schon so gut wie gefasst. Eine Bleibe mit Küche und 2 Räumen ist allemal besser als das Backpacker verseuchte Hostal ( aber trotzdem eine gute Wahl) , das ich jetzt bewohne, und sogar einiges billiger.
Ich bin halt zu alt, um mich mit Baujahr 90 Menschen über die Partyspots in Südamerika auszutauschen.
Die klopfen schon morgens höflich an, um zu gucken, ob ich noch lebe. Und auch zu alt, um als Mitbewohner bei einer Familie zu leben. Aber ich habe ja nun mal zugesagt.
Dann schlägt das Schicksal zu. An dem Tag, an dem ich bei den Schweizern einziehen sollte, ereilt mich ein Notfruf.
Eine Bekannte hat auf dem Weg in Potosi eine schweren Unfall gehabt. Auf Moped gesessen, über die Strasse gespanntes Seil nicht erkannt, hängengeblieben mit 50kmh , Schulter gebrochen, Krankenhaus, Krankenhaus bezahlen, kein Geld aus ATM, da leer, Problem! Also mach ich mich mit meiner ungemeinen Erfahrung bezüglich bolivianischer Demonstrationsweisen noch einmal auf, um ihr Geld zu bringen. Sie glücklich, ich glücklich, denn ich habe eine berechtigte Ausrede, dem schweizerischen Familienleben zu entkommen.
So ist Senior Phillippe glücklich, einen neuen Mieter zu haben, und ich richte mich am kommenden Tag erst einmal häuslich ein. Klar, Rosie in den etwas engen Hausflur zu fahren ist ein bisschen, wie einen Faden durchs Nadelöhr zu ziehen, aber geht dann doch nach ordentlichem Striptease ( von Rosie).
So gehe ich fleissig in die Schule ( nur ein paar Meter entfernt) , komme mir vor wie ein beschi… Pennäler,
feier aber auch wie einer, und lerne die ortsansässigen Voll- und Halbgringos kennen.
Wenn man so lange keinen FESTEN WOHNSITZ gehabt hat wie ich, fühlt man sich schon nach 2 Wochen, als wäre man schon immer hier gewesen. Leider auch mit all den Nachteilen eines vergleichsweisen kleinen Kaffs. Jeder kennt jeden und Bolivianer und die ortsansässigen Gringos sind gerne Lästermäuler.
Dann kommt der Tag, an dem ich mit ein paar sogenannten neugewonnenen Freunden einen Kurztrip in einen neuen Nationalpark plane. Einer der wenigen Punkte auf diesem Planeten, an dem sich natürlich Palmen auf 3000m Höhe angesiedelt haben. Wie nennt man so einen Ort? Klar, Palmar.
Fritz, mein Untermieter, Roxana, eine wirklich sympatische Reisebüro Eigentümerin, Pio, ein Incasprössling und der Mensch, der das promoten soll, sind mit von der Partie. Aber Bolivien bedeutet auch, dass alles verschoben wird und sich ändern kann. Warum entspannt, wenn es auch hektisch geht.
Denn wenn es dann losgeht, dann rapido und um 6 Uhr morgens.
Pio hat noch eine Frau eingepackt, die aber trotz der 6 stündigen Anfahrt, am nächsten Morgen wieder nachhause möchte. Wenn das mal funktioniert….
Aber wir fahren ja mit 2 Geländewagen.Und es funktioniert natürlich nicht…
Roxana hat noch Silke mitgebracht. Eine Mitarbeiterin, Deutsche, die schon seit geraumer Zeit in Sucre lebt.
Und Fritz ist abgesprungen.
Tolle, entspannte Fahrt nach Palmar. Alle sind gut drauf. Bestes Wetter und atemberaubende Kulisse. Palmar selber ist ein verschlafenes Nest ohne jede Infrastruktur für Besucher. Nach einer Wanderung durch die mit Palmen bestandenen Schluchten sind alle begeistert, aber auch etwas ernüchtert. Hier werden so schnell keine Pauschalis auftreten. Zu steil und zu anstrengend. Aber nach aufgebautem Zelt und einem Glas Rotwein ist aller Sch(w)eiss schnell vergessen. Nur die von Pio mitgebrachte Frau nervt. Sie will nach hause. Hätte sich die Schnepfe aber auch überlegen können, dass es von hier keinen Linienbus gibt.
Auch der nächste Tag ist wunderschön und Pio besorgt für den Abend einen Zeltplatz bei einem Campensino mit angrenzendem Wasserfall. Beim Lagerfeuer, umgeben von Rindern, Eseln und Hunden ist die Welt noch in Ordnung. Nur Schnepfe nervt immer mehr.
Wir wollen zur Schlucht der Kondore. Pio sagt 2 Stunden hoch, 1.5 zurück. Ich gucke hoch, gucke auf unsere untrainierte Truppe und denke: niemals!
Schnepfe, der Guide und Pio geben Gas, klar, sie will schnell weg. Roxana und Silke fallen immer mehr zurück. Ich habe beim Trekken gelernt, immer auf das schwächste Glied zu achten. Also gehen wir drei unser Tempo. Nur wissen wir irgendwann nicht mehr genau wohin. Niemand mehr in Sicht. Blöd.
Dann kommt Pio auf einmal zurück. Ich sage ihm, dass das nicht so gut wäre, Leute im Unklaren zu lassen, wo es denn herginge. Wie aus heiterem Himmel schreit er mich auf einmal an wie ein Geisteskranker. Erst denke ich, das ist ein Scherz. Aber weit gefehlt, der meint das wirklich ernst.
In Drohhaltung steht er, mit einem Stock fuchteld, sabbernd und schreiend vor mir. ´Was bist du für ein undankbarer Tourist, das ist so in Bolivien. Wenn die Frauen das nicht schaffen, ist das eben so……ihr Deutschen wisst immer alles besser…`
Ich mache ihn darauf aufmerksam, dass man sich in der ganzen Welt bei Trekkingtouren an dem schwächsten Glied orientiert. Ernte aber nur Zorn. Wutschnaubend zieht er von Dannen. Ich mache mit den Mädels unser Tempo und auch wir erreichen den Berggipfel. Allerdings erst nach 3 Stunden.
Muss aber in mich reingrinsen, als ich erfahre, dass sich noch kein Kondor hat blicken lassen.
Prompt sind wir angekommen, ziehen 3 der Fluggiganten an uns vorbei. Ok, auch nicht gerade in der Entfernung, dass es dunkel wird, aber immerhin.
Eigentlich wollte ich noch 2 Tage mit Pio in der Ecke bleiben, aber das Zusammensein mit Cholerikern verschiebe ich auf einen späteren Zeitpunkt und fahre mit den Mädels zurück nach Sucre.
Roxana möchte gerne, dass ich Fotos für ihre nächste Internetseite mache und lädt mich zu einer 5 tägigen Tour zu den Highlights Südboliviens ein. Scheiss was auf Schule, das klingt mal viel interessanter.
Mit von der Partie, ausser Roxana , sind Silke, Farid der Fahrer, und Manu, eine Reiseleiterin der Agentur, die noch nicht alle Ziele kennt und ihr Deutsch auffrischen soll.
Klar verschiebt sich alles mal wieder, aber in diesem Fall ein Glücksfall. Nach einer Woche bescheidenden Wetters fahren wir im Sonnenschein los und es soll so für die kommende Zeit bleiben.
Von Sucre geht es nach Potosi, bekannt für seine Silberminen, die schon die Spanier zu schätzen wussten. Und Roxana hat sich in den Kopf gesetzt noch eine vor der Weiterfahrt nach Uyuni zu besuchen.
Wer denkt, dass wäre wie der Besuch des Bergbaumuseums in Bochum, hat sich geirrt.
Erst müssen wir zu einem kleinen Kiosk und uns mit reichlich Kokablättern und fast reinem Alkohol eindecken. Nicht nur das die Jungs da unter Tage immer komplett strunkelig sind um das zu verkraften, man muss auch dem Berggott Tribut zollen. Steht auch auf strunkelig. Dann SICHERHEITSKLEIDUNG anlegen. Und ab in den Kaninchenbau. Anders kann man das nicht beschreiben. Klar, die Mineros sind alle so laufende Meter, aber für einen Mitteleuropäer eine Tortur. Hat so ein bisschen was von Indiana Jones. Überall Wasser, unheilvoll vor sich hin gammelde Holzständer, Götterstatuen mit Kippe im Gesicht und Kokablättern im Schoß bei einer Höhe von 1,4m. Nur das ich Gott sei Dank einen Helm auf habe und keinen Hut. Auch so habe ich am Ende der Tour Beulen am Kopf.
Ok, muss man mal gemacht haben. Aber auch Roxana streicht das aus ihrem Touristen Programm. Könnte zu Schlaganfällen und Herzinfakten bei den Studiosus Reisenden führen.
Wir ändern die Fahrsituation. Jetzt ist Farid Tourist und Juan, unser Fahrer in seinem netten Landcruiser 90. Es geht über den Salar de Uyuni, den mit über 10000qkm weltgrößten Salzsee, zur Insel Incahuasi.
Mitten im weißen Nichts ragt auf einmal eine Felseninsel auf. Und darauf wachsen meterhohe Kakteen mit einer Höhe bis 6m. Wenn man bedenkt, daß die nur einen cm im Jahr wachsen, sind die Burschen schon ganz schön alt. Wir übernachten in einem Salzhotel ( gebaut aus Salz), in dem man auf keinerlei Luxus verzichten muss und machen uns am nächsten Morgen auf zu den nächsten Highlights der Region. Die Bandbreite dessen, was man in dieser Region erkunden kann, ist fantastisch. Von Höhlen mit versteinerten Korallen, Höhlen mit Mumien, Geysiren, Vulkanen und Lagunen mit den extremsten Farben wird einem hier alles geboten. Immer wieder kreuzen Vicunas und Guanacos unseren Weg. Ab und zu hält Juan an, um das ein oder andere steckengebliebene Fahrzeug anderer mit unglaublichem Improvisationsvermögen wieder flott zu machen. Abends übernachten wir in unerwartet komfortablen Unterbringungen. Die Tage fliegen nur so dahin und schon bald ist alles schon wieder zuende und wir sind wieder in Potosi. Eigentlich will Roxana noch in eine andere Mine, aber da kriegen mich keine 5 Pferde mehr rein. Dafür haben wir ein letztes einzigartiges Erlebnis. Wir übernachten in der ältesten Finca Südamerikas.
Und der Besitzer , ein Bekannter von Roxana, läßt es sich nicht nehmen uns durch sein Hotelmuseum zu führen. Tief beeindruckt von den unglaublichen Exponaten sitzen wir noch bis tief in der Nacht bei dem ein oder anderem Glas Wein am prasselden Kaminfeuer zusammen und lauschen seinen Erzählungen aus der Geschichte dieses Anwesens.
Die Tage in Sucre sind für mich gezählt. Ich schraube noch ein wenig an Rosie, irgendwie macht sie wieder komische Geräusche, verbringe noch etwas Zeit mit meinen neuen Freunden Roxana und Silke, und mache mich auf den Weg gen Süden.
Tarija heißt mein Ziel auf dem Weg nach Argentinien. Hier befindet sich das Weinanbaugebiet Boliviens.
Ich unternehme einige Ausflüge in die landwirtschaftlich geprägte Umgebung und genieße die lebensfreudige Art der Einwohner. Hier spielt Essen und Trinken die größte Rolle und ich schließe mich gerne an. Mit einigen kulinarischen Spezialitäten kann ich mich allerdings nicht so wirklich anfreunden. So bekomme ich zum Beispiel einen Teller vorgesetzt, auf dem sich eine Art Hummer befinden, die jedoch die Größe haben, als würden sie in die Puppenstube gehören. Diese wie kleine Monsterinsekten aussehenden Dinger isst man dann auch im Ganzen. Na ja….
Ich entscheide mich für den Grenzübergang in Bermejo um nach Argentinien zu gelangen.
Die Fahrt startet bei Sonnenschein aber sobald ich in tiefere Gefilde komme und auf den Rio Bermejo treffe, wird es auf einmal tropisch und feucht. Bis zur Grenze geht es durch eine Schlucht im Baritu Nationalpark. Plötzlich fahre ich durch dichten Dschungel. Was für ein Gegensatz zur morgentlichen Landschaft.
Ich habe die Grenze noch nicht erreicht, da werde ich an einem Posten von Argentinischen Polizisten angehalten. Sehr jovial werde ich aufgefordert, mein Gepäck zum Röntgen in einen Raum zu bringen. Alles ist sehr entspannt und schnell erledigt und nach einer herzlichen Verabschiedung geht es weiter.
An der eigentlichen Grenze, nach Überquerung einer Friedensbrücke, werde ich von den Bolivianern in 3 Minuten ausgestempelt. Auch die Argentinier sind sehr zügig mit dem Abstempeln meines Passes und der Erteilung einer Einfuhrgenehmigung für Rosie. Dann aber die Frage, mit der ich hier nicht gerechnet hätte:
Wo ist die Versicherung für ihr Motorrad, ohne gibt es keine Einreise. Scheisse. Wollte ich in aller Ruhe in Salta erledigen und habe nicht gedacht, daß die einen erst gar nicht reinlassen. Ich reagiere sofort und verkaufe ihnen mein Carnet als Deutsche Versicherung. Kennen sie nicht und schieben das Papier von einem zum anderen. Alle versuchen verzweifelt, irgendwas zu entziffern. Ich verweise noch darauf, das Argentinien auf der Rückseite vermerkt ist. Nach 15 Minuten geben sie auf und lassen mich meines Weges ziehen.
Ziemlich durchnässt und durchgefroren komme ich abends in Salta an. Ich nehme das erst beste Hostel und will nur noch eine heisse Dusche. Für 20$ bekomme ich ein enges Zimmer mit angrenzendem Bad, in dem allerdings nichts funktioniert. Die rauschende Klospülung muß mit einem beherzten Griff in den Spülkasten gestoppt werden, will man nicht die Niagarafälle im Zimmer haben und den Duschkopf habe ich bei der ersten Berührung schon in der Hand. Egal, dann halt Indisch mit Eimer. Immerhin ist das Wasser heiß.
Frisch geeimert mach ich mich auf, ein Steakhaus zu finden. Und finde den Tempel. Was der Ober mir im Viejo Jack auf den Tisch stellt, ist ein Traum von einem Steak. 400g die aus dem Himmel kommen. Dafür lasse ich jedes Kobe Steak stehen. Da hilft auch kein Streicheln..Nach jedem Biss ein Frohlocken. .
Ich muss ein paar Pesos aus dem Automaten ziehen und ärgere mich schwarz. Zwar geben die an, sie würden auch Dollars ausspucken, aber das ist seit einiger Zeit tabu. Also muss ich mit dem Kurs von 1 zu 10 leben.
Am nächsten Tag mache ich mich dann auch sofort auf, die Schwarzmarkthändler ausfindig zu machen.
Und schon bald höre ich ein Flüstern: `Cambio?`.
Ein Typ mit dem Charme eines möchtegern Mafioso bietet mir 15 Pesos für den Dollar. Na geht doch. Das macht das Leben hier schon etwas günstiger. Denn sonst ist es fast teuerer als Deutschland.
Nach der konspirativ anmutendenTransaktion in der letzten Ecke eines schröggeligen Cafes, gehe ich erst einmal auf Erkundungstour.
Salta ist so ganz anders als Bolivien. Zwar architektonisch ähnlich durch die vielen wunderschönen Gebäude aus der spanischen Epoche, gibt es hier unzählige Cafes , in denen man draußen sitzt und das Leben beobachtet. Viele meist argentinische Touristen bevölkern die Straßen und Souveniershops und das Überangebot an Geschäften ist nach Sucre geradezu ein Schock.
Mir reicht das Stadtleben dann nach 2 Tagen auch wieder .
Ich möchte auf die Routa 40 treffen, um sie auf meiner Tour durch Argentinien einmal komplett zu fahren.
Die Routa 40 ist so etwas wie die argentinische Route66 , nur mit 5300km deutlich länger. Eine der längsten Fernstraßen der Welt. Also auf nach Cachi.
Nach gemütlichem Cruisen entlang wunderschöner Fincas, geht es auf Schotter weiter in die Berge.
Unzählige Serpentinen später habe ich den Pedra de Molina erreicht und überschaue eine grandiose Kulisse. Dann endlich der Abzweig auf die RN 40.
Cachi ist schnell erreicht und ich setze mich auf den kleinen Marktplatz und gönne mir einen kleinen Snack und ein Glas Wein. Ich sitze noch nicht lange, da kommt ein babyblaues Ford Coupe von 1947 angerollt und Martin, der Fahrer, spricht mich sofort an. Wir verabreden uns zum Abendessen und suchen uns erst einmal eine Bleibe. Ich entscheide mich fürs Campen auf den örtlichen Campingplatz und bin beeindruckt. Ein riesiges Areal mit vielen Bäumen und sauberen sanitären Anlagen ganz für mich allein. Am frühen Abend kommt der Wärter, kassiert die unglaublichen 1,5$ und stellt für mich die Wassertherme an, damit ich heiß duschen kann. Super..
Martin ist Schweizer, lebt aber seit 16 Jahren in Buenos Aires und will mit seinem Ford auch Richtung Patagonien. Also beschließen wir, bis Mendoza gemeinsam zu fahren.
Wenn man schon in einer weltberühmten Weingegend ist, muss man auch mal testen. So folgen wir dem Abzweig von der RN 40 zur Estancia Colome. Auf abenteuerlicher Piste geht es 20km bis zu diesem beeindruckenden Weingut einer schweizer Familie. Uns erwartet köstliches Essen mit köstlichem Wein, besonders wegen der Höhenlage des Anbaugebietes. Ich halte mich etwas zurück, denn es folgen noch 250km Schotter bis Cafayate.
Und das war auch besser so, denn was jetzt folgt ist zwar landschaftlich eine der schönsten Strecken, die ich je gefahren bin, aber auch fahrerisch anstrengend. Das Valle Calchaquies . Die Landschaft ist wie von einem anderen Planeten. Die verrücktesten Felsformationen in den unterschiedlichsten Farben wechseln sich ab. Aber auch immer wieder weiche Sandpassagen und tiefer Schotter auf der Piste. So kann ich die Augen nicht völlig schweifen lassen, sondern muss mich konzentrieren.
Völlig euphorisch kommen wir in dem wunderschönen Ort Cafayate an und beenden den Abend mit einem 11% craftbeer, uups..
Etwas verkatert machen wir uns auf den Weg zu den Ruinas de los Quilmes, einer präkolumbischen Anlage aus der Zeit von AD800. Unglaublich anzusehen, wie die Leute damals schon in der Lage waren, riesige Steinquader den Berg hoch zu schaffen.
Nach einer Nacht im nicht beeindruckenden Belen soll es heute nach Villa Union gehen. Allerdings haben wir eine Schweizer Familie ( unglaublich viele Schweizer überall) getroffen, die berichteten, daß die Passstraße Cuesta de Miranda wegen Bauarbeiten nicht zu befahren sei. Wir haben aber keinen Bock auf einen Umweg von 200km und gehen das Risiko ein. Bein Erreichen der Baustellencontainer fragt Martin mal nach und erhält die Auskunft, daß wir so gegen 18 Uhr, nachdem die meisten Baustellenfahrzeuge weg sind, passieren dürfen. Also 3 Stunden Zeit totschlagen. Wir reinigen die Luftfilter, wechseln die Batterie am Ford und erledigen noch einige andere Wartungsarbeiten, bevor wir im Konvoi durch die Restbauarbeiten geschleust werden. Der schon fertiggestellte Teil der Straße ist ein Traum. Nagelneue Kurvenstraße durch super Bergkulisse bei abendlichem Sonnenlicht..
Villa Union ist mehr der Ausgangspunkt zu einem Besuch des Parque Nacional Talampaya als ein beschaulicher Ort. Also Essen,Schlafen, Tschüß.
Den Besuch des Parks ersparen wir uns auch. Man muss in einen Bus umsteigen und als ich die Touristengruppen sehe, habe ich keine Lust mehr.
Dafür dann der Parque Natural Provincial Ischigualasto. Hier geht es dann mit dem eigenen Fahrzeug. Ich lasse Rosie stehen und spiele Beifahrer im Ford. Und bin nach 3 Stunden beeindruckt, wie robust dieses wunderschöne alte Auto doch ist. Der Park ist es allemal wert diese Zeit zu investieren. Hat was von klein Monument Valley. Durch Erosion verursachte Steinformationen, wie man sie aus alten Western kennt.
Und das Farbenspiel der Felsen ist mal wieder von einer anderen Welt.
Wir stoppen in San Juan. Von hier aus ist es nicht mehr weit nach Mendoza.
Ich fahre direkt auf der RN 40 nach Mendoza, will ich doch den eigentümlichen Geräuschen von Rosie auf die Spur kommen. Martin schließt sich derweil einer Oldtimer Ralley an, die auf einem Umweg durch die Berge die Weinstadt erreichen will. Aber wir werden uns in Mendoza sicher treffen.

Viva Chile

Mann, das war einer der härtesten Oxentouren, die ich jemals gemacht habe. Da sitze ich doch lieber bei 50 Grad in der Wüste auf meinem Moped. Erst mit dem Flieger von Düsseldorf nach Frankfurt, 2 Stunden warten. Dann von Frankfurt nach Santo Domingo. Durch die Immigration, warum auch immer. Feststellen, daß sie mir auf dem Weg die kleine Kamera aus meinem aufgegebenen Gepäck geklaut haben, Bordkarten für die Weiterflüge holen, 4 Stunden warten. Flug nach Panama. Wieder 3 Stunden warten. Und noch mal 7 Stunden Flug nach Santiago.
Eigentlich sollte mich ein Taxi abholen, aber ich warte vergeblich und renne immer wieder an den Namensschildern der Abholer vorbei. Klar , Murphys law, Handy ist leer und genau darauf habe ich die Adresse meines Hostals. Erinnere mich gerade noch an den Namen und den Stadtteil. Kennt aber keine Sau. Aber mein sehr geduldiger älterer Taxifahrer bekommt das hin und nach nur 33 Stunden bin ich endlich da.
Ich bringe meine Klamotten ins Zimmer und begebe mich in die öffentliche Küche. Und schon ist der Stress der vergangenen Stunden vergessen. 3 andere Biker versorgen mich gleich mit Wein, Bier und guten Geschichten. Ich bin im Hostal Casa Matte, einem von Cristian ( völliger XT Freak) geführten Biker
Guesthouse.
Ich wache um 8 Uhr auf bin etwas irritiert. Es ist stockdunkel. Habe ich denn 24 Stunden geschlafen?
Aber dann wird es doch heller und ich mache mich auf, das Büro meines Verschiffers zu besuchen.
Ich gehe die 5km zu Fuss, muss meine Beine vertreten nach der ganzen Sitzerei im Flieger. Und verlaufe mich prompt. Mein mitgebrachtes GPS ist natürlich leer und auch keine Hilfe. Aber irgenwann bin ich dann doch am richtigen Ort und bekomme von meinem Agenten mitgeteilt, daß meine originale Bill of Lading nicht da sei. Ohne dieses Papier bekomme ich Rosie, die am nächsten Tag in Valparaiso ankommen soll, nicht aus dem Zoll. Ich solle ihn am nächsten Tag anrufen, sagt er lapidar. Bei mir kommt allerdings etwas Panik auf. Erst verlieren sie in Australien mein Carnet und nun das.
Trotz allem genieße ich den Rückweg durch das quirlige Santiago und spüle am Abend in der Küche meinen Frust mit einigen Bier in guter Gesellschaft weg.
Dann die gute Nachricht. Das wichtige Dokument ist aufgetaucht und auf dem Weg ins Office nach Valparaiso. Also auch Zeit für mich, den Bus zu nehmen. Also ab ins Taxi zum Busbahnhof. Doch wir kommen nicht weit und stehen schon nach kürzester Zeit in einem massiven Stau. Die Studenten haben zum grossen Streik aufgerufen und alle großen Strassen sind gesperrt. Der Taxifahrer ist ziemlich angefressen, hat er mir doch einen guten Festpreis gegeben, den er mit all den Umwegen natürlich nicht halten kann. Fluchend wie ein Rohrspatz erreicht er nach 2 Stunden endlich unser Ziel.
Ich finde sofort einen passenden Bus und bin nach 2 weiteren Stunden in Valparaiso und nach einer kurzen Taxifahrt in meiner Herberge, der Villa Kunterbunt.
Martina und Enzo, meine beiden Gastgeber, sind darauf spezialisiert, Motorradfahrern bei der Verschiffung und Verzollung zu helfen und beherbergen ihre Klienten auch noch in ihrem netten, alten Holzhaus. Ich fühle mich sogleich heimisch.
Nachdem wir alle Papiere zusammen haben, ist es dann endlich soweit. Der Gabelstapler bringt eine große Kiste mit BMW Beschriftung. Ich habe sie wieder!!!!! Eine Stunde schraube ich Rosie zusammen und dann kann ich sie nach so langer Zeit wieder fahren. Dachte ich zumindest, den, klar, sie springt nicht an. Auch anschieben bringt nichts. Erst ein hilfsbereiter LKW Fahrer rettet uns mit seinem Starthilfekabel. Danach genieße ich nur noch die 20km Fahrt zur Villa Kunterbunt.
Die nächsten Tage verbringe ich mit kleineren Reparaturen an Rosie, Ausflügen in die Stadt und dem Gucken der abendlichen Fussballspiele der Copa Amerika. Ich könnte länger hier bleiben, fühle ich mich doch schon fast wie ein Familienmitglied, aber mich zieht es weiter gen Norden.
Ein kleiner bitterer Beigeschmack bleibt. Trotzdem ich schon im Vorfeld ein kleines Vermögen für die anfallenden Hafenkosten hier vor Ort gezahlt habe, kommt noch mal eine heftige Rechnung. Also täglicher Schriftverkehr mit meinen Agenten in Sydney. Nicht erfreulich, denn ich will mein Geld zurück.
Nette Küstenstraße und dann Highway No 5 nach La Serena. Recht langweilige 450km. Eigentlich wollte ich in La Serena bleiben, aber irgendwie zu groß, voll und…neeee.
Ist zwar schon spät, aber ich nehme den Abzweig ins Vall de Elqui nach Vicuna. Klar, finde nicht das ausgewähle Hostal und nehme notgedrungen das, was ich finde. 30€ ist schon ein Wort für ein spartanisches Zimmer mit noch nicht einmal durchgehend heißer Dusche. Aber die Atmosphäre ist nett.
Und noch wichtiger: Rosie hat einen sicheren Stellplatz.
Ich verbringe den Abend im Social Club der Stadt, einem recht noblen Restaurant mit Pisco und Fussball.
Heute ist wandern angesagt. Und das mit einem guten Ziel. Eine Mikrobrauerei ca. 16 km entfernt.
Das spornt an und lohnt sich auch am Ende. Super Bier und nette Leute. Nach vier Halben habe ich keine lust mehr zu latschen und strecke einfach mal den Daumen aus. Sofort hält jemand und gibt mir einen Lift zurück. Echt nette Leute hier.
Ich will weiter nach Pisco Elqui. Sind gerade mal 60km von Vicunia, also schnell erledigt. Trotzdem geniesse ich jede Sekunde der Fahrt durch das wundervolle Tal.
Ich lande im El Tesoro de Elqui durch puren Zufall und stelle fest, daß dieses super nette Hostal von zwei Deutschen Freundinnen geführt wird. Und Inas Mann Klaus vermietet auch noch KTMs und organisiert geführte Motorradtouren. Also ist für genug Gesprächsstoff gesorgt. Ich fühle mich sofort wie Zuhause und finde noch zusätzlichen Anschluss. Greg, ein Australier, und seine Schweizer Freundin Regina beschließen eine der KTMs auszuleihen und ich schliesse mich zu einer 320km Ausfahrt auf Schotterpisten durch die umliegenden Berge an.
Wir brechen nicht zu früh auf, denn die Sonne braucht morgens ihre Zeit, um die eisige Kälte zu vertreiben. Ich denke schon mit Grauen an die Temperaturen auf dem Altiplano bei 4000m Höhe. Hier haben wir gerade mal 2000m.
Wir schrauben uns einen Pass hoch und sind überwältigt von der Kulisse hier. Es geht hoch und runter durch unberührte Landschaft. Und als dann irgendwann doch ein kleiner Ort auftaucht, finden wir sogar zur richtigen Zeit ein kleines Restaurant.
Irgendwie vergessen wir die Zeit und stehen am späten Nachmittag vor einer sehr schlechten Piste. Und sie wird immer enger, steiniger und steiler. Das in der Dunkelheit wäre der schiere Alptraum. Also drehen wir nach 20 km um und entscheiden uns zu einem Umweg über La Serena zurück, allerdings auf Asphalt.
Völlig geschlaucht, aber glücklich erreichen wir unser Hostal und gönnen uns erst einmal ein Fläschchen Wein. Die beiden werden wahrscheinlich Probleme haben, die nächsten Tage zu sitzen. Der Sitz auf der KTM ist mehr wie ein Brett.
Ich verbringe noch ein paar Tage mit dem Schreiben von Berichten, netten Gesprächen mit Christin, Ina und Klaus und einigen Exkursionen mit Rosie.
Dann fragt Klaus, ob ich nicht Siggi kennenlernen möchte. Siggi ein Bayer, lebt schon seit langem völlig abgeschieden und ist ein wahrer selfmade man. Klar, und verrückt auf Motorradfahren ist er natürlich auch.
Nach 1 stündiger Fahrt auf zum Teil haarsträubender Piste stehen wir vor seinem großen Haus, natürlich alles selbst gebaut. Und dann kommt eine 570ger Husaberg um die Ecke geschossen. Der Mann ist 62, stark wie ein Bulle und fährt wie ein Berserker. Aber ein absolut super Typ. Nach vielen Gesprächen, Tees und Spagetti s wird es Zeit für uns aufzubrechen. Klaus möchte gerne mal auf Rosie Fahren und ich habe nichts gegen eine 690ger KTM. Mann, was ein Unterschied. Ich merke überhaupt nicht, daß ich über Schotter und Sand fahre.
Es wird Zeit, weiter zu ziehen. Greg und Regina sind schon auf dem Weg nach Caldera und ich möchte an die Küste, nach Punta de Choros.
Eintönige Fahrt auf der Ruta 5 , dann noch einmal 40km Piste bis zum Memo Ruz, meinem Camping Platz. Es ist kalt, feucht und windig, aber egal. Heute abend schaue ich mir erst einmal das Halbfinale in der Copa America mit chilenischer Beteiligung an. Laut Aussage meiner Herbergsfrau soll es in allen 3 Restaurants vor Ort gezeigt werden. Ich mach mich zeitig auf den Weg und muss feststellen, daß alle Restaurants geschlossen sind. Irgendwann komme ich an einem hell erleuchteten Haus mit großer Veranda vorbei, auf der die Männer gerade den Grill anschmeißen und die Frauen auf einen großen Flatscreen schauen. Es handelt sich wohl um eine Familienfeier mit Freunden und Fussball. Was solls, ich frage einfach, ob ich mitgucken kann und werde sofort herzlich eingeladen. Mir wird sofort ein Glas Wein und ein Pisco vor die Nase gestellt und bis zum Ende des Abends sofort immer wieder aufgefüllt, sobald es halb geleert ist. Ich lerne fast das ganze Dorf kennen, wir feiern den Sieg der Chilenischen Jungs und nachdem auch noch der ein oder andere Joint kreist, wird es zu später Stunde Zeit für mich , den Heimweg anzutreten. Aber das gestaltet sich gar nicht so einfach. Ohne Taschenlampe ( vergessen ) und ziemlich benebelt brauche ich 1 Stunde, um mein Zelt zu finden. Das sieht auch alles so gleich aus hier…;))
Eigentlich wollte ich von hier ein Boot zu der Isla Damas nehmen, einer Nationalpark Insel auf der man Pinguine und Seelöwen sehen kann. Aber einer der Fischer sagte schon am Abend, daß das Meer wohl unruhig werden würde. Und so kommt es. 4m hohe Wellen lassen das Auslaufen nicht zu. So muss ich mit dem Beobachten von ein paar Seeottern und Pelikanen an meinem Strand vorlieb nehmen. Auch nicht so schlecht.
Ich habe einen langen Tag vor mir, denn ich möchte heute bis in den Nationalpark Pan de Azucar.
Um 17 Uhr habe ich die 500km bis Chanaral geschafft. Dieser kleine Ort und die gesamte Umgebung sind vor 2 Jahren der Schauplatz einer Katastrophe geworden. Nach ungewöhnlich starken Regenfällen in den angrenzenden Bergen sind riesige Schlammlawinen durch das Örtchen geströmt und haben alles unter sich begrabe. Gott sei Dank am Tag, sodaß sich die meisten Bewohner retten konnten. Trotzdem gab es etliche Tote und die Aufräumarbeiten dauern bis heute. Deshalb verpasse ich auch die Einfahrt in den Park. Da mein Navi aber noch einen nördlichen Eingang ausweist, fahre ich einfach weiter.
Dann die Ernüchterung, die Einfahrt ist gesperrt. Aber ich umfahre einfach die Barriere und mach mich auf den Weg zu dem wohl offenen Campingplatz. Die Piste ist die Hölle. Auch hier überall die Spuren der Schlammlawinen. Nach 20 km dann eine Kreuzung und die Gewissheit: von hier aus geht nichts mehr. Meterhohe Geröllberge verhindern die Weiterfahrt. Und zum Umkehren ist es zu spät. Also schlage ich einfach mein Zelt auf und geniesse die wunderbare Einsamkeit inmitten der Natur. In der Dämmerung ziehen Vicunas an mir vorbei, ich beobachte eine Schlange, die sich ins Gebüsch flüchtet und dann den unbeschreiblichen Sternenhimmel. Aber dann so alleine im Zelt reagiere ich doch auf jedes Geräusch. Immerhin soll es hier auch Pumas geben…..
Wieder mal eine Ochsentour. 640km bis San Pedro de Atacama. Am Anfang lange Baustellen, immer
noch wegen der Lawinen, dann recht langweilige Fahrt bis Calama. Nach dem Abzweig nach San Pedro wird die Landschaft endlich toll. Ein kurzer Abstecher zum Valle de la luna, wirklich anmutend, als sei man auf dem Mond, und ich habe es geschafft. Ich bin es aber auch. Also hostal oder Campingplatz suchen. Alles ist unbeschreiblich teuer hier. Klar, der Touriort schlechthin hier im Norden. Ich bleibe nur kurz stehen, da kommt mir ein Typ mit seine Freundin entgegen und bestaunt Rosie. Auf einmal fragt er mich, ob ich ein Zimmer brauche und deutet mir an , mitzukommen. Und schon kurze Zeit später halte ich den Schlüssel für ein spottbilliges ( für hier) Zimmer mit eigenem Bad und heißem Wasser in meinen Händen.
Nach genußvoller Dusche will ich mir dafür an der Plaza ein Bier gönnen…. und laufe Greg und Regina in die Arme. Darauf stoßen wir an.
Aber damit nicht genug. Am nächsten Tag treffe ich auch noch 2 Biker aus dem Hostal in Santiago wieder. So sehen und feiern wir den chilenischen Sieg gegen Argentinien dann halt zu fünft.
Die Tage vergehen mit dem Erkunden der traumhaften Umgebung, einigen Wartungsarbeiten an Rosie, dem Lesen von 2 Büchern und ein bisschen Feiern wie im Flug.
Dann Aufbruch nach Bolivien. Zurück nach Calama und dann Richtung Ollague. Erst wunderbare Straße, dann Piste. Aber egal, die Landschaft wird nach jeder Kurve beindruckender. Vicunas laufen über die Piste, Flamingos stehen im Salar de Ascotan, schneebedeckte Berge und dunkelblauer Himmel. Ein Traum, wäre da nicht die beschi….Piste, die, nach einem kurzen neuen Asphaltstück die volle Konzentration erfordert.
Ollague ist ein kleines Kaff mit Bahnhof, in dem man nicht lange verweilen möchte. Aber ich finde ein nettes Hostal mit warmen Wasser und beschließe lieber hier zu bleiben, als in 3800m Höhe bei minus 10 Grad mein Zelt in der Pampa aufzuschlagen. Hatte eigentlich gar nicht damit gerechnet, daß es hier so etwas gibt.
Grenzformalitäten sind nie wirklich eine nette Art, den Tag anzugehen. Schon gar nicht, wenn man bei knapp über null Grad in einer 50 Meter langen Schlange vor einem Container des Mannes stehen muss, der den alles entscheidenen Stempel für die Einreise nach Bolivien hat. Auf Chilenischer Seite alles schnell erledigt, aber dann Murphys law. 2 Bussladungen kommen genau zu dem Zeitpunkt, an dem ich an der Bolivianischen Seite erscheine. Also warten und frieren. Dafür bekomme ich anstatt der normalen 90 Tage auch nur 30 Aufenthalt. Super, keine Ahnung warum. Dann Zoll. Schnell erledigt. Rosie bekommt die 90 Tage….
Alle haben behauptet, in Bolivien würden die Pisten noch schlechter. Ich würde sagen, es bleibt gleich beschissen. Aber die Landschaft bleibt dafür auch weiterhin grandios.
Ulyuni ist ein staubiges, kaltes …Nest, voll mit jungen Backpackers, die sich den Welt grössten Salzsee anschauen wollen. Ich komme mir vor wie auf der Kao San Road auf 4000m. Klar, klauen sie mir auch noch meine letzte Sonnenbrille, schon die dritte in Südamerika.
Dafür treffe ich Chris, einen Pizzabäcker aus Boston, der sich entschieden hat, hier sein Leben zu fristen und esse die beste Pizza, die ich je hatte.
Ich mach mich am nächsten Tag mit Rosie auf zum Salar. Wie auf einer Autobahn fährt hier ein Landcruiser mit Touris durch den Salzsee.
Ich nehme meine eigene Route, Platz ist genug, und genieße die Unendlichkeit dieser riesigen, weissen
Ebene.
Aber morgen muss ich hier weg!!!

Ab nach Sydney

Nach der wunderbar entspannenden Zeit bei Harry und Jane mit dem Luxus eines weichen Bettes geht es weiter Richtung Küste. Cape le Grande ist das 380 km entfernte Ziel und eigentlich kommen wir viel zu spät weg, müssen doch noch so einige Erinnerungsfotos geschossen werden. So ist es auch schon fast dunkel, als wir endlich den Nationalpark erreichen. Und dann beginnt das Spiessrutenfahren. Die Australier hatten uns gewarnt, nicht in der Dämmerung zu fahren und wir verstehen warum. Auf beiden Seiten der Piste stehen Herden von Kängurus, die sich scheinbar einen Spass daraus mache, im letzten Augenblick vor unseren Bikes die Strasse zu überqueren. Bemerken sie, dass es doch zu knapp wird, geraten sie in Panik und hopsen wie die Kaninchen kreuz und quer vor uns her. Nicht wirklich lustig, sind die Burschen doch ganz gut in Futter und ein Zusammenstoss könnte für beide Seiten tragisch enden.
In völliger Dunkelheit versuchen wir einen Zeltplatz zu finden, müssen aber feststellen, dass alles belegt ist. Also ein Häusschen weiter und in Lucky Bay haben wir dann auch wirklich Glück. Zwar schon reichlich voll, finden wir noch 2 Plätze für unsere Zelte.
Nach einem kurzen Frühstück, bei dem wir Besuch von einer sehr zutraulichen Roos Dame samt Nachwuchs ( Füttern verboten) bekommen, schauen wir noch einmal am ersten Camp vorbei. Die Landschaft mit den weissen Sandstränden und glasklaren Wasser lädt einfach zu einem extra Tag ein.
Und wir habe Glück und ergattern einen freien Platz. Während ich meine Zeit nutze, diese wunderbare Szenerie auf Fotos festzuhalten, sorgt Kevin dafür, dass wir am nächsten Morgen einige köstlich Fische in die Pfanne hauen können.
Gut genährt geht es dann auch weiter Richtung der gefürchteten Nullarbor ( keine Bäume) Strecke.
Knapp 2000km zieht sich diese Strasse schnurgerade an der Südküste lang und bis auf paar Roadhouses gibt es hier so gut wie nichts. Ist man allerdings ein begeisteter Golfspieler, sollte man sich dieses Ende der Welt nicht entgehen lassen. Zwei angetrunkene Aussies haben sich überlegt, sie könnten doch den weltweit längsten Golfplatz kreieren. Auf einer Strecke von 1365km haben sie 18 Löcher in die Pampa gebaut, viele davon an den Roadhouses. Man braucht schon etwas Geduld, um irgendwann seine Urkunde in Empfang zu nehmen.
Die Nullabor Ebene ist die weltgrösste Kalksteinplatte und nicht umsonst haben AC/DC auf der längsten geraden Strasse Australiens das Stück Highway to Hell geschrieben. Ich kann es verstehen und summe den Song unentwegt vor mich hin.
Wir haben viel zu viel Gemüse eingekauft und realisieren erst jetzt, dass wir kurz vor der Grenze zu South Australia sind. Und da die Australier panische Angst vor der Verbreitung der gemeinen Fruchtfliege haben, wird uns nicht erlaubt, rohes Grünzeug mit über die Grenze zu nehmen.
Also was tun, haben wir doch genug Geld bezahlt und wollen kein Essen wegwerfen.
Wir beschliessen, uns für die Nacht in die Büsche zu schlagen und vorher noch das gesamte Gemüse zu kochen.
Während Kevin wieder mal versucht, die Elektrik des Gespanns zu reparieren, schnibbeln Kerstin und ich uns einen Wolf und lachen uns ob der etwas skurrilen Situation halb tot.
Nach getaner Arbeit gönnen wir uns noch einen Becher Wein und beobachten eine Gewitterfront in weiter Ferne. Kevin, unsere Wettervorhersage, beruhigt uns mit den Worten: Àch, das zieht vorüber`, und wir gehen schlafen.
Als ich am Morgen den Kopf aus meinem Zelt stecke, bietet sich mir ein Bild der Verwüstung.
Das Zelt vom Chaosteam hängt nur noch auf halb 8 und ist umgeben von einem See, indem so allerlei ihrer Utensilien schwimmen. Nicht nur das wir einige Zeit brauchen um alles zusammen zu suchen, wir müssen auch noch durch die Seenlandschaft zurück auf die Hauptpiste. Und als wäre das noch nicht genug, stellen wir an der Grenze fest, dass der eigentliche Quarantäne Checkpoint erst in 500km ist. Also alle Arbeit umsonst. Toller Tag….
Der Eyre Highway hat in Southern Australia so einige tolle Aussichtspunkte von der Steilküste zu bieten.
Schade nur, dass keine Walsaison ist. Muss grandios sein die Meeressäuger von hier oben beobachten zu dürfen.
Zwar haben wir die Nullabor jetzt hinter uns, das ändert aber nichts am eintönigen Fahren. Hier ist Getreideland und die Käffer hier scheinen nur aus Kornspeichern zu bestehen. Zudem ist Erntezeit und wir müssen höllisch aufpassen, nicht in eines der immer wieder kreuzenden Erntefahrzeuge zu donnern.
Wir unternehmen einen kurzen Versuch dem öden Fahren durch einen Besuch des Gawler Nationalparks zu entgehen. Aber nach 40km Wellblechpiste, auf der ich gehörig Angst habe, dass mein nur notdürftig mit 2 Kabelbindern befestigter Ölkühler abfällt und der Tatsache, dass sie hier am Ar…der Welt ein Vermögen fürs kampieren verlangen, verbringen wir die Nacht wieder mal in der wunderschönen Wildnis und machen uns am nächsten Tag auf nach Port Augusta.
Es wird zunehmend voller auf dem Highway und die unzähligen Road Trains lassen kein besonders relaxtes Fahren zu. Also ab auf eine Nebenstrecke im Inland. Und schon wird es an den Ausläufern der Flinders Range wieder interessant. Kurvige Strassen durch hügelige Landschaft und pittoreske Dörfchen. Und in einem von ihnen auf einem etwas abgehalfterten Campingplatz halten wir für die Nacht. Eigentlich nichts, worüber man berichten müsste, wäre da nicht der kautzige Besitzer mit seinem Faible. Possums. Diese possierlichen Beutelratten werden von ihm gepflegt und allabendlich mit selbst gebackenem Kuchen verwöhnt. Und vermehren sich dementsprechend…..nicht jedermanns Sache.
Nördlich von Adelaide verändert sich die Landschaft, wird merklich grüner, fruchtbarer und dadurch zu einem der wichtigsten Weinanbaugebiete. Jeder, der einen guten Rotwein zu schätzen weiss, kennt die Namen Claire Valley und Barossa. Überall an der Strasse wird zum Testen aufgefordert und ich ärgere mich ein wenig, mit dem Bike in dieser Region zu sein. Aber zumindest am Abend gönne ich mir ein nettes Fläschchen. Und, der ist wirklich gut…
Wir haben die Möglichkeit in Adelaide bei Sean unterzukommen. Selbst auch Motorradfahrer, haben wir ihn im westlichsten Pub Australiens kennengelernt. Er selbst würde auch gerne auf Weltreise gehen, hat aber bisher nur den westlichsten, östlichsten, nördlichsten und südlichsten Pub Australiens mit seiner Triumph besucht. Tja, man muss sich Ziele setzen…
Ich nutze die Pause um meine Reifen zu wechseln bevor es auf die berühmte Great Ocean Road geht.
Nach ein paar Tagen geselligen Zusammenseins geht es dann bei recht trüben Wetter weiter gen Melbourne.
Hier sind wir im Schaf Land. Millionen von Merinoschafen stehen am Rand der Strassen und fragen sich, welche Idioten bei dem schlechten Wetter durch diese einsame Landschaft knattern.
Es ist zwar sehr schattig, trotzdem schaffen wir es über Tage, dem drohenden Regen immer wieder wegzufahren.
Gerade an der Küste angekommen, kriegt er uns dann doch. Wir beschliessen erst einmal 2 Nächte auf einem ganz angenehmen Campingplatz auszuharren. Denn die spektakuläre Küstenkulisse hier wollen wir nicht durch einen Dunstschleier sehen.
Dann die ersehnten Sonnenstrahlen und die sensationelle Sicht auf die Steilküste mit dem Höhepunkt. Die 12 Aposteln, riesige Felsen in der Brandung, die langsam vom Meer abgetragen werden ( gibt auch nur noch 8).
Auf dem Weg nach Cape Otway dann eine Überraschung. Überall auf dem Weg sitzen Koalas in den Manna Gumtrees. Was für uns natürlich ein tolles Ereignis ist, ist für die Natur hier eine Katastrophe.
Die von Phillips Island hier angesiedelten Plüschbären lieben diese Gumtrees regelrecht zu Tode. Sie fressen sie so leer, bis sie eingehen. Schon ganze Waldabschnitte sind deshalb abgestorben und man sucht verzweifelt nach einer Lösung. Die meisten Bäume habe deshalb eine Art metallene Halskrause, die verhindern soll, dass die Koalas herauf klettern können. Sieht schon etwas sonderbar aus.
Der folgende Abschnitt der Great Ocean macht ihrem Namen wirklich alle Ehre und erinnert mich sehr an die Küsten Strasse im Süden der Türkei. Eingefräst in die Steilküste windet sie sich um die endlosen Landzungen. Ein Bikertraum.
Wir stoppen für die Nacht an dem wunderschönen Cumberland River Campingplatz und ich traue meinen Augen kaum. Erst denke ich, es handelt sich um einen Pappaufsteller zu Werbezwecken, aber dann bewegt es sich. Ich stupse Kevin an und auch er kann es kaum glauben. Vor uns steht das Monsterkänguru. Der Bursche ist mindestens 1,80m hoch und ein absolutes Muskelpaket. So verwundert es auch nicht, dass er sich von uns Zwergen nicht aus der Ruhe bringen lässt.
Wir wollen uns nicht in Melbourne aufhalten, sondern nur einige wichtige Dinge erledigen und dann weiter. Ich brauche dringend eine neue Isomatte, denn meine alte Thermarest wirft eine gigantische Blase, auf der sich nicht mehr schlafen lässt. Thermarest war sehr kulant und gab mir eine Adresse in Melbourne, wo ich kostenlosen Ersatz bekomme. Und das Chaosteam hat endlich einen Reifenhändler
gefunden, bei dem sie die gewünschte Grösse bekommen können.
Alles ist ziemlich zügig erledigt und wir entschliessen uns, genug Zeit bleibt, noch die Great Alpine Road von Norden gemeinsam zu fahren. Aber schon bei der Herausfahrt  aus Melbourne verlieren wir uns im Verkehr. Ich fahre noch bis Healesville um hier zu übernachten und gehe zum Einkauf in einen Supermarkt , da spricht mich Bernie an. Er hat eine Moto Guzzi Werkstatt im Ort und ist seit 10 Jahren im Land. Wir quatschen ein wenig und er geleitet mich zu einem Campingplatz. Wir biegen gerade in die letzte Strasse ein, da kommt das Chaosteam um die Ecke geknattert. Ohne die Route geplant zu haben, treffen wir uns hier wieder. Unglaublich. Dann eben eine Wiedersehensfeier mit Bernie und Freundin.
Etwas verkatert geht es durch erneute Weinberge ins Ned Kelly Land. Ned Kelly ist so eine Art australischer Robin Hood oder Billy the Kid und wird in Australien noch immer verehrt – wie auch einige andere Buschranger … Männer, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten waren und Polizei und Obrigkeit immer wieder ein Schnippchen schlugen, indem sie sich in den Bergen versteckten. Aber, wie in Ned Kellys Fall, bezahlten die meisten am Ende mit ihrem Leben. Ned trug immer eine Rüstung und sah aus wie aus der Blechbüchsenarmee der Augsburger Puppenkiste.
Wir schrauben uns immer höher in alpine Gebiete. Erst noch durch dichten Eukalyptuswald mit unbeschreiblichem Duft, sind ab 1300m nur noch abgestorbene, weisse Baumskelette anzutreffen.
Sieht ziemlich unwirklich aus, wie nach einer Nuklearkatastrophe. Und so ähnlich muss es bei den starken Brändenvon 2003 und 2009 auch gewesen sein, die für diese Szenerie verantwortlich sind.
Nach einem kurzen Abstecher zum Lake District ist die Zeit gekommen, sich zu trennen.Das Chaosteam
wird von hier aus Richtung Tasmanien aufbrechen und ich will hoch nach Sydney.
Ich folge dem Princess Highway Richtung Norden und obwohl die kurvenreiche Strasse zum biken wirklich schön ist, bin ich doch etwas enttäuscht . Man hat fast nie einen freien Blick auf das Meer. Das war im Süden dann doch eine schönere Kulisse. Nach einer Nacht auf dem abgewracktesten Canpingplatz , den ich in Australien je besucht habe, und der dazu auch noch einer der teuersten war, schaffe ich es am nächsten Tag durch dichten Verkehr nach Sydney.
Mein Ziel ist eigentlich Woy Woy, 70km nördlich, aber Sydney hat keine wirkliche Umgehungsstrasse und alles muss notgedrungen durch die City. Ich will über die Harbour Bridge und wundere mich über die unglaubliche Präsenz von Polizei und Journalisten im Zentrum.´ Na für dich werden die nicht da sein`
denke ich und erst bei meiner Ankunft in Woy Woy teilt mir Karin, meine alte Freundin, mit, dass es eine Geiselnahme im Lindt Cafe gegeben hätte. Irgendwie bin ich immer in der Nähe, wenn so eine Schei…
passiert.

Australiens Westen

Ich stehe wie versteinert im einem Supermarkt in Darwin und stehe unter  Schock. Nicht nur das ich das hiesige Überangebot  nicht mehr gewohnt bin. Die Preise hauen mich komplett aus den Schuhen. 1 Kilo Tomaten für 9$, ein Stück Käse für 8$ und dann fällt meine Kinnlade so richtig runter: ein Sechserpack Bier 49$ und ein Päckchen Tabak 50$. Und die Leute hier kaufen, als gäbe es kein morgen.
Der Boom in den Minen im Norden und Westen des Landes haben nicht nur die Löhne ins unermessliche gehoben, eine Putzfrau kann hier bis zu 2500$ die Woche verdienen, sondern auch die Preise explosionsartig gesteigert.
Karin hat Urlaub und besucht mich in Darwin. Und da wir uns hier kein Hotel für die kommenden 2 Wochen leisten können, beschliessen wir, einen Camper für vergleichsweise kleines Geld zu mieten und den Stuart Highway bis zum Wahrzeichen Australiens, dem Uluru , runter zu fahren.
Über den Kakadu Nationalpark geht es zu den Edith Falls. Hier gibt es einige höher gelegene Pools, in denen man angeblich mit ruhigem Gewissen schwimmen kann. Alle anderen Gewässer sind wegen der Saltys, recht aggressive Salzwasserkrokodile , tabu. Ich denke mir nur: Hm, wissen die auch, dass sie nicht hier sein dürfen?
Die Fahrt gen Süden nach Alice Springs, ist einsam und eintönig, wären da nicht  ab und an einige landschaftliche Highlights, wie die Katherine Schlucht und die Devils Marbles. Nur selten kommt mal ein Roadtrain entgegen und abends ist es nie ein Problem, einen wunderbar ungestörten Schlafplatz im Bush zum Nulltarif zu finden.
Die Entfernungen hier sind gigantisch. Dachte ich, der Ayers Rock oder Uluru lägen in direkter Nähe von Alice, sind es noch einmal gute 450km Richtung Südwesten, bis der gigantische Felsen endlich in strahlendem Rot vor uns auftaucht. Schon toll anzuschauen, wenn uns auch die Horden wild vor sich hinknipsender Japaner und Chinesen etwas stören, nach all der Ruhe zuvor.
Nach einem Abstecher zu den Olgas und dem Kings Canyon, wird es Zeit für die Rückreise. Nach 5200km in 12 Tagen erreichen wir wieder Darwin.
Ich hoffe, dass es Rosie endlich nach Australien geschafft hat und werde erst einmal enttäuscht.
Auch Kirsten und Kevin, meine Leidensgefährten ( wir teilen den Container), habe es endlich von Dili hierher geschafft. Aber unser Schiff hat 2 Wochen Verspätung. Ich habe das Glück, bei Dave, einem Motorrad verrückten Australier, unterkommen zu können und verbringe meine Zeit damit, einen alten Trecker zu restaurieren. Immerhin eine Beschäftigung. Und in Dave habe ich einen wirklich guten Freund gefunden. da fällt es schwer, schlechte Laune zu bekommen.
Die beiden drehen derweil Däumchen und beobachten, wie ihr Kontostand merklich schrumpft.
Dann die erlösende Nachricht. Der Kahn ist da. Aber wer denkt, jetzt würde alles schnell gehen, hat sich geirrt. Unser Verschiffer ANL war schon in Dili absolut unkoordiniert. Was wir allerdings hier erleben müssen, ist der Gipfel. Die angegebene Adresse von ANL existiert nicht, die uns zugestellten Papiere sind nicht korrekt und letztendlich sollen wir für das Desaster auch noch mehr zahlen. Einzig die hier vor Ort  für ANL arbeitenden Agenten bemühen sich, den Schaden so gering wie möglich zu halten, wissen sie doch bescheid über das Unvermögen der Verantwortlichen. Dafür hat Rosie einen nicht unerheblichen Schaden genommen. Der Container hat wohl eine unsanfte Landung hingelegt und dabei meinen Seitenständer samt Motorhalteschraube zerstört. Ist natürlich keiner gewesen und ich muss lange suchen, um in Darwin Ersatz aufzutreiben.
Dafür gestaltet sich die Quarantäne Inspektion wieder unserer Erwartung sehr relaxt. Es ist Freitag und der Inspektor wohl gedanklich schon im Wochenende. Kurze Stichproben und er ist zufrieden. Noch kurz zur motor vehicle inspection für einen mehr als oberflächlichen Check der Strassentauglichkeit und dann darf man an gleicher Stelle eine Versicherung abschliessen. Zwar kann uns keiner mitteilen, ob diese auch im ganzen Land Gültigkeit hat ( zur Info: hat sie) aber das ist uns egal. Wir haben schon allzuviel Visazeit verloren und wollen endlich los. Ich lasse noch kurz mit Hilfe von Daves Kumpeln die Alukoffer verstärken, waren sie doch auf den schlechten Pisten in Indonesien gebrochen. Das K&K ( Kirsten und Kevin) Chaosteam , der Name ist Programm, und ich beschliessen, noch eine Zeit zusammen zu fahren. Also auf zur Gibb River Road.
Die 500km lange Piste gilt als eine der schwierigen im Norden. Mag ja während der Regenzeit oder kurz danach so sein, aber bis auf eine Wasserdurchfahrt und einige Weichsand Abschnitte muss man eigentlich nur aufpassen, dass einem auf der Waschbrett Oberfläche nicht die Kronen rausfallen. Trotzdem nicht ungefährlich, denn bei Tempo 90 surft man mehr über die Buckelpiste, als das man fährt.
Einziger Wermutstropfen auf der Strecke sind die noch exorbitanteren Preise. Der Spritpreis verdoppelt sich mal eben und für eine Literflasche Wasser verlangen die Halsabschneider 6,5$. Bei 45 Grad im Schatten wissen sie genau, dass sie nehmen können, was sie wollen.
Nach einem kurzen Abstecher im Touriort Broome geht es weiter auf dem North West Coastal Highway Richtung Süden bei eingeschaltetem Heissluftföhn im Gesicht. Unglaubliche Temperaturen.
Irgendwann sehe ich das Chaosteam Gespann nicht mehr in meinem Rückspiegel. Ich fahre zurück und  finde Sie  am Strassenrand  stehend mit ratloser Miene. Ihr Moped quietscht beim Fahren ganz fürchterlich. Zu erkennen ist nichts. Da wir am Arsch der Welt sind, entscheiden wir uns zur Weiterfahrt zum 70 km entfernten Küstenort Carnarvon.
Wir beziehen nach Tagen des wilden Campens einen regulären Caravanpark  und zerlegen das Gespann. Dann der Schock. Das Achskugellager hat sich festgefressen und erheblichen Schaden angerichtet. Nach 2 Tagen ist zwar alles provisorisch repariert, aber es bleibt der blöde Beigeschmack, dass alles wieder zusammenbrechen könnte.
Nach einem Abstecher nach Shark Bay , einigen Bier im westlichsten Pub Australiens und dem Bestaunen der wunderschönen, menschenleeren Buchten geht es wieder landeinwärts.
Wir übernachten an einem Fluss, an dessen Ufer sich auf beiden Seiten ein Platz zum unentgeldlichen Übernachten befindet. Eigentlich wirklich idyllisch. Um 2 Uhr nachts werde ich von wildem Gehupe geweckt und stecke meinen Kopf aus dem Zelt. Ich sehe gerade noch einen Pickup in halsbrecherischem Tempo haarscharf an Kirsten und Kevins Zelt vorbei fahren. Weiterhin hupend rast er im Slalom über den Campingplatz und schreit dabei: ` You white cunts, I will kill you all´.
Er widerholt die gleiche Irrfahrt mit dem gleichen Gezeter auf der anderen Flusseite, biegt auf die Strasse ein und dann, nach wenigen Sekunden ein Schuss. Danach nichts mehr. Wir entscheiden uns bis zum Morgen zu warten und dann nachzuschauen, finden aber nichts. Spooky!
Der Indian Ocean Drive führt 202km direkt an der Küste lang und dabei durchzieht die durchgehend zweispurig ausgebaute Straße mehrere National- und Naturparks. Einfach ein Traum zum cruisen.
Kevin hat in Darwin den Tip bekommen, in einem Ort mit Namen Leeman nach einem Fischer namens Shaun zu fragen. Der liesse Reisende in einer Hütte direkt am Strand übernachten.
Wie der Zufall es will, ist gerade seine Frau an der Tankstelle, als wir dort nachfragen.
Alles kein Problem. Wir beziehen eine einfache Hütte an einem der schönsten Strände und abends kommt Shaun mit Familie, Bier und Generator. Nach etlichen Kaltgetränken erzählt uns Shaun, er sei Hummerfischer und habe das Problem einiger feststeckender Hummerkästen, die er am nächsten Morgen befreien wolle. Er sei aber kein Taucher, habe aber das Equipment. Schon etwas angeschickert biete ich meine Dienste an, bevor er die Geschichten von den Tiger und Hammerhaien, die er hier häufig sieht, zum besten gibt. Ich schlucke und trink noch ein Bier.
Am nächsten Morgen ist mir nicht nur mulmig wegen des übermäßigen Zuspruchs von Alkohol, als ich mich ins eiskalte Wasser gleiten lasse.  Immer wieder nervös um mich blickend, befrei ich die eingekeilten Fangkörbe und befördere noch 3 prächtige Scherentiere an die Oberfläche.
Als Dank für meine Hilfe sind die unser köstliches Katerfrühstück.
Nachmittags hören wir plötzlich ohrenbetäubendes Grollen. Shaun schaut mit einigen Freunden in selbstgebauten Dünenbuggys vorbei und lädt uns zu einer Ausfahrt in das nahe Sandgebiet ein.
Unglaublich, was diese mit V8 Maschinen angetriebenen Ungetüme leisten.
Ich darf mal sein Baby, einen Polaris RZR 1000 fahren und verliebe mich sofort, sorry Rosie.
Dieses Vehikel ist im Sand einfach unglaublich und ich träume davon, so etwas mal durch eine Wüste fahren zu dürfen. Was ein Tag….
Wir haben einen Couchsurf Platz in Perth und beeilen uns, nachdem wir das Ankunftsdatum schon einige Mal verändern mussten, zumindest jetzt pünktlich zu sein.
Und wir habe schon wieder 6 richtige gezogen. Ailsa ist einfach super.
Selber Jahre lang mit Kind und Kegel gereist, hat sie sich als knapp über 60 jährige Pensionärin entschieden, etwas an erfahrener Gastfreunschaft wiederzugeben und Reisende zu beherbergen. Ihr Haus liegt zwar etwas abseits der Innenstadt , dafür in einer wunderbaren Gegend in den Hügeln. Und ich beziehe sogar ein Einzelzimmer. Luxus pur.
Die Stimmung ist allerdings etwas getrübt. Seit einiger Zeit verliert das Gespann aus der Zylinderkopfdichtung enorm viel Öl.
So vergehen die Tage mit dem Organisieren von Ersatzteilen, Überholen meiner Vergaser und die Abende mit dem Erzählen von vielen spannenden Geschichten bei dem einen und anderen Glas Wein und tollem Essen von Kirsten.
Eines Abends kommt Kirsten Tränen überströmt nach Haus und bringt nur noch ein schluchzendes´Kevin, Kevin`heraus. Geschockt guck ich sie an, dann in die aufgerissenen Augen von Ailsa und sehe Kevin schon im Krankenhaus oder sogar schlimmer, tot. Schließlich aber die für uns erlösende Botschaft. Kevin hat `nur`die Geldbörse verloren. Gut, nicht toll, aber shit happens. Ich bin mit Ailsa einer Meinung, dass die am nächsten Tag wieder auftaucht. Und so ist es. Ende gut, (fast) alles gut. Die Kreditkarten haben sie dennoch gesperrt und bis zum Erhalt der neuen kann es dauern.
Das Ölproblem muss gelöst werden und wir fahren zu einem anderen BMW Enthusiast im Süden von Perth, in die wunderbare Gegend von Bridgetown. Wir wohnen bei Nick und Stacy mit ihren tollen Kindern. Das einzige, was die super Stimmung etwas trübt ist das Wetter in der Gegend. Es gibt immer wieder starke Schauer und die Temperaturen Nachts gehen auf 7 Grad runter. Sind wir nicht mehr gewohnt, wollen wir eigentlich auch nicht mehr. Wir wechseln mit Nicks Hilfe die Dichtung, ich suche im 100km entfernten Bunbury eine Klinik für ein Lungen x Ray auf, denn das wird für eine mögliche Visa Verlängerung verlangt, wenn man längere Zeit in einem Tuberkulose Land war und nach 3 Tagen geht es nach einer herzlichen Verabschiedung weiter nach Margret River an die Westküste.
Die Gegend hier im Südwesten ist wunderschön und erinnert mich an die Garden Route in Südafrika. Es gibt unzählige Weingüter, Apfelplantagen und dann immer wieder dichte Wälder mit riesigen Jarra und Karri Bäumen.
Über die Chapman Pools und Pemberton geht es auf einer wieder mal atemberaubenden Strecke zu den Fernhook Falls.
Ich werde durch lautes Geschepper geweckt. Irgendwer oder was spielt mit unserem Geschirr.
Also Kopflampe aufgesetzt und raus aus dem Zelt. Gerade den Kopf durch den Eingang gesteckt, guckt mich ein Wesen mit schwarzen Handschuhen und Ohren und katzenähnlichem Gesicht an. Und der Bursche ist recht gross. Also Kopf wieder rein. Soll er halt spielen….
Nicht nur das wir auf einem Platz nur für grosse Campervans genächtigt haben, wir sind der Nationalparkverwaltung auch die 6$ Übernachtungsgebühr schuldig geblieben. Und klar, wir sind gerade beim Aufbruch, kommt der Ranger. Ich versuche ihn durch die Frage nach der nächtlichen Begegnung abzulenken. Wäre aber gar nicht nötig gewesen. Er ist mehr an unserer Reise interessiert und verabschiedet sich nach einem langen Plausch und der Auskunft, ich hätte wohl ein seltenes Black Gloved Wallaby gesehen mit einem freundlichen Händedruck. Schwein gehabt. Sowas kann auch teuer werden.
Das Gespann ist zwar wieder stubenrein und verliert kein Öl mehr, aber die beiden haben etwas sorge mit der angeschlagenen Achse die vor uns liegende Nullarbor Einöde zu versuchen.
Nick hat uns eine Adresse östlich von Albany gegeben. Dort soll eine Mechaniker Genie mit seiner Frau wohnen und da er ursprünglich aus Holland käme, würde er sich sicher über den Besuch von fast Landsmännern freuen.
Also auf gen Osten. Nach einer Nacht am traumhaften Strand von Parry Bay und dem erfolglosen Versuch, dem Meer mit Hilfe der Angel ein leckeres Fischgericht abzuringen, geht die Fahrt durch unendliche Weizenfelder nach Jarramungup.
Auch hier nur Felder und es regnet aus Kübeln. Wir finden Harry und Janes Anwesen trotzdem und werden mehr als herzlich empfangen. Harry ist wirklich der geniale Mechaniker und dreht dem Gespann erstmal eine neue Achsaufnahme mit integriertem Kugellager und zudem noch gleich eine neue Achse. Das sollte die beiden sicher zu Weihnachten nach Tasmanien bringen.
Nicht nur das wir wieder zwei Schlafräume beziehen durften, Jane ist zudem auch noch eine begnadetet Köchin. Und wenn sie nicht ihre kulinarischen Fertigkeiten unter Beweis stellt, zeigt sie uns auch noch die grandiose Landschaft des nahen Fitzgerald Biosphären Nationalparks. Eine unbeschreiblich schöne Zeit. Dann bekomme ich auch noch den positiven Bescheid über die Verlängerung meines Visums. Was will ich mehr?
Aber es wird auch langsam Zeit, die längste baumlose Strecke Australiens unter die Räder zu nehmen.

Ab nach Australien

Irgendwann ist dann auch das Tauchen etwas langweilig zumal die Bezahlung als Tauchguide von ca 20 € am Tag nicht gerade üppig ist, und es zieht mich wieder auf das Bike. Klar, der Abschied von Tom und unseren beiden Hauskatzen fällt nach so langer Männer WG Zeit schwer, aber der Zigeuner in mir gewinnt die Oberhand. Auf zu neuen Abenteuern!
Auf der Strecke zum Fährhafen gewohnt viel Verkehr. Da kommt nicht wirklich viel Freude auf und im Hinterkopf entstehen schon Traumvorstellungen von einsamen Strassen im Outback  Australiens. Aber bis dahin soll es noch dauern.
Die Fährüberfahrt ist in der Regel nicht der Rede wert. Von Lebuhanlombok bis Poto Tano auf Sumbawa sind es gerade mal 3 Stunden. Und dann passiert das, was ich eigentlich nie erleben wollte. Unser Schiff fängt an zu brennen. Gott sei Dank sind wir nur einige hundert Meter von der Pier entfernt und der Kapitän dreht kurzer Hand um. Trotzdem ist die Atmosphäre beängstigend. Inmitten dichter Rauchschwaden aus dem Maschinenraum geraten die Menschen in Panik. Vor allem die Truckfahrer haben Angst um ihre Existenz und rammen sich gegenseitig, um schnellst möglich das verdammte Schiff zu verlassen. Eine weitere Stunde müssen wir auf eine andere Fähre warten und irgendwie bin ich auf einmal nicht mehr so entspannt wie sonst. Nach Ankunft in Sumbawa nutze ich den Rest des Tages, noch bis zur Hauptstadt , Sumbawa Besar, zu fahren. Es ist unglaublich, wieweit sich die Inseln hier unterscheiden.
Während der Fahrt auf der wundervollen, kurvigen Küstenstrasse habe ich fast den Eindruck, ich würde die mexikanische Pazifikküste entlang fahren.  Kakteen säumen den Weg und pittoreske Fischerorte liegen in kleinen Buchten mit türkisfarbenem Wasser. Irgendwie bekomme ich hier Durst auf Tequila.. Hmmm, bedenklich…
Ich finde ein sehr schönes Hotel, muss aber feststellen, dass am nächsten Tag Indonesien seinen 69zigsten Unabhängigkeitstag feiert und eine paramilitärische Jugendgruppe in meinem Hotel Unterkunft gefunden hat. So steht dann genau vor meiner Terrasse Fähnlein Wieselschweif mit seiner stramm stehenden Gruppe und schwört sie mit irgendwelchen Zickezacke Parolen auf den kommenden Tag ein. Irgendwann reicht es mir und ich mach auch mal kurz Zickezacke und die Truppe verkrümelt sich kleinlaut in ihre Zimmer. Meine holländischen Nachbarn bedanken sich bei mir mit einem Bier.
Die Strasse von hier nach Bima ist zwar nur 270km lang, aber trotzdem brauche ich ewig lang. Entweder mache ich Fotos von der wunderbaren Küste, oder geniesse in einer kleinen Strandhütte einen erst vor kurzem gefangenen Fisch vom Grill, oder den einen oder anderen Tee am Strassenrand.
Ich beschließe in Bima zu übernachten, anstatt die letzten 50km bis zum Fährhafen Sape zu fahren. Hier gibt es zumindest eine Anzahl an Übernachtungsmöglichkeiten und der Ort macht einen recht netten Eindruck. Allerdings scheitere ich bei dem Versuch, herauszufinden, wenn dann nun die Fähre nach Flores ablegt. Das ist so eine Sache. Denn die Fährlinien sind in privater Hand und die müssen profitabel arbeiten. Sind also nicht genug Trucks da und das Boot ist nicht komplett überladen, startet die Fähre nicht. Ich versuche mein Glück und sitze am nächsten Morgen um 5 auf Rosie und taste mich die letzten kurvenreichen Kilometer durch die Dunkelheit.
Die Menschenmassen am Hafen sind ein gutes Zeichen. Der Seelenverkäufer soll in 2 Stunden auslaufen. Also schnell noch ein Ticket kaufen.
So freundlich die Indonesier auch sind, diszipliniert Schlange stehen ist nicht ihr Ding. Hier herrscht wahre Anarchie. Ich muss erkennen, dass mir der Ausländerbonus hier nicht weiterhilft , setzte meinen Motorradhelm auf und stürze mich in die Schlacht.Fast wie damals am ersten Mai. Eine gute Körperlänge hat hier seine Vorteile und nach nur wenigen Minuten habe ich mein Ticket für die 8 stündige Fährfahrt in der Hand und ich suche mir ein Plätzchen auf dem Oberdeck, nicht ohne mir vorher die Rettungsoptionen genauer anzuschauen.
Die Überfahrt gestaltet sich aber sehr ruhig, bei tollem Wetter und grandiosen Ausblicken auf Komodo und die unzähligen anderen Inseln.
Ich finde eine günstige Kakerlaken Absteige und mache mich auf in den Ortskern von Labuan Bajo.
Mir gibt es hier zu viele Touristen, die von hier aus die Komodo Warane besuchen wollen.
Nicht mein Ding und ich beschliesse, am nächsten Tag ein Häuschen weiter zu fahren.
Ich bin gerade in der Ortsausfahrt, da kommen mir 2 Reisemotorräder entgegen. Angie und Paul, ein englisches Paar auf 2 XTs 660 auf dem Weg zurück. Wir beschliessen erst einmal ein Bier zu trinken und nach nochmals 3 weiteren, dort im Hotel zu bleiben. Und ich höre das erste mal die Horrorstory über die Verschiffung der Bikes zwischen Australien und East Timor.
Flores ist für mich die wohl schönste Insel des indonesischen Archipels, die ich bis dahin kennenlernen durfte. Zwar ist die Strecke nach Aimere eine grosse Baustelle, aber die führt durch eine sagenhaft schöne und grüne Bergwelt.
Von Aimere aus sollen angeblich Fähren einmal die Woche nach Timor ablegen. Als ich am Fährhafen ankomme, ist dieser bis auf 3 Einheimische verweist und das Empfangskomitee  versteht kein Wort von dem was ich frage. Egal, fahre ich halt wieder in die kühleren Berge nach Bajawa.
Alle Unterkünfte belegt. Nach 2 Stunden habe ich immer noch kein Bett für die Nacht. Dann finde ich doch noch ein kleines einfaches Truckergasthaus und das ist für mich ein Glücksfall. Denn die wissen bestens Bescheid über die Fährverbindung, warten sie doch selbst. Und sie lassen mich wissen, dass ich in 2 Tagen am frühen Morgen in Aimere erscheinen soll. Wenn das Wetter nicht schlechter wird, würde wohl ein Boot auslaufen.
Ich nutze die Zeit und besuche die Ngada Dörfen rund um Bena mit ihren Steinschreinen. Obwohl die Dorfbewohner Katholiken sind, praktizieren sie noch diesen alten animistischen Glauben: Geisterbeschwörung, Seelenverehrung und Totenkult. Und das in einer einzigartigen Landschaft am Hang des grössten Vulkans der Gegend, dem Inerie. Wie ich die steinzeitlichen Häuser bestaune, bestaunen sie Rosie und wollen alle mal mit ihr fotografiert werden.
Ich bin wohl spät dran, muss ich feststellen, als ich zur Fährstation komme. Alle sind schon mit dem Beladen beschäftigt. Nach dem erneuten Kampf um mein Ticket muss ich ganz bis zum Schluss warten, bis ich Rosie auf den letzten freien Platz auf dem Fahrzeugdeck fahren darf. Alles ist schon komplett zugepflastert mit Fahrzeugen jeder Grösse und Säcken mit allen erdenklichen Waren. Da ich so ziemlich der letzte bin, der sich einen Platz auf dem Personendeck sucht, habe ich schlechte Karten und finde nur noch einen Quadratmeter auf dem Oberdeck ohne Schatten. 12 Stunden in der Hitze werden hart…. Auf dem Flachbildschirm neben mir an der Wand wird der Film Titanic gespielt. Irgendwie ein schlechtes Omen, find ich . Und es ist so. Erst werde ich von der Sonne gebacken und dann, als endlich die Sonne untergeht und ich mich auf ein bisschen Schlaf freue, wird die See auf einmal unruhig. Und dann kommt Sturm auf. Der Kahn schaukelt bedenklich, die Wellen schlagen bis hoch zum Oberdeck und ich werde nass bis auf die Unterhose. Kein Schlaf, dafür panische, kotzende Indonesier. Auch die Crew wird immer hektischer und versucht krampfhaft, die Ladung zu sichern. Ich ziehe mir meine Regenjacke über den Kopf und denke mir: inshallah. Der Kapitän ist schlau und beruhigt die Gemüter, vor allem die männlichen, in dem er Frauenwrestling aus den USA zeigt. Anstatt zu kotzen, wird jetzt gesabbert. Auch nicht netter anzuschauen.
Nach 20 Stunden anstatt 12 erreichen wir in am frühen Morgen den sicheren Hafen von Kupang. Ich mache einen auf polnische Fluggans Papst Johannes Paul und küsse erst einmal den festen Boden.Das war Gott sei Dank die letzte Fähre für die nächste Zeit, zumindest für mich.
Ich steuere noch etwas schunkelnd als erstes die `la Hasienda´an. Michael, ein Deutscher, der viel um die Welt gekommen ist, hat sich hier seinen Traum verwirklicht. Und es ist auch ein Traum für jeden Reisenden, der hier einkehrt.
Ein tolles Hotel in mexikanischem Stil mit hervorragendem Restaurant und vor allem Michaels Fürsorge.
Hier will man bleiben, braucht es doch erst einmal mindestens 3 Tage, um all meine in der Vergangenheit aufgebauten Essgelüste auszuleben. Es gibt Bratwurst, Sauerbraten und so einige andere deutsche Leckereien, von denen ich in den letzten Wochen nur träumen durfte. Und natürlich kaltes Bier zum runterspülen und nette Anekdoten von Michael. Schwuppdiwupp sind 7 Tage vorbei. Nebenbei ist das Visum für Timor Leste organisiert und ich mache mich letztendlich doch auf in das noch vor kurzem von Krieg gebeutelten Land. Ich fahre recht langsam und geniesse die ländliche Idylle und die vorsintflutlich anmutenden Dörfer und komme so nur bis Kefa. Zwischendurch versagt auch Rosie noch ihren Dienst. Umringt von wild vor sich hinblubbernden Dorfbewohnern ist der Schaden, ein abgerissenes Kabel, aber schnell lokalisiert und nach ein paar gemeinsamen Fotos geht es weiter. Ich finde ein richtiggehend luxuriöses Hotel für kleines Geld. Alles super, wäre da nicht die penetrante chinesische Wirtin, die mir ihre unglaublich hässliche Tochter schmackhaft machen will. Selbst die Flucht in mein Zimmer hilft nicht wirklich. Immer wieder klopft die heiratswillige an meine Tür, angeblich um mein Wohlergehen besorgt, wobei sie jedes mal weniger Kleidung trägt, was sie definitiv nicht attraktiver macht. Nee, noch nicht mal fürs Vaterland….
Die Indonesier lassen mich in nur 5 Minuten aus ihrem Land und nach weiteren 15 bin ich offiziell in Timor Leste. Die Zöllner warnen mich noch vor dem schlechten Zustand der Strassen und sollen recht behalten. Zwar ist der Ausblick von der überwiegend an der Küste langführenden Strasse wunderschön, aber dafür kann man den Blick nicht lange schweifen lassen, sondern muss ihn auf die Strasse richten. Ein Schlagloch reiht sich ans andere und dort, wo keine sind, wird diese gerade erneuert. Hier wird richtig Geld investiert und viele Schilder zeugen davon, dass hier in Zukunft riesige Touristen Resorts aufmachen werden. Schade eigentlich, jetzt gefällt es mir besser.
In Dili gibt es keine Alternative zum hiesigen Backpacker. Für 20$ bekomme ich ein Einzelzimmer, natürlich nicht en suite. In jeden anderen Hotel wäre das mindestens das doppelte.
Und ich treffe Jonas, einen jungen deutschen Steinmetzmeister, der 2 Jahre in Australien war und nun auf sein Bike wartet. Er schaut mitleidig auf Rosie und sagt:`So kommst du definitiv nicht durch die Quarantäne in Australien`. Er erzählt mir von der Horror Untersuchung der mit weissen Handschuhen ausgestatteten Inspektoren in Darwin auf der Suche nach asiatischer Kontaminierung. Da mein Bike in 2 Tagen in den Container soll, wird es Zeit und wir machen uns gemeinsam an die Reinigung der `verseuchte´ Rosie. Dafür sorge ich für genügend innere Reinigungsflüssigkeit für uns, in Form von Bintang Bier. Nach nur einem Tag sieht sie fast wie neu aus. Und dann schlagen Kirsten und Kevin mit ihrem BMW Gespann auf. Eigentlich wollten wir uns gerade freuen, die undankbare Arbeit hinter uns zu haben. Aber die beiden wollen in meinen Container und ihre Liza strotzt nur so vor Dreck. Also alles  nochmal von vorne…das kostet Bintang!
Die Verschiffung von Dili erweist sich als ein wahrer Alptraum. Die Reederei hat zum dritten mal den Besitzer gewechselt und die übernommenen Angestellten, die eh schon vorher planlos waren, sind jetzt komplett konfus. Zusätzlich bekommen wir die Hiobsbotschaft, dass der Container von hier erst einmal nach Singapore geht, bevor er die Reise nach Darwin antritt. Und wie lange das dauert, kann man nur schätzen. Aber wir haben keine Wahl, begiessen den Abschied von unseren Bikes mit ein paar Bier an einem kleinen Dorfkiosk und machen Pläne für das hoffentliche australische Zusammenkommen.
Schon am nächsten Tag sitze ich im Flieger nach Darwin und damit endet eine wundervolle knapp 2 jährige Zeit in Asien. Und der Alptraum nimmt seinen Lauf…….

Lombok-und was jetzt?

Und wirklich! Nach drei Tagen nehmen Manuel und ich unsere Bikes in Belawan unversehrt in Empfang. In Indonesien merkt man sofort, dass das Land eine andere Bevölkerungsdichte hat als der Rest Südostasiens. Auf dem Weg zum Lake Toba sind die Strassen anfangs voll. Überall, wo wir für einen Kaffee anhalten, werden auch irgendwelche Tiere des angrenzenden Urwalds feilgeboten. Unzählige Flughunde hängen träge in Käfigen, aber auch Reptilien und Affen warten in Kartons gestopft auf ihre Schlächter. Echt pervers. Mir vergeht der Hunger….
Lake Toba ist traumhaft. Ich beziehe eine Herberge in Tuk Tuk direkt am Ufer mit herrlichem Blick auf den See und die umliegenden Berge und erkunde in den nächsten 2 Tagen die noch sehr ursprüngliche Gegend.
Die vielen Seen auf Sumatra und die abenteuerlichen kleinen Strassen durch den zum Teil noch sehr dichten Dschungel sind absolute Highlights der Insel. Man würde sich nicht wundern, wenn auf einmal ein Tiger die Straße kreuzt. Aber auch hier ist man schon dabei, im großen Stil abzuholzen. Speziell in den Küstenregionen fährt man Kilometer über Kilometer nur durch Ölpalmenplantagen. Echt eintönig und ernüchternd. Also zurück in die Berge.
Endlich wieder Natur pur. Einziges Manko ist die allabendliche Suche nach einem Übernachtungsplatz. Touristische Infrastruktur: meist Fehlanzeige.
Meine wirklich schöne Zeit auf Sumatra endet leider mit einem Unfall. Ich fahre gerade mit 60km/h durch eine langgezogene Kurve, als in meinem Blickfeld ein stehender Bus auftaucht, dessen Passagiere gelangweilt auf der Strasse stehen. Und dann erst sehe ich die Öllache, die sich aus dem Motorraum des Busses über die Strasse ergießt. Zu spät…Wie auf Eis rutscht Rosie unter mir weg und wir sliden über den Asphalt. Gott sei Dank kommt in diesem Augenblick kein Fahrzeug entgegen. Unter Schmerzen rappel ich mich auf und untersuche meine BMW. Verkleidung gebrochen, Instrumente abgerissen und die Gabel verzogen. Aber nach nur 2 Stunden habe ich sie wieder so weit hergerichtet, dass es in einem gemäßigten Tempo weiter gehen kann. Immerhin…

Dachte ich, Sumatra hätte schon ein hohes Verkehrsaufkommen, bin ich auf Java entsetzt. Vom Fährhafen Merak, über Jakarta bis Bandung ein einziger Stau. Ich fahre verbotener Weise auf der für Motorräder gesperrten Autobahn. Aber auch hier muss ich mich durch die Reihen der meist stehenden Fahrzeuge durchschlängeln.
Die Indonesier nehmen es gelassen, ich bin bei meiner Ankunft in Yokyarkata wie erschlagen.
Der Osten der Insel ist merklich ruhiger und nach dem Besuch des grandiosen Tempels von Borobudur fühle ich mich schon entspannter.
Dann wieder relaxtes Cruisen auf kleinen Nebenstraßen durch Gegenden, für die ich Südostasien liebe. Wie im Bilderbuch ziehen Reisfelder ,mit dicht bewaldeten Bergen im Hintergrund, an mir vorbei. Ich kann mir auf Java nicht viel Zeit gönnen, will ich doch zum Geburtstag von Karin und Ruud in Lovina auf Bali sein.
Nach kurzer Fährfahrt dann eine andere Welt. Nach den islamischen Inseln ist das hinduistische Bali wie ein Farbrausch. Überall Blumen geschmückte Tempel, selbst die Kleidung der Einheimischen ist irgendwie bunter.
Die kurze Fahrt zu Ruuds Adirama Beach Resort in den Norden der Insel ist schnell geschafft und es gibt erst einmal nur eine kleine Wiedersehensfeier, denn die grossen Geburtstagsfeiern sollen folgen.
Und sie werden gross…..Nach einer unglaublich schönen Zeit im Adirama bei tollem Essen, viel Bier, traditioneller Musik und netten Menschen, wird es Zeit für mich ein Haus weiter zu ziehen.
So mache ich mich auf nach Padangbai, dem Fährhafen nach Lombok.
Ich habe mir Zeit genommen auf der Fahrt und entscheide mich, eine Nacht hier zu übernachten, bevor ich die Überfahrt antrete. Immerhin dauert die 5 Stunden.
Schnell habe ich ein anscheinend sauberes Hotel gefunden und nach einem schnellen Abendessen gehe ich zeitig ins Bett. Ich versuche einzuschlafen, aber irgendetwas zwickt mich immer wieder.
Im Licht meiner Taschenlampe erkenne ich kleine, schwarze Punkte, die über mein Bettlaken wandern und nachdem ich einen zerquetsche, hinterlässt er eine blutige Spur. MEIN BLUT. BETTWANZEN!!! Schnellstens verlasse ich das kontaminierte Bett und lege mich abseits auf den nackten Fliesenboden. An Schlaf ist nicht wirklich zu denken. Die Wirtin nimmt die Mitteilung über den Parasitenbefall ihres Etablissements mit einem Achselzucken zu Kenntnis…..OK.
Auf Lombok begebe ich mich erst einmal in Richtung Sekotong, im Südwesten der Insel und verbringe nach der etwas hektischen Zeit ein paar Tage allein am Strand.
Nach einem Treffen mit meinen alten Weggenossen Oli und Charli, die auch auf dem Weg nach Australien sind, steuere ich Kuta, wohlgemerkt das auf Lombok, an.
Hier steppt der Bär. Überwiegend Surfer finden sich hier auf Grund der tollen Strände und Wellen ein. Und davon zu viele. Trotz super netter Bekanntschaft mit Nick und Nix geht der Trubel mir irgendwann auf die Nerven und als man mir auch noch mein Handy klaut, reicht es. Ich fahre zurück zu meinem Erimitenstrand.
Gerade mal kurze Zeit dort, traue ich meinen Augen kaum. Vor mir stehen Big Tom und Cookie.
Mit Tom habe ich schon in Bangkok in Yuts BMW Werkstatt abgehangen und er und seine holländische Freundin bewohnen zur Zeit eine riesige Villa auf Lombok, auf die sie aufpassen sollen. Da Cookie einige Zeit in die Heimat reisen muss, lädt mich Tom dazu ein, doch dort zu wohnen. Warum eigentlich nicht. Nur einige Tage später stehe ich vor dem kleinen Palast und werde herzlichst aufgenommen.
Tom stellt mich Jürgen und Britta vor, die sich als Manager von Dream Divers um die gleichnamigen Tauchbasen kümmern. Es besteht Bedarf an werbewirksamen Fotos und Videos und da Tom und ich eh nicht besseres zu tun haben, nehmen wir das Projekt an. So verbringen wir die nächsten Wochen mit Shootings über und unter Wasser auf den Gilis Air und Trawangan.
Eine tolle Zeit mit tollen Menschen auf tollen paradiesischen Inseln und einer tollen Unterwasserwelt.
Aber die Realität holt mich wieder ein. Ich muss kurz zurück nach Deutschland, um einige Dinge zu organisieren.
Also zurück nach Bali, Rosie bei Ruud unterstellen und dann auf einer 36 stündigen Ochsentour nach Düsseldorf.
Es ist schön, seine Freunde, speziell Gaby und Ralf, wieder zu sehen, und da auch sonst vieles erledigt werden will, geht die Zeit wie im Fluge rum und ich sitze schon bald wieder im Flieger nach Kualar Lumpur und von da nach Bali. Nach dem Unfall auf Sumatra brauchte Rosie einige neue Teile. Auch den Stoßdämpfer hatte ich mitgenommen, um ihn bei der Firma Wilbers warten zu lassen. Und die haben unentgeltlich einen grandiosen Job gemacht. Danke noch einmal dafür!
So erstrahlt Rosie bald wieder in neuem Glanz und ich mache mich mal wieder auf nach Lombok.
Es ist wirklich schön Tom und Bandito, den Hauskater, in die Arme zu schliessen, sind wir doch ein super Männerteam geworden.
Jetzt heisst es alles für die anstehende Tour nach Australien zu organisieren und noch etwas die Unterwasserwelt der Gilis zu erkunden…..

Meine neue Leidenschaft

Von Kambodscha nach Malaysia

Ich steige erstmal im Le Tonle Hotel ab. Eigentlich ein normales Hotel. Aber auch ein Projekt zur Ausbildung kambodschanischer Jugendlicher im Bereich des Hotelfachs. Einigen ist die Unsicherheit noch anzumerken. Aber das Bemühen und die Freundlichkeit sind einfach herzergreifend.
Ich war hier in Stung Treng schon mal vor genau 10 Jahren mit dem Fahrrad. Damals habe ich hier einen guten Freund gewonnen, Mr. T .Ich beschliesse ihn in seinem hoffentlich noch existierenden Hotel aufzusuchen. Das River Side sieht noch genauso aus wie vor 10 Jahren und ich bin noch nicht eingetreten, da werde ich auch schon mit dem so typisch nüchternen Kommentar begrüsst `Hey Frank, where have you been for so long?`
Dann wird der sonst so coole Khmer Mr T doch etwas sentimental und drückt mich erstmal für 2 Minuten an seine Brust. Ich meine sogar einen Glanz in seinen Augen zu erkennen . Bei mir ist das unübersehbar. Wir unterhalten uns erstmal über die Erlebnisse der letzten Jahre, er stellt mich seinem Kompanion, einem netten Spanier, mit dem er jetzt ein Transportunternehmen betreibt, vor, als ein Minibus anhält und Heloise aussteigt. Als wäre es das normalste der Welt, mich hier zu treffen.
Ok, sie hat es geschafft und wir beschliessen, an nächsten Tag nach Banlung, einem Ort im Osten des Landes, aufzubrechen.
Die Fahrt auf der neu erstellten Strasse ist ernüchternd. Entweder ziehen Palmölplantagen an uns vorbei oder Flächen, auf denen durch Brandrodung die Voraussetzung dazu geschaffen wird. Vom ehemaligen Dschungel keine Spur. Banlung selbst ist auch nicht gerade der Nabel der Welt. Aber es gibt zahlreiche schöne Wasserfälle in der Umgebung und natürlich den einmaligen Kratersee Boeng Yaek Lom. Kreisrund und umgeben vom Dschungel des Nationalparks ist das Schwimmen hier schon ein Erlebnis. Es soll hier angeblich ein Unterwasserungeheuer geben und so planschen die einheimischen Besucher mit ängstlichen Gesichtern nur am Rand etwas herum. Ich tu mal eben so, als würde ich gerade von dem Monster verschlungen werden und das Gekreische der entsetzten Kambodschaner lässt mich vor lauter Lachen fast wirklich ertrinken. Alle verlassen fluchtartig das Wasser, helfen will keiner.
Heloise hat nicht viel Zeit, muss wieder ihr Lehrerdasein in Vientiane fristen. Aber natürlich möchte sie hier in Kambodscha noch Angkor Wat besuchen.
So fahre ich sie kurzerhand nach Siem Reap. Es gibt eine neue Strasse von Stung Treng, die direkt dorthin geht. Zwar noch halb Schotter, spart man sich aber den riesigen Umweg über Kampong Cham. Und man kommt am Koh ker Tempel, einer kleineren Ausgabe von Angkor vorbei. Wir sind die einzigen Besucher, geniessen die Ruhe und den Ausblick von der hohen Pyramide. Die Anlage ist noch nicht allzu lange von den Minen der Khmer Rouge gereinigt und es ist nur eine Frage der Zeit, wenn die Touristenströme hier auftauchen. Aber noch ist es ein Geheimtipp.
Staubbedeckt erreichen wir Siam Reap und ich bin entsetzt. Das früher mal beschauliche Örtchen ist zu einem Ballermann verkommen. Es gibt sogar eine Pub Street, in der sich die Touries und Backpacker von Kneipe zu Kneipe hangeln können. Kaosan lässt grüssen.
Heloise verbringt ihren Tag in Angkor und kommt ziemlich geschockt zurück. Menschenmassen. Kein Foto ohne nicht mindestens eine Reisegruppe aus Korea oder China auf dem Bild zu haben.
Soll ja jeder mal vorbeischauen, aber ich beschliesse, meine netten Erinnerungen von einem entspannten Besuch im Kopf zu behalten und spare mir den Besuch.
Lieber warte ich Rosie für die bevorstehende Tour.
Heloise fliegt von hier zurück zu ihrem Job nach Vientiane und ich fahre zurück nach Stung Treng, habe ich doch Gepäck dagelassen und will auch den Mekong runterfahren. Eine letzte Nacht in meinem Lieblingshotel, ein erneuter Abschied von Mr. T mit der Aussage `See you in 10 years, man`und ich bin auf dem Weg nach Kratie. Die anfangs noch gute Strasse wird zu einer Tortur. Strassenbauarbeiten. Wobei von Arbeit nicht die Rede ist . Aber sie haben es zumindest geschafft, die wohl ehemals schlechte Strasse in einen steinzeitlichen Zustand zu versetzen. Kein Spass. Irgendwann gibt es aber einen kleinen Abzweig Richtung Kratie, der über eine winzig kleine Strasse durch unzählige am Ufer des Mekong liegende Dörfer geht. Man kommt zwar auch nicht schneller voran, dafür hat das Auge Spass. Es gibt unzählige Kleinbetriebe am Weg. Vom Schmied über den Ziegelbrenner bis zur Bäckerei von einheimischen Leckereien bieten sich viele interessante Zwischenstops. Kratie selbst hat eine touristische Infrastruktur durch die Möglichkeit, sich hier einige der letzten Süsswasserdelfine anzuschauen.
Ich lass mich drauf ein und bereue bitterlichst. Zwar sind nicht allzu viele Boote auf dem Wasser, aber sobald sich einer der Flusssäuger blicken lässt, halten alle darauf zu.
Ein erbärmliches Leben, immer verfolgt zu werden und nie seine Ruhe zu haben. Ich schäme mich.
Ich will noch mal nach Sen Monorom. Auch hier bin ich schon auf einer vorherigen Reise mit Nina gewesen. Damals war die Strecke nicht einfach zu meistern. Mit dem Motorrad ging es über schlammige Piste, durch dichten Regenwald mit Warnschildern für Minen, bis zu diesem Nest im Osten des Landes.
Heute ist davon nichts mehr zu erahnen. Die Strasse ist perfekt asphaltiert, Minenschilder sucht man vergeblich. Aber leider auch den ursprünglichen Dschungel.
Trotzdem hat sich meine Fahrt hierher gelohnt, habe ich doch eine meiner sonderbarsten Begegnungen auf meiner Reise.
Ich schwelge in Erinnerungen und besuche einen schon damals wunderbaren Wasserfall. Alles so wie früher. Als ich von einer Gruppe alter Herren auf ein Bier eingeladen werde. Alle so um die 80. Es bleibt nicht nur bei einem Bier und irgendwann finde ich heraus, dass alle Senioren ehemalige Generäle waren. Das Bier schmeckt zwar säuerlich, aber das Interesse ist geweckt. Nachdem wir alle ziemlich getankt haben, werde ich zum Abendessen in die Finka von einem von ihnen eingeladen. Ich soll abgeholt werden.
Und wirklich, zu verabredeten Zeit steht ein junger Kerl mit einer Enduro vor meiner Bleibe und nach langer Fahrt durch als Privatbesitz gekennzeichnetes Gebiet ,stehen wir irgendwann vor einem grossen Anwesen. Es wird getafelt und weiter getrunken. Ich versuche die ganze Zeit irgendwelche Informationen zu erhaschen, aber da sind die Jungs stringent.
Der Eigentümer lebt hier mit einigen bewaffneten Jungs, wie in seinem eigenen Reich. Wir trinken, schiessen auf imaginäre Ziele mit seinen Waffen und dann kommt die ultimative Aufforderung es Abschieds. Wohl doch zuviele Fragen. Spooky. Wüsste ich es nicht besser, würde ich sagen: Ein netter Abend mit sehr gebildeten älteren Herren aus dem Seniorenheim.. Aber ich habe die Bilder von S 21 vor Augen….
Zurück in Kampong Cham wird meine Laune nicht wirklich besser. Zwar hat sich der Ort wunderbar herausgeputzt, im Gegensatz zu seinem früheren Zustand , aber ich bekomme eine bittere Nachricht . Mein alter Biker Freund , der hier eine Kneipe betrieben hat, ist an Aids gestorben . Ich treffe seine leider auch positive Frau und wir schwelgen mit Tränen in den Augen in Erinnerungen. Shit!
Langsam muss ich wieder Richtung Thailand, also auf nach Battambang. Fahren in Kambodscha finde ich mittlerweile ziemlich langweilig, fehlen doch die landschaftlichen Highlights. Battambang allerdings überrascht. Ein wunderschöner Ort am Fluss mit wirklich Flair. Ich treffe einen einbeinigen Amerikaner ( mit Prothese) auf seinem Fahrrad wieder, der mir auch prompt das netteste Hotel vor Ort empfiehlt. Ich nehme einen Tag Auszeit und geniesse die Biergärten am Fluss , die kleinen Cafés und guten Restaurants.
Dann die Einreise nach Thailand. Die Kambodschaner brauchen 10 Minuten und haben sogar einen Stempel für das vorher verlangte Carnet. Auf Thai Seite wird es etwas komplizierter. Erst Custom, dann Visa. Aber die Jungs beim Zoll sind super nett und nach einer Stunde habe ich wieder meine unzähligen Formulare zurück.
Wird Zeit, dass Thailand ein Carnet Land wird.
Ich habe genug Zeit, um mir die thailändische Küste in dieser Region anzuschauen. Erst in einigen Tagen will ich wieder bei Yut, meinem Mechanikerfreund in Bangkok sein. Es wird mal wieder Zeit für neue Reifen und einige andere Kleinigkeiten. Dazu kommt, daß ich von Forma aus Italien neue Stiefel und von Barkbuster neue Handprotektoren bekomme.
Ich mache Halt in Cape Mae Phim und wundere mich über die unzähligen Harleys, die an mir vorbeifahren. Also fahre ich einfach mal hinterher. Scheint ja irgendwo ein Nest zu sein.
Das Nest stellt sich als grosses MC Meeting heraus. und ich bin selbst mit meiner Gummikuh herzlich willkommen unter all den Kutten tragenden Rockern.
Yut übertrifft sich mal wieder selbst und Rosie erstrahlt nach 3 Tagen in seiner Werkstatt und neuen Teilen in erfrischendem Glanz. Zeit, Richtung Malaysia aufzubrechen.
Ostküste runter bis Ban Krut. Es regnet wie aus Kübeln und ich entscheide mich, einen Zwischenstop einzulegen, bis es etwas trockener wird. Durch Zufall treffe ich ein österreichisches Paar wieder, das ich schon in Indien kennengelernt habe. Eine kleine Welt.
Aber auch die anderen Traveller an diesem schönen Fleck sind sehr unterhaltsam und lassen das miese Wetter vergessen.
Ich wechsle auf die westliche Seite Thailands und steuere Ranong an. Die Fahrt durch die Berge erinnert etwas an Nordthailand. Schöne Serpentinen und viele kleine Dörfer lassen keine Langeweile aufkommen.
Dann weiter nach Krabie. Ich beschliesse einfach auf ein kurzes Hallo im Frog and Catfish vorbei zu fahren. Hier hatte ich ja Sylvester mit Karin, Ursula und Kim gefeiert und habe Gary , Bua und das gesamte Team einfach lieb gewonnen.
Und natürlich bleibt es nicht bei dem kurzen Besuch. Ich soll bleiben und aus dem kurzen Hallo werden 9 Tage. Die Zeit an diesem paradiesischen Ort verfliegt wie nichts und ich hätte auch noch länger bleiben können, wäre da nicht die Sache mit der arrangierten Verschiffung des Mopeds von malaysia nach Sumatra.
Ich entscheide mich für die kleine Grenze in der Nähe von Satun und werde mit einer tollen Fahrt durch einen hier befindlichen Nationalpark belohnt. Auch die Beamten hier sind sehr entspannt und nach ein bisschen Gebäck und einer Tasse Tee sind alle Formalitäten erledigt. Ich bin in Malaysia.
Die Fahrt nach Penang ist eher langweilig. Entweder man fährt durch unzählige recht eintönige Ortschaften und muss unzählige Male an Ampelkreuzungen in der Sonne schmoren, oder man wählt die Autobahn und fühlt sich wie in Europa.
Ich ärgere mich schon etwas, dass ich nicht mehr Zeit habe, das Land intensiver zu bereisen, aber dafür hatte ich eine tolle Zeit in Krabie. Man kann halt nicht alles haben….
Dafür bin ich sehr begeistert von Penang, oder besser der Insel Georgetown, dem alten Teil der Stadt. Es war der Sitz der British East India Company in dieser Ecke der Welt und somit ein wichtiger Handelsplatz. Heute ist Georgetown ein World Heritage Platz. Ich bin dankbar für den Tip von Gisela, einer Reisebekanntschaft, und finde das sehr günstige und sehr zentral gelegene Noble Hotel. Der Name ist zwar nicht Programm, aber die Atmosphäre ist nett.
Nur ich bin hier nicht zum entspannen, sondern muss sowohl die Verschiffung von Rosie nach Sumatra, als auch mein Visum für Indonesien und meinen Flug organisieren. Aber alles ist viel einfacher, als ich es mir vorgestellt hätte. Das 2 monatige Visum ist von einem auf den anderen Tag ausgestellt und nach dem Besuch des Büros von Mr. Lim, dem Agenten für die Verschiffung, sind auch soweit alle Fragen diesbezüglich geklärt. Ich bin nicht alleine und treffe Manuel und Ivana, er Spanier, sie Macedonierin, auf ihrer Yamaha Tenere. Auch sie wollen nach Indonesien und sind schon ein Jahr unterwegs.
2 Tage später kommt der Moment des Ladens unserer Mopeds. Wir folgen Mr.Lim auf seinem Scooter aufs Festland nach Butterworth zum Hafen. Es dauert einige Zeit, bis die Carnets gestempelt sind und dann geht es zum Schiff. Wir müssen endlos warten, bis dieser nicht gerade vertrauenserweckende Kahn entladen ist . Dann kommen die Bikes an den Kranhaken, schweben für einige Minuten in luftiger Höhe, dass uns der Atem stockt und sind dann im nu verstaut und verzurrt.
Die Jungs wissen, was sie tun. Beruhigend.
In 4 Tagen sollen wir unsere Fahrzeuge in Belawan, dem Hafen auf sumatrischer Seite, in Empfang nehmen können.
Also noch etwas das nette Georgetown geniessen und dann ab in den Flieger.

Laos

Irgendwann muss die Party zu Ende sein. Zu viele nette Menschen in Chiang Mai, mit denen man seinen Tag geniessen kann. Also zurück nach Nan. Gut, die Tour kannte ich schon, aber trotzdem noch nett. Nach einer Nacht weiter nach Thung Chang. Nette Serpentinen zur Grenze. Schön klein und überschaubar, die Atmosphäre ist sehr relaxt. Die Thai brauchen 5 Minuten und ich bin raus. Auf der laotischen Seite dann noch einmal 30, weil der Grenzer meinen internationalen Fahrzeugschein nicht lesen kann.Kommen nicht soviele Langnasen durch Ein chinesischer Trucker neben mir hilft. Sind schon pfiffig die Jungs . Visa für einen Monat und Custom für Rosie auch. 31 $ ärmer starte ich durch in ein neues Land. Na ja , durchstarten ist zuviel gesagt. VOLLBREMSUNG. Erst denke ich, hier gibt es ja Geisterfahrer. Bis mir einfällt: In Laos ist wieder Rechtsverkehr.Noch mal gut gegangen. Dann eine Strassenkreuzung. Geradeaus sieht gut aus. Geht aber direkt nach Luang Prabang. Ich will nach Pakbeng, am Arsch der Heide. Strasse sieht scheiss…. Ok, dann erstmal ein BEERLAO und ab in die Pampa. Die Brücke soll ja immerhin vorhanden sein. Dann entpuppt sich die Strasse als gar nicht mal sooo schlecht und die Landschaft ist toll. Nur das mit der Brücke war eine Fehlinformation. Zwar wird eifrig gebaut, aber das kann noch dauern. Einige Trucks warten auf eine Überfahrt mit der Fähre, die jeweils nur ein Fahrzeug aufnehmen kann. Für ein Bike ist aber immer noch Platz und im nu bin ich auf der anderen Seite. Pakbeng ist ein verschlafener kleiner Ort, der erst am Abend, wenn die Boote mit Touristen nach und aus Luang Prabang einlaufen, zum Leben erwacht.
Ich will eigentlich am nächsten Tag weiter, bekomme aber die Nachricht über den Tod eines alten Freundes. So bleibe ich einen Tag, um das erst einmal zu verarbeiten.
Der Weg nach Oudomxai fängt spektakulär an, wir aber zunehmend langweiliger. Ein verstaubtes Kaff klebt an dem anderen. Ich merke, dass mir die Hiobsbotschaft von vorgestern immer noch in den Knochen steckt, ich mich nicht wirklich auf die Strasse konzentrieren kann und breche nach 140km in Oudomxai ab. Dieses sehr chinesisch orientierte Provinznest hilft nicht, mich auf andere Gedanken zu bringen. Ein Ramschladen nach dem anderen. Selbst eine nette Essbutze zu finden, fällt hier schwer.
Die Strasse wird noch schlechter auf dem Weg nach Nong Khiaw. Meist in den Kurven hat man wohl keinen Teer mehr gehabt und ich rutsche mehr als das ich fahre.
Ich war schon mal vor einigen Jahren mit dem Fahrrad in Nong Khiaw und habe es als wundervollen Ort in Erinnerung. Und, was soll ich sagen, er ist immer noch klasse. Bis auf ein paar mehr Guesthouses und Restaurants hat sich nicht viel getan.
Und ich treffe gleich 2 Biker wieder, die ich schon in Chang Mai kennengelernt habe. Lalo, ein Amerikaner, der um die Welt fährt, aber hier auf eine kleine 250ziger Honda zurückgreift und Uli aus Witten ( fast Dortmund), der in Singapore lebt und ein paar Monate auf seiner GS 800 durch Südostasien fährt. Dazu gesellen sich noch Oli und Charli, ein englisches Pärchen auf ausgedehnter Hochzeitsreise ( bisher 10 Monate) mit ihrer Africa Twin.
So ist für interessante Abendgeschichten schon mal gesorgt.
Uli und ich beschliessen, einige Zeit gemeinsam zu fahren , schliesslich sind wir beide BvB Fans und sollten uns dahingehend schon verstehen..
Eine mit unzähligen Kurven gespickte Strasse bringt uns auf unserem Ziel Viangxai, nahe der vietnamesischen Grenzei, erst mal nach Viang Thong. Nach unzähligen Serpentinenkurven sind wir kurz vor einem Drehwurm. Zeit in diesem Gott verlassenen Kaff eine Nachtruhe einzulegen, Wir sitzen in einer Art Garage, die sowohl eines der einzigen Restaurants, als auch gleichzeitig das Wohn und Schlafzimmer der hier lebenden Familie beherbergt, und treffen zwei Bayern auf ihren 250zigern. Die ganze Familie sitzt eigentlich schon im Schlafanzug in ihrem WOHNZIMMER, während wir so tun, als wären wir in einer Gaststätte. Mangelnde Geselligkeit kann man den Jungs aus dem Süden ja nun wirklich nicht vorwerfen. Nach einigen Bier und vielen Tips von ihrer Seite ziehen wir etwas verkatert am nächsten Tag ein Haus weiter .
Viangxai diente der Pathet Lao, der Führung der kommunistischen Partei während des zweiten Indochina Kriegs, als Hauptquartier. Zum einen nutzten sie die unzähligen Höhlen als Schutz vor den unzähligen Bombardements der Amerikaner, zum anderen war die Nähe zum Freund Ho Chi Min von grosser logistischer Bedeutung. Die Amis befanden sich offiziell nie im Krieg mit Laos, was sie aber nicht davon abhielt, 2.000.000 Tonnen Bomben über dem Land abzuwerfen. Das entsprach in etwa 2 Tonnen Zerstörungskraft pro Einwohner. Zu sehen, unter welchen Entbehrungen sowohl die Führung, als auch Soldaten und Bevölkerung über 9 Jahre überwiegend in natürlich als auch mit extremen Anstrengungen künstlich geschaffenen Höhlen leben mussten, ist erschütternd. Die Landschaft mit seinen Limestone Bergen und unzähligen kleinen Seen wirkt heute überaus pittoresk. Wenn man sich aber bewusst macht, dass jeder kleine See ein Bombenkrater aus vergangenen Tagen ist, ändert sich die Sichtweise. Lonely Planet bezeichnet das als: `Von Menschenhand erschaffene Seen`. Klingt ziemlich amerikanisch.
Es verirren sich nicht so viel Reisende in diese Region, was wir beide sehr bedauern. Denn nur so kann man sich ansatzweise die Leiden vorstellen, die dieses Land ertragen musste.
Die Strecke nach Phansavan geht wieder durch beeindruckende Berglandschaft und mittelalterlich anmutende Dörfer, wären da nicht die vielen Parabolantennen und Werbeplakate für Mobilfunkanbieter. Kinder rennen den Motorrädern mit lauten Sawadee ( Hallo ) Rufen in fast jedem Dorf in Scharen hinterher.
Dann gehts ins Flachland. Schnell aber langweilig. Phonsavan ist nicht umbedingt der Nabel der Welt, obwohl es einige Restaurants gibt, die etwas Abwechslung
zu dem ewigen Reis und Nudel Allerlei bieten. Wir geniessen 2 riesige saftige Burger bei extrem ohrensersetzend lauter Musik. Klar, die Chinesischen Neujahr Festivitäten haben begonnen. Und was wäre dieses Fest ohne Chinesen.
Das erinnert uns daran, dass wir jetzt in DIE Metropole des Lao Tourismus, Luang Prabang, fahren und sind schlau genug, vorzubuchen.
Und das war eine gute Entscheidung. Zwar dauert es eine Zeit, bis Ulis Name der Buchung zugeordnet werden kann, denn Krumme hört sich nicht gerade chinesisch an, aber dann sitzen wir in einem netten Garten und sehen den gestressten Backpackern zu, die erfolglos , verzweifelt und verschwitzt ein Zimmer suchen. Alles ist belegt von Chinesen.
Wir fragen uns schon seit Tagen, was hier los ist. Immer wieder begegnen wir Konvois von riesigen Luxus SUVs mit chinesischen Kennzeichnen, die in Laos eingefallen sind. Nur dicke Geländekarren deutscher Hersteller. Aber alle Insassen sind sehr angenehm in ihrem Verhalten uns gegenüber und überaus interessiert. So oft, wie ich abgelichtet werde, denke ich schon über eine Karriere in China nach.
Zum letzten Mal, als ich in Luang Prabang war, ging es hier einiges geruhsamer zu. Aber trotzdem scheint es, wurde das eingenommene Geld aus dem Tourismus in die Renovierung alter, netter Gebäude investiert. Man sucht vergebens nach Bausünden, der ursprüngliche Flair des Ortes ist erhalten geblieben.
Ich gönne natürlich jedem Chinesen die wunderbare Möglichkeit des Reisens, aber wie wird es aussehen, wenn 1,4 Milliarden Menschen diese Freiheit nutzen wollen und können?
Uli bekommt Besuch von einer sehr netten Bekannten aus Thailand. Und Anni, selber grosser BvB Fan, bringt uns sogar noch 2 aktuelle Trikots mit. Ich halte mich, ob der Leistung in der letzten Zeit zwar ein bisschen zurück, aber beide sind für die Tage hier hervorragende Botschafter unseres Vereins. Ich bin erstaunt, wie viele Thais und Chinesen sofort auf das Vereinslogo reagieren. Die Leistungen scheinen uns wirklich in der Welt bekannt gemacht zu haben.
Vang Viang war mal die Party Hochburg in Laos, bis die Gemeinde sich entschloss, dem einen Riegel vorzuschieben. Die Backpacker zogen sich hier nach dem Genuss etlicher Bier auch noch alle mit HAPPY gekennzeichneten Getränke und Speisen weg und ersoffen reihenweise im Fluss, bei dem Versuch, wieder auf einen dahintreibenden Gummireifen zu klettern. Heute ersaufen die Chinesen, bei dem Versuch, überhaupt zu schwimmen. Dafür ist die Musik, die einen pausenlos beschallt, beschissen geworden. Dann lieber ein paar bedröhnte gute DJs.
Deshalb zieht es uns auch weiter zum Nam Ngum Stausee. Tolle Aussicht, campen an einer Kneipe mit kulinarischer und flüssiger Versorgung und und schon fast kitschigem Sonnenuntergang.
Da es hier kein Weiterkommen gibt, wir werden an einem Tor eines Wasserkraftwerks unmissverständlich aufgefordert umzukehren, geht es zurück auf die Hauptstrasse Richtung Vientiane und danach nach Pakxan .
Wir wollen uns auf jeden Fall die Höhle von Kong Lor anschauen und machen uns zügig auf den Weg. Langweilige aber immerhin zügige Fahrt auf der Hauptstrasse Richtung Süden , aber dann nette Nebenstrasse auf der 8 und der Abzweigung zur Grotte. Nette kleine Dörfer säumen den Weg.
Der Ort bei Kong Lor befindet sich sichtlich im Umbruch. Es gibt bisher nur eine überschaubare Anzahl an Guesthouses und Restaurants, aber überall wird gebaut.
Aus dem Geheimtip wird bestimmt eine neue Touristenattraktion der Zukunft. Beim Besuch der Höhle können wir aber auch verstehen warum.
Ein Fluss fliesst hier ganze 7 km durch einen Berg. Man mietet also für kleines Geld ein Boot und einen Führer, der, nur mit einer Stirnlampe bewaffnet , den Weg durch die absolute Dunkelheit findet. Während er versucht, die kleinen Stromschnellen und Hindernisse zu umkurven, leuchten wir mit unseren Lampen die Seiten ab und finden wunderschöne Tropfsteinformationen. Nach einer Stunde treten wir aus dem Inneren des Berges hinaus und befinden uns im Dschungel. Man kommt sich ein bisschen vor, wie auf einem Fluss im Amazonas. Danach geht es dann den gesamten Weg zurück. Und wir sind uns einig: eines der beeindruckendsten Erlebnisse in ganz Laos.
Und wir treffen Lalo wieder. Irgendwie scheinen wir uns zu verfolgen. Wir fahren gemeinsam den Loop über den Nam Teun Stausee. Das Wasserkraftwerk ist eine Kooperation von Laos, Thailand und Frankreich. Irgendwie sieht die geflutet Gegend mit den im See stehenden abgestorbenen Urwaldriesen aus , wie das Überbleibsel einer atomaren Katastrophe. Aber angeblich wird hier viel für den Naturschutz getan. Wollen wir das mal so glauben.
Lalos und unser Weg trennen sich wieder. Nach Thakhek und Pakse, zwei beschaulichen Orten am Mekong mit netter alter, französischer Architektur, wollen wir das Bolaven Plateau befahren.
Hier befindet sich das Haupt Kaffee Anbaugebiet von Laos und hier gibt es die meisten Wasserfälle des Landes. Die Wasserfälle sind ganz nett, aber sonst finde ich die Landschaft etwas öde. Bin vielleicht schon etwas verwöhnt. Aber wir treffen Lalo wieder. Irgendwie wird es mir langsam unheimlich.
Zurück in Pakse trennen sich Ulis und mein Weg. Er muss nach Bangkok, eine Freundin abholen, mich zieht es nach Champasak und das Gebiet der 4000 Inseln im Mekong.
Champasak ist ein verschlafenes Nest, nett gelegen, aber ein bisschen langweilig, wäre da nicht der Wat Phou, ein Tempel aus der gleiche Zeit wie Angor.
Aber es ist Festival im Tempel und es geht mehr zu, wie auf dem Jahrmarkt. Überall Verkaufsstände und Müll. Der ansonsten beschauliche Ort verkommt zum Rummelplatz. Und da ich Volksfeste hasse, vermache ich mich schnellstmöglich nach Don Khong.
Nach der Fährfahrt auf die grösste Insel der 4000 Inseln miete ich mich im Riverview Guesthouse ein. Ich treffe ein sehr nettes deutsches Paar auf Weltreise, Peter, einen Schweden und…. Lalo. Gut, wir sind zwar ungefähr auf der gleiche Route unterwegs, aber das Gebiet ist gross und das Timing ist schon ein bisschen spooky…Aber es kommt noch besser, dazu mehr im nächsten blog über Kambodscha. Lalo zieht es nach Don Det, der Backpacker Hochburg hier. Er folgt dem Ruf seiner Hormone und vermisst die netten, jungen Travelerinnen hier auf Don Khong. Ich will nur meine Ruhe geniessen.
Aber wie das Leben so spielt treffe ich schon am nächsten Tag meine neue Reiseabschnittsgefährtin. Aber wer weiss das schon?
Sie ist mit einem kleinen Bike aus Vientiane, wo sie als Französin für eine französische Schule arbeitet, angereist und will Kambodscha erkunden.
Nach einem langen Abend, an dem wir erkennen, dass die Chemie stimmt, beschliessen wir, gemeinsam aufzubrechen.
Ich habe ein etwas mulmiges Gefühl, habe ich doch gehört, dass schon einige Motorradfahrer die Grenze hier nicht passieren durften. Die Fähre ist schnell genommen, die Strecke bis zur Grenze kurz. Und dann die Überraschung. Ich darf mit meinem Carnet sofort einreisen. Heloise, mit ihrem in Vietnam registrierten Bike , wird die Einreise strickt verweigert. Da hilft auch kein 50 $ Schein als Anreiz. Sie ist am Boden zerstört. Kein Kambodscha. OK, dann eben Plan B.
Ich mache ihr den Vorschlag, ihr Bike in Laos unterzustellen und auf Rosie durch Kambodscha zu reisen. Sie muss eh in 7 Tagen wieder unterrichten und kann ihr kleines Motorrad später abholen, wohnt sie doch in Laos.
Wir besiegeln unseren Deal mit einem Handschlag, sie kann wieder etwas lächeln und wir verabreden uns für den späten Nachmittag in Stung Treng, auf der anderen Seite der Grenze.
Dann mal sehen, ob sie das organisiert bekommt-
.

Land des Lächelns

Ein neues Jahr und allen das Beste. Mit dem Blog hinke ich wieder einmal etwas hinterher, aber nach den unsäglichen Strapazen der indischen und thailändischen Bürokratie habe ich mir eine Auszeit verdient. Ok, ist etwas lang geworden.

Meine Verschiffung aus Indien hatte ich mir etwas einfacher vorgestellt. Letztendlich frage ich mich, warum ich mir überhaupt eine Agentur genommen habe. Die ersten drei Tage in Cochin habe ich nur damit verbracht, eine Genehmigung zu erlangen, mein Motorrad selbst in den Hafen fahren zu dürfen. Denn eigentlich reise ich damit ja aus dem Land aus. Meine indischen Agenten, liebenswert, mitfühlend und planlos, verfolgten das ganze Prozedere mit dem typischen indischen Kopfnicken. Ich weiss bis heute nicht, was das bedeutet, aber sei es wie es ist. Meine Anwesenheit, die ich eigentlich vermeiden wollte , war beim Zoll unbedingt erforderlich. Erst beim Anblick meines schlechtlaunigen Ausdrucks gab es die notwendigen Stempel. Bei den Indern wieder nur Kopfnicken. In Gedanken sah ich sie schon auf der Ablage meines Autos als geschrumpfte Wackeldackel.
Irgendwann ist es dann soweit , alle Unterlagen und Stempel sind an der richtigen Stelle und ein schmalbrüstiger Schreiner versucht aus auf der Strasse gefundenen Holzresten eine Kiste um Rosie zu zimmern. Eigentlich will ich da nichts mehr von wissen und übergebe sie ihren Schicksal.
Wundert mich nur, dass sie mir nicht mit dem Vorderrad hinterher nickt…die Inder tun es.
Ich fahre zurück nach Bangalore in meine WG. Dann die nächste schlechte Nachricht. Der Container geht nicht wie geplant direkt nach Bangkok, sondern erst einmal nach Singapur. Habe ich also noch Zeit, denn was soll ich ohne Rosie in der Stadt der Engel. So buche ich einen Nachtbus nach Goa und besuche meine baskische Lieblingsfamilie, die es nach Amritsar und Manali über Nepal nach Agonda geschafft hat. Die Wiedersehensfreude ist riesig, wir verbringen eine feucht- fröhliche Zeit an einem der schönsten Strände Indiens. Zurück in Bangalore lädt mich Venkatesh zusammen mit seinem Kumpel Unger zu einer 1000km Tour auf Royal Enfields in den Dschungel von Karnataka ein. Wieder der Versuch, Tiger zu sehen, wieder einmal ohne Erfolg. Dafür Wildhunde, vom Aussterben bedroht und selten zu beobachten. Doch noch ein happy end. Trotzdem fällt mir der Abschied von `meiner indischen Familie´ extrem schwer. Snea, Dhanya, Venkat
esh, Coffee ( der Rottweiler) und ich hatten eine grandiose Zeit. Danke für diese Freundschaft.
So besteige ich mit einem lachenden und eine tränenden Auge den Flieger nach Bangkok, gespannt darauf, wie es Rosie auf hoher See ergangen ist.
Das von mir im Vorfeld gebuchte Guesthouse erweist sich als eine Bretterbude die nur über provisorische Holzstege zu erreichen ist. Lage direkt am Fluss und Freundlichkeit des Personals aber entschädigen. So bleibe ich, habe schliesslich schon andere Löcher bewohnt.
Die nächsten Tage stehen im Zeichen der ´Rosie aus dem Zoll Befreiung`. Meine indische Agentur hatte mir einen Agenten in Bangkok genannt, der sich meiner annehmen sollte. Der aber weigert sich kurzerhand. Damit habe er keine Erfahrung, ich solle mir doch jemand anderen suchen. Super. Ich kenne auch so viele ANDERE. Problem Nummer eins ist die Sprachbarriere. Die wirklich nette ältere Lady beim Zoll würde ja gerne, aber versteht mich nun mal nicht. So organisiere ich einen Dolmetscher und innerhalb eines Tages habe ich meine temporäre Einfuhrgenehmigung und das sogar für 3 Monate mit Option der Verlängerung auf insgesamt 6. Dann stehe ich endlich vor Rosie, immer noch in ihrem indischen Holzgewand. Die Thais lachen sich tot über soviel Schreinerhandwerk. Egal. Rosie hat alles unbeschadet überstanden und springt, nachdem ich sie aus ihren Sagrophag befreit habe, ohne Murren an, froh, endlich in die Freiheit zu entschwinden.
Das Entschwinden ist aber mehr ein Stop and Go durch Bangkoks Rushour. Beide völlig überhitzt erreichen wir die Werkstatt von Yut, dem besten BMW Mechaniker Bangkoks( wenn nicht Thailands). Rosie soll ein richtiges Facelift bekommen. Neue Pulverbeschichtung, Steuerkette, Pleuellager und noch so einige andere Dinge. Und Yut kann das!!
Irgendwann ist es dann soweit und ich stehe vor einer fast taufrischen Rosie. Ganz in Weiss( ich konnte das Bayern Blau nicht mehr sehen) und mit jungfräulicher Technik kann das Abenteuer Thailand endlich beginnen.
Während meiner Wartephase habe ich viele nette Menschen kennengelernt, unter anderem auch Ursula.
Sie möchte eine Motorradtour durch Nordthailand machen, hat auch schon in Chang Mai eine Honda gemietet, wäre aber froh, nicht allein fahren zu müssen. Neues Land, wenig Motorrad Erfahrung. Also nehme ich sie unter meine Fittiche und wir verabreden uns im Riders Corner, einer Bikerkneipe, in besagtem Chang Mai. Sie fliegt, ich fahre natürlich.
Gute 2 Stunden brauche ich allein um aus Bangkok herauszukommen. Ein Alptraum. Überall wird gebaut. Ein einziger grosser Stau. Dann eintönige Fahrt gen Norden auf der N1. Rosie schlägt sich besser als ich. Irgendwann beschliesse ich einen Nachtstop einzulegen. Aber anstatt eines Hotels finde ich nur Anlagen mit vielen kleinen Holzhütten, deren rote Lichter eher auf einen Puff hindeuten.
Die Müdigkeit siegt, ich lehne die Begleitung ab und beziehe für 8 € ein sauberes Zimmer. Nur das rote Licht nervt…
Ursula und ich beschliessen, den Mae Hong Son Loop zu fahren, eine Rundstrecke Im Nordosten, die nah an die burmesische Grenze führt. Legendär bei Motorradfahrern durch seine 1864 Kurven.
Das erste Ziel heisst Pai, ein ehemals ruhiges Marktnest der hier siedelnden Shan. Heute ist Pai ein bevorzugter Platz von Backpackern und thailändischen Touristen, wurden hier doch 2 Schnulzfilme gedreht und so gilt Pai heute als Platz der Liebe für alle Schnulzenfans.
Die Fahrt dorthin könnte schön sein, wären da nicht die unzähligen Touribusse, die sich um die unzähligen Kurven schlängeln.
Auf den Strassen von Pai geht es ab wie auf dem Basar, nicht ganz so schlimm wie Khao San Road in Bangkok, aber viel fehlt nicht mehr. Die Umgebung aber ist wunderschön.
Danach, auf der Strecke nach Mae Hong Son, wird es merklich ruhiger. Nur wenige Pauschaltouristen verirren sich in diese Region. Das Cruisen macht unsagbar viel Spass, die vielen Kurven auf bestem Geläuf tun ihr übriges, um mir das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht zu nehmen.
Mae Hong Son ist ein beschaulicher kleiner Ort mit einem netten Wat ( Tempel) und einem angrenzenden See. Wir haben Glück und es ist Nachtmarkt. Ein Panoptikum an Ständen bietet alles feil, was man sich vorstellen kann. Wir schlagen uns den Magen mit undefinierbaren Grillwaren voll, von denen ich gar nicht wissen möchte, aus welchem Körperteil geschweige denn von welchem Tier sie kommen. Dazu spielt eine um Spenden bittende Schülergruppe um die 7 Lebensjahre wie die Duracellhässchen immer wieder Zombie von den Cranberries. Absurder kann es nicht werden…
Von Mae Hong Son kann man einen Abstecher in eins der Langhals- oder Padaungdörfer machen. Dieses eigentlich aus Myanmar kommende Karenvolk ist zu einer der Touristenattraktionen in manchen Ecken Thailands verkommen. Wir müssen einige Zeit schlechte Piste auf uns nehmen, um zu einem der abseits des Touritrails gelegenen Dörfer zu kommen. Klar, auch hier will man Textilien und Schmuck verkaufen, aber Farangs ( Langnasen, Bezeichnung für uns Bleichgesichter) sehen wir keine. Schon mit ca. 5 Jahren bekommen die kleinen Mädchen ihre erste Halsspirale angelegt. Irgendwann kann das ganze Ding bis zu 30cm hoch werden. Na ja, wer es mag….
Wieder traumhafte Fahrt hoch in die Berge. Ziel ist ein Wasserfall, der sich aber eher als Lachnummer herausstellt. Abgesehen von dem Rinnsal ist die Tour aber atemberaubend. Wildblumenfelder und Almen lassen an die Alpen denken, wären da nicht die Bambushütten und vor allem die Wasserbüffel, die mit ihren riesigen Haufen immer wieder für Adrenalinschübe in den glitschigen Kurven sorgen.
Mae Sariang, so gar nicht auf der Liste der meisten Reisenden, hat wirklich Charme. Nette günstige Guesthouses, klar, der obligatorische Markt mit neuen nicht unbedingt immer vertrauenserweckenden kulinarischen Köstlichkeiten und ein kühles Blondes mit einem tollen Blick auf den Fluss und das idyllische Hinterland.
Wir entscheiden uns für den ausgedehnteren Mae Hong Son Loop und fahren weiter nach Mae Sot. Denn Weihnachten ist nicht mehr weit und Sukhothai könnte ein netter Ort sein, um auf den alten Jesus anzustossen.
Nach Mae Sariang wird die Strasse ziemlich mies, Schlaglöcher un masse. Aber schon wird eifrig gebaut. Die Thais sind schon ein emsiges Völkchen. Sollten die Inder sich mal eine Scheibe von abschneiden.
Mae Sot hat, bis auf einen Schweizer mit einem unglaublichen Mitteilungsbedürfnis, odrrrr, nicht viel zu bieten und wir sind froh, schnell nach Sukhothai abhauen zu können.
Sukhothai war mal ein altes Königreich und hat heute noch so allerhand alte Steine zu bieten. So machen wir erst einmal eine grosse Besichtigungstour und zollen den alten Pagoden unseren Respekt.
Heilig Abend verbringen wir mit Bier und Wodka, Chips und Keksen. Nicht gerade das klassische Weihnachtsessen, aber Hauptsache Spass!
Zurück in Chang Mai werden schon die nächsten Pläne geschmiedet. Ich will meine australischen Freunde Karin und Kim besuchen, die sich für 2 Wochen in Krabi aufhalten. Eigentlich wollte ich mit dem Bike runterfahren. Da mir der Norden aber so gut gefällt und ich mit Ursula noch den Golden Triangle und den Nan Loop fahren möchte, stelle ich Rosie im Hollanda Montri Guesthouse bei dem freundlichen Holländer Lucas unter und fliege. Ursula hat Liebeskummer und möchte Sylvester nicht allein verbringen. Also pack ich sie kurzerhand auch noch ein und nach ein paar Stunden stehen wir einen Tag vor Sylvester am Flughafen von Krabi. Die beiden wohnen ausserhalb in einem Resort und leider weiss kein Taxifahrer, wo sich das Dorf mit dem lustigen Namen Din Daeng Noi den nun befindet. So verbringen wir noch einmal geschlagene 2 Stunden mit der Suche und kommen völlig entnervt in der Dunkelheit an. Dann grosse Wiedersehensfeier…..
Am nächsten Tag organisieren wir uns 2 Scooter, denn ganz ohne Mopeds geht es einfach nicht. So sind wir in unserer schönen Eremitage( das Frog and Catfish ist wirklich ein Traum ) zumindest etwas unabhängig. Sylvester bleiben wir im Hotel und feiern mit den Besitzern Gary und Bua und den anderen wenigen Gästen. Nur Kim ist leider nicht so wirklich mit von der Partie, hat sie sich doch schon am 3. Tag den Magen verdorben. Guter Start würde ich sagen. Und das Pech ist auch weiterhin auf ihrer Seite.
Wir fahren zum Ao Nang Beach. Grosser Fehler. Nicht nur weil der Ballermann dagegen ein Kurort ist, sondern weil Kim, beim Versuch den Scooter zu wenden, ins Schleudern kommt und gegen einen nagelneuen Pickup knallt. Ihr ist Gott sei Dank bis auf ein paar Blutergüsse nichts passiert. Aber die Delle im Auto will bezahlt werden. Nach langem Feilschen einigt man sich auf 250€. Teuere Miete, arme Kim. Sie steckt das mit einem Schulterzucken weg und sitzt am nächsten Tag wieder auf dem Bike. Das Umland zu erkunden mach Spass und entschädigt für den Trubel und Stress am Vorabend.
Gary empfiehlt uns eine Kanutour durch die Mangroven. Also werden wir am folgenden Tag abgeholt und paddeln kurze Zeit später in zweier Kanus durchs offene Meer auf die Felsformationen an der Küste zu. Ganz nett, wenn wir alleine wären. Aber mit uns paddeln um die 30 anderen Boote. In den schmalen Kanälen durch den Mangrovenwald geht es zu wie in der Rushhour in Bangkok. Erschwerend kommt hinzu, das die wenigsten ihre Kanus wirklich beherrschen. Immer wieder bleiben sie in den Luftwurzeln hängen oder rammen uns. Ein Alptraum, braucht kein Mensch.
Die Mädels wollen noch nach Ko Lanta, haben auch da schon eine Unterkunft gebucht. Wir entschliessen uns, noch für einen Tag mitzukommen und zumindest etwas Strand zu geniessen. Die Fähre ist wieder einmal kein Spass. Komplett überfüllt.
Die Anlage aber ganz nett, das Essen dank des französischen Besitzers ausgezeichnet und der Strand wie im Bilderbuch.
Noch eine letzte gemeinsame Feier und dann am nächsten Tag mit dem Taxi zum Krabi Airport.
Die Bikes sind noch so, wie wir sie verlassen haben und nach einem Detox Tag geht es wieder mal auf herrlichen Strassen in den Norden nach Tha Ton. Unser Ziel ist der nördlichste Punkt Thailands und dann das Gebiet um Nan.
Tha Ton ist ein nettes verschlafenes Dörfchen an einem idyllischen Fluss. Es gibt einen schönen Wat auf dem Berg mit einem spektakulären Ausblick auf das gesamte Umland.
Der Ritt nach Mae Sai gestaltet sich etwas kompliziert, dank meines in die Jahre gekommenen GPS. Wir wollen über Mae Salong fahren und verpassen natürlich die Abzweigung. Also zurück. Dann eine winzige Strasse hoch. Endlich angekommen erst einmal Mittag essen. Drei Wandermönche kommen in die Garküche, haben aber kein Geld für ihre Kost. Nach dem Prinzip, jeden Tag eine gute Tat, laden wir sie zum Essen ein und sie schlagen rein wie Blücher. Dann schickt uns das Navi die verkehrte Strasse weiter und wir landen wieder an dem Ort vom Morgen. Doch wir finden noch einen anderen Einstieg zur 1149, die abenteuerlich direkt auf einem Kamm an der Grenze zu Myanmar lang führt.
Ursula ist auf Grund einiger extrem steiler Passagen mit den Nerven am Ende und sieht etwas bleich aus als sie bei unserer Ankunft in Mae Sai den Helm abstreift. Mae Sai selbst ist eine typische Grenzstadt und hat, bis auf unzählige Verkaufsstände, nichts zu bieten. Wir wohnen direkt am Grenzfluss und beobachten immer wieder wie Leute aus Myanmar nach Thailand waten. Möchte gar nicht wissen, was sie in ihren Plastiktüten so alles rüberschaffen.
Die Fahrt nach Chiang Khong über Chiang Saen ist wieder einmal wunderbar. Irgendwann treffen wir auf den Zusammenfluss des Ruaks mit dem mächtigen Mekong. Tolle Aussichtspunkte laden in regelmässigen Abständen zum Verweilen ein.
Die nächste Station ist Chiang Rai. Ein bisschen wie der kleine Bruder von Chiang Mai ist es hier wieder sehr touristisch. Eine Bar und ein Restaurant am anderen, ein Nachtmarkt mit all dem Plunder den Touristen gern mit nach Hause schleppen. Nichts wie weiter!!
Der Hauptgrund, weswegen wir nach Chiang Rai gekommen sind ist Wat Rong Khun, der weisse Tempel. Ein bisschen wie die Sagrada Familia in Barcelona wird auch hier noch permanent gebaut. Doch die Menschenmassen lassen uns auch hier nur kurz verweilen. Auf nach Nan, eine kleine Provinzstadt im Osten nah der laotischen Grenze. Nan dient uns als Ausgangspunkt für einige Ausritte in die spektakuläre Berglandschaft. Diese Ecke ist für mich die schönste Bikegegend in ganz Thailand. In endlosen Serpentinen schrauben wir uns auf über 1700m. Hinter jeder Kurve warten grandiose Ausblicke. Schöner kann Motorradfahren nicht sein.
Nur Ursula guckt etwas betrübt in Anbetracht ihrer baldigen Abreise. Eigentlich wollte ich von hier Richtung Laos fahren, entscheide mich aber dafür, Ursula bis nach Chiang Mai zu begleiten. Eine kleine Abschiedsfeier muss schon noch sein. Ich werde sie vermissen. Sie war für 4 Wochen und über 3000km eine super Reisepartnerin. Also jetzt auf nach Laos!!

Indien-Auf dem Weg nach Kerala

Schon eine Weile her, dass ich den Blog aktualisiert habe, aber Indien lässt einem kaum Zeit zum Durchatmen. Jetzt sitze ich in Cochin und warte auf die Verschiffung von Rosie nach Thailand. Nach vergeblichen Versuchen, eine Einreisegenehmigung für Myanmar zu bekommen, habe ich es irgendwann aufgegeben und mich für diese Option entschieden, aber dazu später mehr. Alles von Anfang an…….
Die Grenzabfertigung ist bezeichnend. Auf pakistanischer Seite wird alles sehr laissefair gehandhabt und ich bin schnell mit allem fertig. Dann kommt die indische Bürokratie. Etliche Zettel wollen ausgefüllt werden und akribisch werden die Gepäckstücke untersucht. Zuletzt wird sogar noch ein Drogenhund angeschleppt. Der noch nicht ausgewachsene Labrador weiss allerdings nicht so recht, was er hier machen soll und sieht Rosie mehr als Spielobjekt. Als er dann noch gegen mein Vorderrad pinkelt, kann ich das lachen nicht mehr unterdrücken und ernte erzürnte Blicke.
Nach einer Stunde ist auch der letzte Stempel in meinen Unterlagen und ich bin wieder mal in Indien auf dem Weg nach Amritsar. Ich steuere Mrs Bhandaris Guesthouse an. Für nur 200R kann ich hier mein Zelt in einem wunderschönen Garten aufstellen, darf den hauseigenen Pool benutzen und mich von der Hektik der vergangenen Tage erholen.
Ich treffe meine baskischen Freunde aus Islamabad wieder und so vergehen die Tage wie im Flug. Klar, ein Besuch des für Sikhs heiligen goldenen Tempels ist natürlich Pflicht. Am Abend ein beeindruckendes Schauspiel. Angeleuchtet glänzt er wie Fort Knox. Witzig ist, dass ich bei Eintritt einen Aufpasser anhauchen muss um sicher zu gehen, dass ich auch keinen Alkohol getrunken habe und den heiligen Ort entweihen könnte. Und natürlich kommt das, was mich die folgenden Monate täglich verfolgen wird: ich werde gefragt, ob man ein Foto mit mir schiessen dürfe. Ein Indisches Hobby. Jeder brüstet sich sofort auf Facebook mit seiner neuen Bekanntschaft. Das zum Thema Privatsphäre.
Ich möchte nach Jaipur und Thomas, einen alten Kumpel, der dort schon seit Jahren lebt, endlich mal wieder besuchen. Erster Zwischenstopp ist Delhi. Eigentlich ist der National Highway ganz ok, wären da nicht die unzähligen Umleitungen. Irgendwie hat man wohl vergessen, die Strasse zu Ende zu bauen und man macht keine Anstalten das Werk zu vollenden. So ziehen sich die 470km unendlich hin und erst in der Dämmerung erreiche ich die Hauptstadt.
Zwar war ich schon einige Male hier, aber durch die rapide Entwicklung kann ich mich an rein gar nichts erinnern. Erschwerend kommt hinzu, das fast alle Verkehrszeichen auf Hindi sind und es auch noch anfängt wie aus Kübeln zu regnen. Und zwar so stark, dass ich in einem Polizeihäuschen Unterschlupf suche.
Aber wie das in Indien nun mal so ist, hat das Blechdach unzählige Löcher. So stehen 2 Polizisten, 4 weitere Mopedfahrer und ich dicht an dicht wie die Sardinen in der Büchse an der einzigen Stelle, wo es nicht durchregnet . Nachdem ich eine Stunde lang die Körpergerüche der Leidensgenossen geniessen durfte, ziehe ich den Regen vor und mache mich auf den Weg. Das Wasser steht so hoch, dass unzählige havarierte Kleinwagen die Strassen versperren. Und der Regen hört nicht auf. Völlig durchnässt gebe ich irgendwann auf und checke in einem für meine Verhältnisse viel zu teuren Hotel ein. Hauptsache heisse Dusche…
Jaipur empfängt mich mit Sonne und Thomas mit einigen Flaschen Carlsberg. Ich verbringe die Tage mit Sightseeing, einigen Reparaturen an Rosie und langen Gesprächen mit meinem alten Kumpel. Einer seiner Kollegen organisiert dann auch noch einen Interviewtermin bei der meistgelesenen Tageszeitung vor Ort. Klar, warum nicht. Kurzes Gespräch, kurzes Fotoshooting, das wars. Der Konsequenzen war ich mir allerdings nicht bewusst. Am nächsten Tag werde ich von halb Jaipur um ein gemeinsames Foto gebeten, jeder erkennt mich wieder aus der Rajasthan Patrika und zeigt stolz auf das Bild. Ich beschliesse zu flüchten.
Aber selbst in Jodhpur wird es nicht besser und es soll noch in ganz Rajasthan so weiter gehen..
Nach dem Besuch des Forts hält mich in Jodhpur nicht so viel. Irgendwie zu viel Touristen und damit Nepp.
Ich möchte mir auf dieser Indientour Orte ansehen, die ich bei meinen letzten Reisen hierher nie besucht habe. Und dazu gehört Jaisalmer, ganz in der Wüste Rajasthans. Die Fahrt geht durch wunderschöne Wüstenlandschaft, durch kleine beschauliche Dörfer, in denen die Menschen noch vielfach die traditionelle Kleidung der Rajputen tragen.
Auch Jaisalmer ist für das grosse Fort bekannt. Touristen wollen aber auch von hier aus die nahen Dünen mit Kamelen erkunden. Da ich Kamele hasse ( haben üblen Mundgeruch und verursachen Seekrankheit), spare ich mir diesen Schnickschnack und setze lieber auf Rosies Pferdestärken.
Das schöne an Jaisalmer ist die Tatsache, dass man hier auch innerhalb des Forts leben darf. Mein Guesthaus hat einen grandiosen Blick auf die Wüste und das Schlendern durch die engen Gassen hat echte Exotik. Auch kommt es mir vor, als würden hier die Verkäufer weniger aufdringlich sein als anderswo. Also alles in allem ein sehr chilliger Ort, wäre da nicht die Hitze. Ich brauche mal wieder eine Hillstation mit gemässigtem Klima. Meine Wahl fällt auf Mount Abu, auch noch nie besucht und bekannt für einen der schönsten Jain Tempel des Landes.
Wieder Fahrt auf schlechten Strassen durch schöne Landschaft. Die Regenzeit ist noch nicht zu Ende und alles erstrahlt in sattem Grün. Überall auf den Feldern arbeiten die Bauern , vielfach noch mit Hilfe von Ochsen, um eine gute Ernte zu erzielen. Archaisch, aber fotogen.
Durch dichten Wald gehen die Serpentinen auf den heiligen Berg. Affen am Strassenrand schrecken von Rosies Geknatter auf und blecken aus Angst die Zähne. Die Ausblicke sind spektakulär.
Leider hat Mount Abu den Nachteil, einer der einzigen hohen Berge in der Gegend zu sein und so regnen sich die Wolke hier gerne mal aus.
Wie auch heute und den kommenden Tag und…..
Ich beziehe eine Art Wintergarten auf dem Dach meines Guesthouses, der den Vorteil eines tollen Panoramas und den Nachteil einiger zerbrochener Scheiben hat, sodass Vögel als auch Mücken ungehindert rein und raus können. Egal, gross, sauber und günstig. Meine Lungen sind durch die Abgase der Strasse schon so in Mitleidenschaft gezogen, da kommt es auf einige Mückenspiralen auch nicht mehr an.
Mount Abu selbst hat nicht wirklich viel zu bieten, wäre da nicht die grandiose Berglandschaft mit den berühmt, berüchtigten Lippenbären und dem Delaware Tempel. Die Lippenbären belästigen gerne mal ahnungslose Touristen oder fallen Nachts in den Ort ein, um nach Verwertbarem zu suchen. Ich sehe 3 in der Dunkelheit. Klasse, kein Foto möglich, genausowenig wie vom Tempel. Fotografieren verboten. Aber dafür die beeindruckendste Steinmetzkunst, die ich jemals bewundern durfte. Leider eine vergessene, wenn man sich die feilgebotenen Statuen der Touristenstände vor dem Tempel anschaut. Das ist mehr so Bildhauen für Hausfrauen Volkshochschulkurs 1( sorry, liebe Hausfrauen, passte gerade so gut).
Einer der Bundesstaaten, die ich nie besucht habe, ist Gujarat. Hier ist nicht nur die Geburtsstätte von Mahatma Gandhi, sondern auch der einzige Ort, an dem man mit sehr viel Glück die einzigen Löwen ausserhalb Afrikas antreffen kann. Ich natürlich nicht. Dafür geht die Fahrt durch eine beeindruckende Salzmarschlandschaft mit unzähligen Vogelarten. Ich möchte nach Diu, einer ehemaligen portugiesischen Enklave. Innerhalb der Woche beschaulich und ruhig mit nur wenig Verkehr wird Diu am Wochenende und an Feiertagen zum Saufmekka der Gujaratis.
Denn Gujarat ist ein dry state, heisst, es gibt KEINEN Alkohol zu kaufen und Diu hat da einen Sonderstatus. Das billigste Bier in Indien ( mit Goa). Klar schiessen sich hier die Jungs ab wie nichts gutes und gehen dann auch gerne mal ne Runde schwimmen. Keine gute Kombination, wie die Anzahl der bereits Ersoffenen zeigt. Ich finds lustig, wenn sie wie Kleinkinder im Wasser rumplantschen…
Diu hat mit seinen alten, zum Teil verfallenen portugiesischen Häusern so ein bisschen den morbiden Charme von Havanna. Mir gefällt es jedenfalls. Ich wohne zudem noch in einer alten Kirche von 1600 und überblicke vom Klo aus die halbe Insel.
Die Strassen in Gujarat sind noch schlechter , als im Rest des Landes und die nur 240km bis zu meinem nächsten Ziel, dem Weltkulturerbe von Champaner ziehen sich bis in die Dunkelheit. Ich habe es schon aufgegeben, noch ein anständiges Hotel zu finden, als auf einmal ein Palast aus Glas vor mir steht. Wahrscheinlich viel zu teuer, aber frage kostet nichts. Und es hat sich gelohnt. Für 1200Rs bekomme ich das bis dahin beste Zimmer in Indien mit Zimmerservice und riesigem Flatscreen TV. Macht auch mal Spass nach langer Zeit. Nach dem zweiten Film schlafe ich mit einem Lächeln ein.
Champaner ist berühmt für die uralten Moscheen und auch sonst ist die Gegend mit einem grossen See und vielen ursprünglichen Dörfern sehr schön , um mit Rosie gemütlich durch die Gegend zu tuckern. Die Kinder jubeln und finden es toll, die Herden von Wasserbüffeln weniger. Die mögen keine lauten Motorräder und man muss etwas aufpassen, wiegen sie doch mindestens das doppelte von Rosie.
ich habe immer noch nicht genug von alten Steinen und will zu den Höhlen von Ajanta und Ellora.
Erst wieder grottenlangweilige Fahrt auf dem NH 8 wo nur das umkurven der LKWs etwas Abwechslung bietet, dann aber Richtung Westen auf den NH 360 Richtung Staatsgrenze. Die Szenerie ändert sich, es geht vorbei an Reisfeldern und auf kurvenreicher Strecke durch den Vansda Nationalpark, berühmt für seinen Leopardenreichtum. Dann windet sich die Strasse die Berge hoch nach Saputara und ich überquere die Grenze nach Maharashtra. Nach einer kurzen Nacht weiter durch das Weingebiet Indiens. Sieht ja nett aus, schmeckt aber nicht. Hat mehr was von Lambrusco aus der 2 Liter Pulle.
Ajanta ist ein nur sehr kleiner Ort mit ein paar Hotels und hat bis auf die Höhlen nicht sehr viel zu bieten. Die aber haben es in sich. 29 Höhlen wurden hier im 5ten Jahrhundert von Buddhisten in den Fels getrieben. Pro Höhle dauerte das etwa 30 Jahre. Irgendwann wurden die Buddhisten vertrieben und erst bei einer Tigerjagd entdeckte ein englischer Offizier sie im 19zenten Jahrhundert wieder. Unweit der Höhlen befinden sich Kaskaden von Wasserfällen, an denen man in der Trockenzeit Tiger beim Trinken antreffen kann.
Ich treffe Ali einen Mineralienhändler und lerne seine Familie kennen. Sein Bruder führt mich fachkundig durch die Höhlen und abends sitzen wir bei leckerem Essen in seinem Haus. Nach nur 2 Tagen bin ich schon so gut wie adoptiert und kann mich nur schwerlich losreissen, um nach Ellora zu kommen. Aber nicht ohne weitergereicht zu werden. So lerne ich Sadeek kennen und wohne in Guesthaus seines Cousins mitten im Dorf. Abends werde ich eingeladen und so ins richtige Dorfleben integriert. Aber der Tag gehört den Höhlen.
Der Tempelhöhlenkomplex von Ellora mit seinem Nebeneinander von buddhistischen, hinduistischen und jainistischen Bauwerken gehört zweifellos zu den eindrucksvollsten Monumenten indischer Kunst und Architektur und ich brauche meine Zeit um die 34 Bauten zu erkunden. Alleine in dem grössten sogenannten Kailash Tempel hat man in knapp 100 Jahren 200.000 Tonnen Stein raus gemeisselt, und das nicht mit einer Hilti! Dagegen sind die Felsenkirchen von Lalibella in Äthiopien eine Kinderarbeit.
Zwei Tage brauche ich bis Hampi. Zwar nur knapp 700 km aber auf kleineren indischen Strassen liegt der Schnitt nicht höher als 50 km pro Stunde. Zu viele Hindernisse, zu viele Schlaglöcher. Konzentration pur.
Ich traue dem alten Lonely Planet und werde enttäuscht. Besser der eigenen Intuition folgen. So finde ich wieder mal den schönsten Platz mit allem was ich brauche. Hampi ist schon was. Der Ort wirkt durch die Bemühungen des Staats, in den nächsten Jahren Hampi Basar auszulagern, etwas abgewrackt. Die Umgebung aber ist magisch. Da sind die tollen Tempel fast zweitrangig. Auf einen der Hügel zu kraxeln und sich stundenlang die unglaubliche Landschaft anzugucken bringt die innere Ruhe zurück. Ohne Yoga und all dem anderen. Die Landschaft meditiert für dich. Ich bleibe wieder einmal länger. als ich wollte. Lerne jeden Tag gute Leute kennen, mit denen ich eine gute Zeit verbringe. Dann aber reicht es auch hier und die Hummeln im Ars… verlangen ihren Tribut. Muss mal wieder an die Küste. Ich treffe Nine, eine dänische Yogalehrerin, die eigentlich woanders hinwollte. Wir verabreden uns kurzerhand in Gokarna, einem wunderschönen Küstenort im Norden von Karnataka. Ich kann sie mit all dem Gepäck nicht auf Rosie mitnehmen,Bus ist angesagt, aber durch mein langsames Fahren durch die tolle Berglandschaft komme ich wieder mal genau zu ihrem Eintreffen an. Ohne viel Gepäck erkunden wir die Jog Falls. Oder das, was wir von den Jog Falls sehen können, denn es ist Sonntag und unzählige indische Familien tummeln sich um die natürlichen Pools am Grund der höchsten Wasserfälle Indiens. Speziell Nine erlebt einen Spiessrutenlauf, lange blonde Haare sind bei indischen Jungs als Facebookfoto sehr begehrt.
Nach ein paar Tagen muss Nine weiter zu ihrem Yogakurs und ich breche mir mal eben an einigen Felsen im Wasser den grossen Zeh.
Super, Zwangspause, so komme ich in keinen Schuh. Aber es gibt schlimmere Orte, um zu genesen. Ich sitze den ganzen Tag am Wasser und gucke in die Wellen oder beobachte mit einem Grinsen die Inder bei ihren unorthodoxen Schwimmversuchen. Die meisten können nicht schwimmen und auch hier ertrinken jedes Jahr so einige.
Dann spricht mich ein mehr wie ein Rasta aussehender Inder auf Rosie an. Aus einem kurzen Gespräch wird ein langes. Auch er ist Fotograf, Motorradfahrer und Reisefreak. Wie sagt man so schön, der Beginn einer grossen Freundschaft. Venkatesh, Leonie, eine junge Münchnerin und ich sind die nächsten Tage nicht aus unseren Gesprächen zu reissen. Irgendwann ist auch diese schöne Zeit zu Ende. Leonie muss nach Deutschland zurück und Venkatesh nach Bangalore. Da ich noch einige Sachen zu erledigen habe ( neues Carnet, Kamerareparatur, Thaivisa)
nehme ich seine Einladung an, bei Ihm und seiner Freundin Snea, auch Fotografin, wohnen zu können.
Sobald ich wieder in meine Stiefel komme, mache ich mich auf den Weg nach Bangalore.
Und dann bin ich so zu sagen ein Mitglied einer indischen WG. Ausser Venkatesh und Snea, gibt es auch noch Dhanya, eine Textilingenieurin und Coffee einen jungen Rottweiler.
Bangalore ist nicht wirklich typisch indisch. Hier hat man Geld aus der IT Branche und man zeigt es. Es gibt alles: etliche Malls, ein Hard Rock Cafe, Micro Brauereien, tausende guter Restaurants und Kneipen. Eigentlich eine Stadt zum Party machen, wäre da nicht das paradoxe Gesetz der konservativen Regierung, dass um 23 Uhr Schluss mit Lustig ist. Muss man halt früh anfangen…
Nach ein paar Tage reicht es. Venkatesh hat da einen Freund, Naturfotograf, der eine Lodge im Dschungel unweit von Ooty betreibt. Da wollen wir hin und der Hektik und dem unsäglichen Verkehr von Bangalore entfliehen.
Wieder 6 Stunden Fahrt, aber diesmal in einem offenen Jeep. Am Ende bin ich froh, nicht Rosie genommen zu haben. Die letzten Kilometer bis zur Lodge geht ohne Allrad gar nichts mehr. Der Platz ist allerdings magisch. Am ersten Abend erscheinen auf der freien Fläche vor der Veranda über 200 Axishirsche und grasen friedlich für Stunden.
Ausserdem hat die Migration der Schmetterlinge eingesetzt. Millionen von ihnen fliegen bei Sonnenschein um uns herum. Wir trecken durch den Wald, sehen Herden von Elefanten und Bisons, Wildschweine und mehr Hirsche, aber keine Grosskatzen.
Also übernachten wir in einem Baumhaus, wurde dort doch der letzte Tiger gesichtet. Tja, was soll ich sagen, wir hören ihn, sehen ihn aber nicht.
Wieder zurück nach Bangalore. Aber die WG Zeit ist vorbei. Familie ist zu Besuch und ich schlafe im Hotel. Deshalb mach ich mich auf nach Cochin, von wo ich Rosie nach Thailand verschiffen will. Auf halber Strecke werde ich noch von Gowtham, einem GS 1200 Fahrer bewirtet und er begleitet mich am nächsten Tag noch ganze 100km. So ist die Fahrt auf dem Highway nicht ganz so eintönig.
Tja und da bin ich nun und schlage mich wieder mal mit der indischen Bürokratie rum. Morgen, morgen, nur nicht heute, sagen alle……Inder.

Auf dem Hippie-,Drogen,-Terrortrail

Gute 550km bis Bam. Trotzdem bin ich schon am frühen Nachmittag im Akbar Guest House und werde herzlich von Mohammed, dem Besitzer, willkommen geheissen. Bis auf ein paar Iraner bin ich der einzige Gast. Es verirren sich nicht mehr so viele Reisende hierher, bemängelt Mohammed. Zum einen ist das Wahrzeichen der Stadt , die Arg, durch das Erdbeben von 2003 komplett zerstört worden und befindet sich im Wiederaufbau und dann wollen auch, aufgrund der Sicherheitslage, nicht mehr viele durch Pakistan fahren.
Schlechte Zeiten für das hiesige Hotelgewerbe. Boomen tut nur der Handel mit den angeblich besten Datteln der Welt, für die Bam auch noch über die Landesgrenzen berühmt ist. Liebhaber dieser Frucht kommen bis aus dem Irak um hier einzukaufen. Und wirklich, sie sind ein Genuss. Prompt wird in meiner Anwesenheit ein kleiner 10 Tonnen Deal eingestielt und ich muss auch noch als Verkoster herhalten. Meine Aussage„ ich würde sie kaufen“ reicht und alle sind glücklich. Ich dann auch, später auf Toilette.
Bis auf einen grossen Schutthaufen in der Nähe des riesigen Friedhofs und den Ruinen der Arg erinnert nicht mehr viel an das verheerenden Beben vor 10 Jahren. Die Bammer haben sich nicht unterkriegen lassen und alles wieder aufgebaut. Dabei sind die Zahlen erschütternd. In nur 16 Sekunden wurde die Hälfte der Einwohner getötet und eine Stadt in Schutt und Asche gelegt.
Bei den 43.000 Opfern waren auch zwei Touristen aus dem Akbar Guest House. Mohammed selbst war 5 Stunden verschüttet.
Aber schon kurze Zeit später startete er wieder mit einer aus Zelten bestehenden Herberge.
Er hilft mir den kommenden Tag, benötigte Kleinteile für Rosie zu organisieren und auch sonst fühle ich mich mehr wie ein Familienmitglied als ein Tourist.
Trotz der extremen Schäden ist der Besuch der im Wiederaufbau bestehenden Arg ein Erlebnis. Man brauch nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie atemberaubend diese grösste Lehmstadt einmal gewesen ist, aber auch, wie viel Arbeit noch von Nöten ist, um diesen Zustand wieder herzustellen.
Zum Abschluss besuche ich noch ein Waisenhaus, in dem Kinder, deren Eltern dem Erdbeben zum Opfer gefallen sind, untergebracht sind und verbringe eine tolle Zeit mit dem Beantworten unzähliger Fragen in einer vorbildlichen Einrichtung. Spenden sind mit Sicherheit erwünscht, aber wenn ich ehrlich bin, habe ich in Afrika weitaus mehr Bedarf erlebt.
„Fahr ganz früh morgens, dann bist du schnell in Pakistan ohne Eskorte im Iran und schaffst es noch bis Dalbandin“ so Mohammed.
Also 7 Uhr los und alles klappt mit einem regelmässigen netten Winken die 300km bis Zahedan, ohne das ich einen Aufpasser verpasst bekomme. Aber dann kriegen sie mich doch noch. Die letzten 50km bis Mirjaveh darf ich partout nicht alleine fahren. Problem nur, die Jungs haben keine Fahrzeuge und bei mir passt keiner mehr drauf. Also machen die Soldaten auf Anhalter und ich muss irgendwelchen Trucks hinterher gondeln. Da fühlt man sich doch so richtig sicher.
Gefühlte 10 Stunden später habe ich dann die Grenzformalitäten über mich ergehen lassen und sitze in einer Lehmhütte in Pakistan.
Die Levies, sogenannte am Arsch der Welt Polizei( in den Städten heissen sie dann Police) , müssen mich eskortieren, habe aber auch keine Fahrzeuge. So tucker ich erstmal einem Moped mit Kalaschnikow hinterher. Irgendwann ist uns das beiden dann zu blöd, und er lässt mich ziehen. Die Strasse ist eine Katastrophe, die Hitze kocht das Hirn, aber die Landschaft beeindruckt trotz der Monotonie der Wüste. Die Berge in Richtung Afghanistan ( nur 60km entfernt) flimmern nur in der Ferne und muten an wie eine Fata Morgana. Ich habe noch 3 Stunden Licht und will bis Dalbandin und gebe Rosie die Sporen.
Und dann überholt mich ein Hilux bei 120km/h, stellt sich quer vor meine Bahn und ein wutschnaubender Fettsack kommt auf mich zugestürmt. „ Its forbidden to drive after 5 pm for foreigners in Pakistan. You have to come with me.“ Tüss Dalbandin, wilkommen freie Übernachtung mit Abendbrot.
Der Typ ist das Paradebeispiel eines kleinen pakistanischen Polizeichefs. Kaum in seinem Polizeiquartier angekommen, wird erstmal delegiert und seine Lakaien springen. Zwei Plastikstühle werden für uns im Hof drapiert. Mit einem Schnippen kommen Tee und Zigaretten, dargeboten von seinen Untergebenen mit dem Festhalten des rechten Ellbogens als Geste der Unterwürfigkeit.
Nach einem Frage und Antwortspiel und einigen Schleimauswürfen seinerseits, steht er unvermittelt auf, beauftragt mein Wohlbefinden( Essen, schlafen auf dem Dach) und vermacht sich.
Ich freue mich schon auf eine entspannte Nacht unter dem grandiosen Sternenzelt, mach es mir schön kuschelig auf dem Dach.
Aber scheinbar habe ich die letzte genuschelte Aussage meines feisten Neufreunds nicht so richtig verstanden. „Habt ein Auge auf ihn!“ muss es geheissen haben.
So schläft halt die halbe Brigade mit auf dem Dach. Durch meinen Kumpel Connie bin ich ja einiges in Sachen Schnarchen gewohnt, aber das übertrifft dann doch alles.
Gerädert weiter. Aber langsam. Pünktlichkeit ist eine Tugend, aber nicht hier. Kann man den Jungs auch nicht verübeln. Sie haben für ihren Distrikt von 200km Grenzregion einen altersschwachen Hilux, der nach dem gestrigen Highspeed Überholmanöver komplett im Ars… ist und kein anderes Fahrzeug. Sie verdienen 150€ im Monat, wohnen in einer Schabracke, Essen müssen sie selber organisieren und machen ihre Überwachungstouren auf 150cc Mopeds ( privat). Das motiviert.
Die Fahrt nach Dalbandin ist dann auch sehr beschwerlich. Die Levies versuchen ihr bestes mich durch das Land zu begleiten. Aber das leidige Problem mit den nicht vorhandenen Fahrzeugen stellt meine Geduld auf eine harte Probe. Manchmal denken sie sich wohl, der alte Knacker ist es eh nicht wert und lassen mich alleine ziehen. Dann kann ich geniessen, habe nicht ständig den Staub und Sand von vorausfahrenden Fahrzeugen im Gesicht.
Aber dann wieder ein paar Verantwortungsbewusste und schon dauert es. In Dalbandin sind beide Seiten so genervt, dass für denTag Endstation angesagt ist. Das Hotel Al-Dawood ist günstig und ok, Essen lecker, es gibt Dal, mein Leibgericht und nach fast 4 Wochen das erste Bier… es schmeckt noch! Nicht so toll: neben meinem Zimmer stirbt gerade ein Opi in Anwesenheit seiner Familie. Bei offener Tür versteht sich. Ich geh erstmal essen. Als ich wieder hochkomme, wird das Zimmer gerade sauber gemacht.
Ich kehre wieder zurück zu Tee, so schmeckt kein Bier, und verbringe meinen Abend mit einer Delegation aus Islamabad, die das schlechte Bildungsniveau in Baluchistan untersuchen soll. So bekomme ich mit, dass es hier einen regelrechten Bürgerkrieg gibt , denn die Baluchis wollen unabhängig werden. Bekommen nichts aus Islamabad, haben aber fast alle Bodenschätze. Deshalb auch wenig Geld für Bildung. Dummheit ist biegsam. Free Baluchistan!!!
Klar stehe ich gespornt und geschniegelt vorm Hotel und warte um 7 Uhr auf meine Eskorte, die nicht erscheint. Fünf Tees später kommt ein auf 2 Pötten laufendes Wrack, dem ich folgen soll. The same procedure as…..
Die Strasse nach Quetta toppt alles. Ich frage mich, was ich an der Infrastruktur in Afrika auszusetzen hatte. Ausserdem hätte ich gerne Baldrian in meinen 100 Wartetees, um nicht irgendwann die Contenance zu verlieren. Aber ich würde ja die falschen anmaulen. So fülle ich an jedem Checkpoint brav zum x-ten mal die Registrierkladden mit meinen Angaben aus ( meine Fotokopien werden ignoriert) und übe mich in innerer Meditation.
Das Quetta zu einer der gefährlichsten Städte auf diesem Planeten gehört, merke ich schon aufgrund der zunehmenden Aufrüstung meiner Aufpasser. Die letzten finalen Kilometer bis zu meinem Hotel folge ich einem gepanzerten Fahrzeug mit Blaulicht und Sirene und einem Typen im Ausguck, der die Situation durch das Visier seines Maschinengewehrs in Augenschein nimmt. Nicht gut.
Das Bloom Star Hotel ist dann aber ein Ort der Ruhe.
Ich habe keine Lust mehr auf Polizeibegleitung. Man will,dass ich mir eine sogenannte NOC hole. Irgendeine Registrierung mit der ich weiterhin Anspruch auf Security habe. Dauert aber einen Tag. So mache ich mich auf eigene Gefahr auf den Weg. Gerade der Pass nach Quetta soll besonders gefährlich sein. Ich merke davon nichts, trinke an der einen oder anderen Fernfahrerkneipe mit den freundlichen Kapitänen der Landstrasse meine Tees und geniesse das alleinige Fahren durch die wilde Landschaft. Dann kommt die Ebene und die Hitze. Sibi soll angeblich der heisseste Ort Asiens sein. Dem stimme ich gerne zu. Seit dem Sudan habe ich so etwas nicht mehr erlebt. Ich kann kaum atmen und Rosie muss trotz 50er Öl und offenerer Ventile auch hart kämpfen.
Und dann kriegen sie mich wieder. Nach 350km werde ich angehalten und darf nur mit Eskorte weiter. Aber die hat es in sich. Zwei Rentner in Uniform auf einem altersschwachen Moped, dass gerade mal 40kmh läuft. Einer von ihnen hat wohl noch für die Engländer gekämpft, denn sein Gewehr stammt definitiv aus dieser Zeit. Klar,die können mich mit Sicherheit gegen eine Horde bis zu den Zähnen bewaffneter Taliban verteidigen. Die fallen höchstens mit Herzversagen vom Moped. Ich gucke mir das ein paar Minuten an und mach mich mit einem höflichen Gruss aus dem Staub. Spass kommt aber dennoch nicht auf. Die letzten 80km bis Sukkur sind die Hölle. Der Highway ist eine genauso lange Dauerbaustelle. Keiner arbeitet aber alles ist aufgerissen. Nur Schlaglöcher und Staubpiste. 3 Stunden brauche ich, sehe aus wie noch nie zuvor in Afrika. Nur die Moyale Road im Norden Kenias war schlimmer.
Ich komme zum Red Carpet Hotel in Sukkur und will erstmal Geld vom ATM. Keiner funktioniert. Komm zurück, kein Strom. Armes Pakistan. Das ist wirklich ein 3. Welt Land mit Atomwaffen. Selbst in Afrika muss man diese Zustände suchen. Auf die Frage, warum das so ist, wo das Land doch viele Bodenschätze hat, heisst es einstimmig: Korruption.
Wieder Fahrt ohne Begleitung und dieses mal auch die gesamte Strecke. Zumindest sind die Strassen im Bundesstaat Punjab einigermassen. Wieder über 400km , aber eintönig und anstrengend. Die lahmen bunten Trucks beherrschen die Strasse und fahren, wie sie wollen. Um voran zu kommen, überholt man, wo man gerade kann. Mittel und Randstreifen mit eingerechnet. Permanentes Zick Zack fahren.
In Multan gibt es dann erstmal kein Hotel. Entweder viel zu teuer, oder belegt. Das Zee Palace ist zwar auch über meinem Budget, hat aber die drei wohl hübschesten Rezeptionistinnen, die mir jemals untergekommen sind. Und sie haben einen Narren an mir gefressen. Die Schleier fallen, sie werden noch hübscher und flirten, was das Zeug hält. Da ist der Preis dann schnell vergessen.
Langweilige Fahrt nach Lahore. Es ist drückend heiss. Die Jugend kühlt sich in den Kanälen der Stadt ab. Ich würde noch nicht einmal meine Füsse in diese Kloake halten. Schnell finde ich das Regal internet Inn, beziehe mein sehr einfaches Zimmer und werde sofort in Beschlag genommen von Francis. „ Hey, you want to know anythink about Pakistan, ask me“ Klar will ich und ich werde fündig. Francis ist Geschichtsprofessor aus Australien, reist aber lieber, als gelangweilte Studenten zu unterrichten. Macht er halt bei mir. „ You can not leave Pakistan without seeing the Northern Region, no way„ Nach nur einem Abend seiner Überzeugungskraft ist klar, ich muss noch ein bisschen bleiben. Wir verabreden uns in Islamabad auf dem Tourist Camp Site um weiter zu reden und wirklich, ich bin noch nicht einmal 3 Stunde da ( bin unerlaubt den motorway gefahren), trifft er auch schon ein. Aber erst geht es mir darum, mein Visum für Indien und damit die Weiterfahrt, zu organisieren. Das Tourist Camp ist zwar schön, aber leider komplett runtergewirtschaftet. Sanitäre Anlagen, oooppps, das Wasser aus nie gereinigten Tanks bringt garantierten Durchfall. Soll jetzt besser werden, man arbeitet dran. Kann aber dauern.
Ich also zu den Indern. Wie immer freundlich und mit dem Angebot“ You bring registration letter from Germany, you can have Visa in one day. Dann die Deutsche Botschaft „Solche Dienstleistungen können und wollen wir seit geraumer Zeit nicht mehr erbringen“ ich „ Ich möchte so schnell wie möglich aus Pakistan raus, also warum keine Hilfe mit dem sicheren Indien Visum“. Antwort. „Sowas machen wir nicht, aber wenn sie sich bedroht fühlen, fliegen wir sie gerne raus.“ ich ( auf pashtun)„ Fick dich, du bürokratisches Arschloch“ Ich hau ab und beschliesse, meine Fahrt in den Norden ohne Reisepass fortzusetzen. Der geht an Visatronix, eine Agentur, die in 10 Tagen das Visum organisiert,„ for sure“. Ich hoffe, ich komme alleine mit Hilfe meiner Passkopien durch alle Polizei und Militärkontrollen, no risk no fun . Mit Franz, einem 67 jährigen Biker auf seinem Weg von Indien nach Deutschland, will ich nach Gilgit. Er hat dieselbe Tour schon 1999 gemacht. Jetzt halt noch mal um zu sehen, was sich verändert hat. Ich finde das cool. Er ist ein wirklicher old school biker. Früher Moto crosser, immer noch Veteranernrennfahrer mit BMWs. Wenns im Blut ist, machst du nichts…..
Bei ihm ist es drin. Reisen und Bikes. 9 bis 10 Stunden auf dem Moped, kein Problem. Der Karakorum Highway oder auch KKH ist mit Sicherheit eine der spektakulärsten Strassen, die man auf diesem Planeten fahren kann. Man sollte schon schwindelfrei sein, denn Leitplanken sucht man vergebens und beim Überholen ist der Abgrund nur Zentimeter entfernt. Auch die Angst, dass einem einer der zahllosen Felsüberhänge auf den Kopf fallen könnte, sollte man verdrängen können, um die unglaubliche Kulisse zu geniessen. Nicht immer ganz einfach, denn etliche Felsbrocken auf der Strasse bezeugen, dass dies jeder Zeit passieren kann. Ein paar Erdrutsche werden gerade mit Baggern weggeräumt und wir müssen immer wieder überladene Kleinbusse durch den Matsch schieben. So erklärt sich auch eine mickrige Durchschnittsgeschwindigkeit von nur 30km/h. Aber nach 2 1/2 Tagen haben wir es endlich geschafft.In Gigit gibt es nur einen Platz, wo man bleiben sollte. Quayums Serene Guest house. Wo findet man sonst einen pakistanischen Hippie, der sich zur Aufgabe gemacht hat, Reisende in seinem kleinen Paradies zu verwöhnen? Er war in den 70zigern auf Ibiza und überall dort. wo die Post abging. Jetzt freut er sich mit seinen 6 Kindern ( alle aufgeschlossen und smart) über uns Traveller. Mich aber zieht es nach einem Tag Erholung am Pool weiter Richtung Norden, nach Karinmabad. Hier ist der KKH von den Chinesen bereits mit einem neuen Belag versehen. Das soll in den kommenden Jahren auch mit dem Rest passieren. So kann ich so richtig schön cruisen und muss nicht unentwegt auf eventuelle Hindernisse achten. Kurz hinter Karimabad ist dann Schluss mit der Herrlichkeit.Ein riesiger Erdrutsch hat einen künstlichen See gebildet und die Strasse unter sich begraben.Will man Richtung China, muss man eine Fähre bezahlen. Autos auf einem kleinen Boot. Kein Problem. Abenteurlich.
Wohin man auch in Karimabad schaut, immer hat man einen 7000der zum Greifen nah vor sich. Wie mickrig sind dagegen doch unsere Alpen.
Franz und ich schmieden einen Plan. Wir wollen von Skardu über die Deosai Ebene, nahe der indischen Grenze, nach Astor fahren. Angeblich sind die Hängebrücken in Ordnung und die Piste offen.
„ Ohhhh, the roads are very gooood.“ Shit. Das sollte einen immer stutzig machen. Von Skardu fahren wir in 8 Stunden nur härteste Horrorpiste über Geröllfelder. Und dann, auf der 4000m hohen Ebene, kommt der Matsch. Ich fahre mich fest, brauche 5 Mann um Rosie rauszuhiefen. Irgendwann kommen Landcruiser und sagen„ No go “ Also zurück und bei 4000 m pennen. Ich bin enttäuscht, denn aufzugeben ist eigentlich nicht meine Sache. Ich nehme mir vor, irgendwann wiederzukommen und diese Strecke mit einem leichteren Moped anzugehen.
Wir fahren Astor von der anderen Seite an und machen noch einen kleinen Abstecher zum Rama Lake, einem Gletscherse. Dann die schlechte Nachricht. Die Taliban haben gerade unweit von Astor 10 Bergsteiger umgebracht. Ihr neues Anschlagsziel sind Touristen und die Regierung hat Angst. Eigentlich wollte ich noch ins Swat Valley, aber da diese Region schon immer eine Talibanhochburg war, sagt das Militär nein. Wir werden aufgefordert schnellstmöglich nach Islamabad zurückzukehren, denn man kann nicht mehr für unsere Sicherheit garantieren. So sitze ich an meinem Geburtstag 9 Stunden im Sattel. Tolle Kiste. Wir machen halt in Murree, einer Hillstation unweit der Hauptstadt und einem begehrten Urlaubsziel der Pakistanis. Aber was den Urlaubern hier gefällt, ist für mich der blanke Horror. Ich komme mir vor, wie auf dem Jahrmarkt. Menschenmassen, Verkehrschaos, Marktschreier, die ihren chinesischen Nippes anpreisen. Hilfe, ich will zurück in die ruhige Bergwelt!
Aber ich habe eine Mail, dass mein Visum für Indien endlich da ist. Also wird es Zeit, ein Häuschen weiter zu ziehen. Nach meinem Abschied von Franz, der noch auf sein Iran Visum warten muss, heisst es in Wagah: Willkommen in Indien.
Pakistan ist mit Sicherheit ein schwieriges Reiseland, die Strassen sind schlecht,Internet ist ein Fremdwort , Strom selten vorhanden. Aber trotz allem, gerade in den nördlichen Regionen, gibt es kaum ein Land, das es mit der unglaublichen Gastfreundschaft und der grandiosen Landschaft aufnehmen kann. Ich komme wieder.

Von Moloch in die Wüste

Eigentlich hatte ich mir das schlimmer vorgestellt. In der Innenstadt von Tehran komme ich relativ zügig voran, kein Vergleich zu Städten wie Kairo. Mit Hilfe meines GPS stehe ich dann auch bald vor dem Hotel meiner Wahl, dem Khayyam im ältesten Teil der Stadt. Bett, Internet und einen sicheren Abstellplatz für Rosie, mehr brauche ich nicht. Dazu sind das Personal und der Besitzer noch ausserordentlich freundlich und hilfsbereit.
Das mit dem Internet ist aber so eine Sache im Iran. Die meisten ausländischen Nachrichten- und Blogseiten sind gesperrt. So auch meine. Wundert mich schon, habe ich bislang doch nur positives zu berichten…
Da hilft nur das herunterladen einer speziellen Software und schon klappts auch mit den Seiten der Staatsfeinde.
Ich bestelle mir für den nächsten Morgen ein Taxi, um meinen Pass vom DHL Office abzuholen. Es ist im Iran schwer zu sagen, was ein Taxi ist und was nicht. Zwar gibt es auch gekennzeichnete gelbe Fahrzeuge, aber viele Autobesitzer besuchen ihr spärliches Einkommen mit dieser Dienstleistung etwas aufzubessern.
So auch der mindestens 80jährige Opi, der sich als mein morgendlicher Fahrer vorstellt. Schon bald bereue ich es, nicht Rosie angeschmissen zu haben. Opi hat nicht nur schon einen Grossteil seines Gehörs eingebüßt, sondern auch die Sicht durch seine Glassbausteine reicht scheinbar nicht mehr so ganz für die Anforderungen des hiesigen Strassenverkehrs. Nachdem wir fast 5 Passanten überfahren und einige Umwege gefahren haben, weil er meine geschrieenen Anweisungen nicht verstand, klettere ich dann doch irgendwann zitternd aus dieser Blechdose und stehe vor dem Wahrzeichen deutscher Tugenden: deutsche Post, ok, DHL. Und wirklich, mein Pass ist da. Es kann also Richtung Pakistan gehen. Danke Sebastian!!
Ich beschliesse, zu Fuss zurück zu gehen, aber nicht ohne vorher einen Abstecher zum Iranian Photography Center zu machen. Hier werden angehende Fotografen ausgebildet und bekommen eine Möglichkeit, ihre Werke zu präsentieren.
Gerade bereiten 5 junge Iranerinnen ihre kommende Ausstellung vor. Es ist schon etwas gewöhnungsbedürftig komplett verschleierte Frauen dabei zu beobachten, wie sie ihre sehr sozialkritischen Bilder drapieren. Wir fachsimpeln noch etwas, ich schiesse noch ein Gruppenbild mit Damen und mache mich auf den Weg.
Kurz vorm Hotel quatscht mich ein adrett gekleideter Iraner an und lädt mich zu einem Tee in sein nahes Appartement ein.
Reza ist im Papierbusiness, sehr gebildet und nach langen Gesprächen muss ich ihm versprechen, mich am kommenden Tag zu melden, damit er mir das alte Tehran zeigen kann. Damit kann ich leben.
Am nächsten Morgen wieder ein Taxi. Dieses Mal nehme ich mir einen Fahrer unterhalb des Rentenalters und komme somit weitaus entspannter zur Indischen Botschaft. Aber ich soll noch zu meinen Herzrythmusstörungen kommen.
Der Raum für die Visavergabe ist gerammelt voll und alle spielen verrückt. Erst als ich mich dem allgemeinen Wahnsinn anschliesse und eine Botschaftsangestellte zwecks Auskunft mit Gewalt in eine ruhigere Ecke zerre, verstehe ich den Grund des Aufruhrs. Man hat seit einer Woche schon keine Verbindung zu Delhi und kann deshalb keine Visa ausstellen.
Alle sind schwer genervt. Ich auch, randaliere noch ein bisschen mit und beschliesse diesem Ort des Unvermögens den Rücken zu kehren und mein Glück in Islamabad zu versuchen.
Im Hotel überlege ich, einige Klamotten für die vergangenen kalten Tage nach Deutschland zu schicken. Werde ich erstmal wohl nicht mehr brauchen und sind sperrig.
Also ab zum Hauptpostamt. Soll ja bis 7 Uhr auf haben und es ist ja erst kurz nach 4. Ich betrete die riesige Schalterhalle und stelle fest, dass bis auf den Pförtner nur noch eine Burka kräftig auf einer alte Schreibmaschine rumhackt.
So werde ich aufgeklärt, dass man zwar bis 7 Uhr auf habe, aber keiner sooo lange arbeiten wolle. Tolle Nummer, ziehe ich halt mit meiner Alditüte wieder ab.
Dafür besänftigt mich Reza mit einer tollen Sightseeing Tour durch das unbekannte abendliche Tehran.
Ich schaffe es dann doch noch mein Paket abzuschicken und starte Richtung Esfahan.
LangweiligeAutobahnfahrt bis Qom, dem Ort wo Khomeini bis zu seinem Exil gelebt hat. Hier ist auf einmal Ende mit Autobahn und ich verfahre mich gnadenlos, bis ich die Nebenstrasse nach Esfahan finde.
Zeitgleich kommt ein Sandsturm auf und ich habe Probleme Rosie auf der Strasse zu halten. Im 45 Grad Winkel neige ich mich gegen den Wind und werde dabei noch gesandstrahlt. Haarig wird es, wenn man in und aus dem Windschatten der grossen LKWs fährt. Gott sei Dank ist Rosie ein schweres Mädchen und lässt sich so schnell von nichts umhauen.
Esfahan ist ein Traum. Wird hier irgendwann mal Bier erlaubt, mache ich hier eine Kneipe auf. Denn das ist das einzige, was fehlt. Nicht das Bier,das auch, aber allgemein die Möglichkeit im ganzen Iran, sich mal in ein Strassencafe zu setzen.
Man will keine Zusammenrottung von Menschen. Könnten ja auf komische Gedanken kommen.
Aber es gibt schon kuschelige Cafes und Restaurants hinter verschlossenen Türen und ich finde sogar ein verstecktes Open Air Hinterhofcafe, Treffpunkt vieler anders Denkender.
Hier treffe ich Fathima, Studentin, Englischlehrerin und Tour Guide in Personalunion, die sich meiner annimmt und mir die Stadt zeigt.
Das Esfahan eine Unmenge an sagenhaften Baudenkmälern zu bieten hat, ist hinlänglich bekannt. Aber was mich am meisten fasziniert ist die Tatsache, wie grün es hier ist. Umgeben von karger Landschaft wandelt man hier eigentlich immer unter einem Blätterdach. Es gibt unzählige Parks und Grünflächen in denen ausgiebig dem Iranischen Hobby gefrönt wird, dem Picknick und man der Hektik des Alltags entfliehen kann. Das wirkt sich auch auf die Mentalität der Bewohner aus. Alles ist sehr relaxt. Bis auf meine Wenigkeit. Ich werde schon wieder auf zu viele Tees eingeladen und mein Coffeinpegel ist permanent im roten Bereich.
Irgendwann frage ich Fathima, warum so viele Frauen mit verbundenen Nasen durch die Gegend rennen. Ich bereue meine Frage sofort, denke an häusliche Gewalt, die bekommen halt zu Hause gut auf die Zwölf. Aber sie macht mich auf andere Frauen aufmerksam und prustet ein bisschen in sich hinein. Und wirklich haben viele Ähnlichkeit mit Michael Jackson. Nasen OPs sind des Rätsels Lösung. Neuer Trend, sagt sie. Natürlich ist schöner, denke ich mir im Stillen, und bin froh, dass zumindest Brustvergrösserungen bei den Klamotten keinen Sinn machen.
Ich will auf dem Weg nach Shiraz durch die Zagros Berge . Und natürlich habe ich wieder einen kleinen Sandsturm. Die Sicht könnte daher besser sein, aber trotz allem ist die Strecke grandios. Fruchtbare grüneFlusstäler umgeben von kargen orange leuchtenden Bergen ziehen an mir vorbei. Im Hintergrund liegt noch Schnee auf dem ganz hohen Bergmassiv. Dazu noch tolle kurvenreiche Strasse. Erst kurz vor Shiraz holt mich die Realität in Form von Verkehrschaos wieder ein und ich erwache aus diesem schönen Traum.
Ich finde die Hauptstrasse, den Zand, nicht und bleibe entnervt an einem Kreisverkehr stehen. Und dann treffe ich die iranische Version von Don Quichote und Sancho Panza, die aus einem Auto aussteigen und mir ihre Hilfe anbieten. Nasir ist 1.90cm gross, hager und kämpft ohne Erfolg gegen alles, was mit der jetzigen Politik zu tun hat und Riar sein untersetzter, kleiner Freund und Taxifahrer. Die beiden adoptieren mich und ich werde sie die nächsten zwei Tage nicht mehr los. Nasir ist Fremdenführer, der sich permanent verläuft und mit seiner zerstreuten Art alles etwas ins Chaos stürzt. Aber auf eine liebenswerte Art, die man sofort ins Herz schliesst.
So bekomme ich auch hier alle Sehenswürdigkeiten auf dem Tablett serviert , muss Nasir immer wieder zurückhalten jeden nicht sofort reagierenden Iraner als „son of a bitch“, seinem englischen Lieblingswort, zu titulieren und habe eine lustige Zeit mit diesen beiden Faktoten. Am Ende wollen sie mich auch nach Persepolis, DER historischen Stätte Irans, begleiten.
Es sind nur 40km bis dorthin, aber wieder schaffen es die beiden, sich zu verfahren. Ich setze mich vor das Taxi und geleite uns sicher zur World Heritage Site.
Ich bleibe einen Tag länger als geplant. Erstens ist Persepolis wirklich beeindruckend und zweitens liegt meine Hütte in einem kleinen parkähnlichen Wäldchen und ist ideal zum Ausspannen nach all der Hektik der Städte.
Auf der Fahrt nach Yazd, einer berühmten Wüstenstadt auf dem Weg an die Pakistanische Grenze, besuche ich noch die Gräber so namhafter Persönlichkeiten wie Xerxes, Darius und Cyrus des Grossen um mich dann wieder in den Bann der Zagros Berge ziehen zu lassen. Die sich die Berge hochschleppenden LKWs mit ihren extremen Ausstoss von verbranntem Öl trüben den Genuss nur gering.
In der Hoffnung, in Yazd noch einen Mitfahrer für Pakistan zu finden, steuere ich die Traveller Unterbringung, das Silk Road Hotel, an.
Und wirklich, es steht eine GS 1200 vor der Tür. Aber es soll über die Nordroute gehen. Wieder kein Glück. Dafür treffe ich Franziska und Henning, die 2 Jahre in Delhi gearbeitet haben und mit ihrem Landy auf der Rückreise nach Deutschland sind. Sie geben mir viele Tips für Pakistan und lassen mich schon etwas beruhigter an die kommenden Wochen denken.
Yazd ist ein guter Ort um die Seele baumeln zu lassen. Man schlendert durch die engen Gassen der Altstadt, die überwiegend aus Lehm erbaut ist, setzt sich in die Innenhöfe der Cafes und trinkt ein islamisches Bier( alkfrei), oder klettert auf eines der Flachdächer und überblickt die von Windtürmen, so genannten Badgirs, übersäte Skyline. Und wie sollte es anders sein, es gibt wieder unzählige historische Bauten zu erkunden.
Aber morgen kommt der Abschied und es steht nur noch Bam, die durch ein Erdbeben zerstörte Stadt, als Station auf dem Weg nach Baluchestan an.

Durch das wilde Kurdistan nach Tehran

Die Ereignisse überschlagen sich. Ich bekomme den reference code aus Tehran zugemailt und begebe mich sofort zur Botschaft. Eigentlich nur gedacht für ein 2 wöchiges Transitvisum, fragt mich die nette Frau doch, wie lange ich denn gedenke, im Iran bleiben zu wollen. Solange es geht, ist meine schnelle Antwort und prompt gibt sie mir doch wirklich 30 Tage.
Und dann gewinnt der BvB auch noch haushoch gegen Real. An diesem Abend gehen so einige Efes über den Tresen.
Leicht verkatert mache ich mich auf den Weg nach Erzerum, denn ich möchte vor der Einreise in den Iran noch etwas vom Kurdengebiet und vor allem den Van See mit seinem türkisfarbenen Wasser sehen.
Der Weg nach Erzerum ist gepflastert mit langen Baustellen, die auf grausamen Nebenstrecken umfahren werden wollen. Ausserdem muss ich über einige Höhenstrassen, die mir irgendwie zeigen, dass meine Afrika Ausstattung nicht für dieses Klima geeignet ist. Ich hab schon alles übereinander gezogen was ich habe, sehe aus wie das Michelin Männchen, friere aber trotzdem wie ein Schneider. Das das hier eines der besten Skigebiete der Türkei ist, wird mir dann auch schnell klar.
Ich finde ein nettes Hotel mit sicherer Parkmöglichkeit für Rosie, schliesse noch eben Freundschaft mit einem deutsch sprechenden kurdischen Arzt, der auch hier wohnt und begebe mich auf Erkundungstour in den Ort. Nach dem ich festgestellt habe, dass es definitiv nichts zu erkunden gibt, kommt mir der grandiose Einfall, noch etwas Geld aus dem ATM zu holen. Und dann nimmt das Unheil seinen Lauf. Es gibt tausende von Geldautomaten in diesem Kaff, und ich suche mir ausgerechnet den aus, der meine Karte frisst und mich blöde guckend mit einer Servicenummer stehen lässt.
Also zurück und meinen neuen Freund holen. Meine rudimentären Türkisch Kenntnisse reichen nicht aus, um das andere Ende der Serviceleitung mit Schimpfworten zu überhäufen. Mein neuer Kumpel macht das schon sehr gut, hat aber leider wenig Erfolg. Mit rotem Kopf macht er mir klar, es sei Freitag Abend und bis Montag könne mir leider niemand helfen. Jetzt sitze ich hier 2 Tage fest in diesem gottverlassenen Nest..
Montag stehe ich pünktlich zur Bankenöffnung in Motorradkluft im Schalterraum und verlange fluchend die Rückgabe meiner Kreditkarte, sodass die Sicherheitsleute schon ihre Hand am Revolver haben. Aber es wirkt. Nach nur 5 Minuten sitze ich wieder auf Rosie und ziehe nur noch einen Kondensstreifen hinter mir her.
Wieder wird es schattig aber immerhin scheint die Sonne und die Strecke ist alles andere als langweilig. Umgeben von schroffer Felsenlandschaft und grünen Hochweiden mit majestätischen Bergen im Hintergrund schlängelt sich die Strasse Richtung See. Und dann liegt er vor mir, der Van See. Die Bilder lügen nicht. Ganz im Gegenteil. Der Kontrast des blauen Himmels, der weissen Bergkuppen und des türkisen Wassers ist atemberaubend.
Van selbst gilt als die Drogenhochburg der Türkei und hat, bis auf eine schöne Burg, nicht viel zu bieten.
Beim Anschauen des BvB Rückspiels gegen Real sterbe ich noch kurz an Herzversagen und mache mich dann auf zum Grenzort Dogubeyazit.
Kurz nach Erklimmen einer erneuten Passhöhe ist er plötzlich vor mir: der Ararat. Mann, endlich sehe ich mal einen von diesen Berggiganten auf meiner Reise. Wo ich den Kilimandscharo und Mount Kenia nur im Nebel erahnen konnte, erstrahlt der Ararat bei bester Sicht nun förmlich vor mir. Und von meinem Fenster aus darf ich sogar noch bis zum Sonnenuntergang diesen gigantischen Anblick weiter geniessen. Das nenne ich doch mal Zimmer mit Aussicht. Daran sollen sich so einige Reisekatalog Anbieter mal ein Beispiel nehmen.
Der nächste Tag beginnt mit erhöhtem Blutdruck. Lassen die Iraner mich rein? Immerhin habe ich verschwiegen, dass ich mit dem Motorrad komme, und nicht im Reisebus. Noch 30 km zittern und dann werd ich es wissen.
Tja, und was ich dann zu wissen bekomme ist: die Türken lassen mich nicht so einfach raus!!
Ich darf nur innerhalb von 180 Tagen 90 Tage in der Türkei sein. Ich bin aber schon kurz nach meiner Knie OP wieder eingereist und bin damit seit einem Monat illegal im Land. Uups.
Die Polizisten sind aber äusserst nett, erklären mir, ich müsse eine Strafe von 250€ bezahlen, machen aus den 30 Tagen nur 14 Tage, sodass ich beim nächsten Mal ohne Visum einreisen darf. Die Strafe kann ich auch dann zahlen. Ansonsten hätte ich eine Türkeisperre von 5 Jahren. Ich entschliesse mich für eine Zahlung beim nächsten Besuch, feixe noch ein bisschen mit den Uniformierten über das Borussenspiel ( jeder kennt den BvB) und begebe mich mit dem Ausreisestempel zum Zoll.
Dort der nächste Donnerschlag. Laut Gesetz darf ich mein Fahrzeug maximal ein halbes Jahr im Land lassen, ohne es verzollen zu müssen. Das hat sich bis hierher aber wohl noch nicht rumgesprochen. Man beharrt auf 3 Monaten und will Zoll. Ich will nicht . Nur ein freundlicher Beamter kennt das Gesetz, ist auf meiner Seite und versucht, mein Recht einzufordern. Leider trifft er bei seinen ignoranten Vorgesetzten auf Granit. Nach 5 Stunden des Besuches von mindestens 20 Büros und des endlosen Wartens zahle ich entnervt 50€ und kann die Grenze des Horrors endlich verlassen.
Wenn das auf der Seite der Iraner so weiter geht, Prost Mahlzeit.
Aber weit gefehlt. Ein freundlicher Zöllner begrüsst mich, lässt mich an seinem Schreibtisch Platz nehmen und fordert die notwendigen Papiere, also Pass, Fahrzeugschein und Carnet. Er delegiert seine Leute, wir halten derweil einen netten Plausch und in nur 20 Minuten ist alles erledigt. Man schaut noch nicht einmal in mein Gepäck. Welcome in Iran!
Draussen treffe ich Gaby und Eric aus der Schweiz auf ihrer GS 1200. Auch sie sind verblüfft, aber glücklich über das schnelle Prozedere. Noch schnell Geld getauscht( 1€ = 45.000Rial) und ab geht es in den nächsten Ort um erstmal einen Willkommenstee zu trinken. Ich könnte nach der Grenzerfahrung eher einen Schnaps gebrauchen…..
Wir entschliessen uns, noch eine Motorradversicherung abzuschliessen. Man wird zwar nie danach gefragt, aber passiert irgendwas, hat man die Ars…..karte. Und innerhalb des Landes bekommt man nur schwer eine für nur einen Monat.
Dann nach Maku. Bei Ankunft weisen uns schon freundliche Autofahrer den Weg zum Hotel, das für 11 € schon aussergewöhnlich luxuriös ist. In Zukunft heisst es wohl, auf mein Ankunftsbier verzichten zu müssen. Ich schütte mir also eine Kanne Tee rein und werde dabei sogar von einer netten, jungen Iranerin mit Kopftuch unterhalten. Geht doch…
Nun habe ich ja eigentlich genug Zeit, mir das Land etwas genauer anzuschauen. So entschliesse ich mich, in das Aras Valley an der Grenze zu Azerbaijan zu fahren, angeblich eines der Highlights im Nordwesten des Landes. Bis Jolfa eher langweilig kommt irgendwann der Grenzfluss in Sicht und ab hier wird es für Motorradfahrer traumhaft schön. Ich treffe die Schweizer wieder, die mich zu einem Picknick mit Vollkornbrot und Raclette Käse einladen. Nach diesem unerwarteten kulinarischen Genuss cruisen wir gemeinsam die Serpentinen am Fluss entlang.
Die Dämmerung rückt näher und ich entdecke eine am Hang gelegene Baustelle einer entstehenden Ferienanlage.
Nach einem kurzen Gespräch mit Händen und Füssen erhalten wir die Erlaubnis, hier unsere Zelte für die Nacht aufzuschlagen.
Bei einem Dinner mit erneutem Käse und Graubrot und Thymiantee unseres Gastgebers fallen mir vor einem schon fast kitschigen Sonnenuntergang langsam die Augen zu. Was ein Klischee.
Nach kurzer Verabschiedung mach ich mich auf nach Tabriz. Der Verkehr nimmt immer weiter zu und wird in der Millionenstadt zum Chaos. Jeder fährt, wie er will. Fahrspuren und Verkehrsschilder werden ignoriert. Es gibt zwar vereinzelt Richtungsschilder auf Englisch, das nächste ist dann aber wieder auf Farsie und ich stehe wieder ahnungslos da. So geht das eine ganze Weile, bis ich einen coolen, mit schwarzer Lederjacke bekleideten und Ray Ban bebrillten
Motorradcop auf einer komplett abgehalfterten alten Honda 750 treffe. Ich frage nach dem Weg und er sagt kurzerhand, ich solle ihm folgen. Mit zeitweiligem Einsatz seines Blaulichts bahnt er uns den Weg zu meinem Hotel und verabschiedet sich mit einem kurzen Kopfnicken. Rosie wird mal eben in der Empfangshalle geparkt und alles ist geritzt.
Ich will mir in Tabriz eigentlich nur den grossen überdachten Basar anschauen, der von der Unesco als Weltkulturerbe ausgezeichnet ist, und mache mich auf den Weg.
Schon nach kurzer Zeit habe ich mich in den Gewölben komplett verlaufen und lass mich einfach nur durch die Gänge treiben. Überall werde ich aufgefordert, die verschiedensten Köstlichkeiten zu probieren, Tee zu trinken, Zigaretten zu teilen oder einfach nur ein Foto von den Shop Besitzern zu machen. Aber auch immer erst, nachdem sie erfahren haben, dass ich Deutscher bin. Als solcher hat man im Iran ein wirklich unglaublich gutes Image, man könnte fast sagen, sie lieben uns und glauben an eine verwandtschaftliche Beziehung beider Länder.
Ich treffe Sina und seinen Kumpel, die mir die Stadt zeigen wollen. Wir verabreden uns für den nächsten Tag, denn für heute reicht es mir. So viele neue Bekanntschaften wollen erstmal verdaut werden.
Sina ist nicht nur Boutique Besitzer, sondern hat auch eine Lizenz als Touristenführer und darf deshalb, ohne Ärger zu bekommen, mit uns Ausländern zusammen sein. Er zeigt mir alte Teehäuser, historische Plätze und Museen, aber die meiste Zeit verbringen wir mit quatschen. Ihn interessiert, wie es bei uns so alles läuft ( natürlich auch mit den Mädels)und mich, wie das Leben im Iran abgeht. Nach gefühlten 5 Litern Tee und haufenweise Kabab wird es für mich Zeit, meine Sachen für den morgigen Tag zu organisieren. 500km Strecke nach Masuleh stehen auf dem Plan. Masuleh soll das schönste Dorf des Iran sein. Aber vorher will ich noch einen Schlenker zum Kaspischen Meer machen. Vielleicht kann ich ja etwas Caviar auftreiben. Der beste kommt aus dieser Region.
Die Autobahn nervt und ist eintönig. Zwar werde ich bei den Bezahlstationen immer freundlich durchgewunken, aber ich nehme schon den ersten Abzweig nach Miyaneh und fahre lieber Landstrasse. Fast kein Verkehr, gewohnt schöne Landschaft. Was will man mehr. Kurzer Snack in Miyaneh, umringt von Schülern in Uniform mit einem Haufen Fragen.
Und dann weiss ich, was ich mehr will: gewohnt gute Strassen. Ich quäle mich auf Schotterpisten einige Passstrassen hoch. Dafür bin ich allein und kann die Sinne über das Panorama schweifen lassen. Nach Khalkhal halte ich an einem kleinen Cafe auf einen Tee und werde mit einem Hitlergruss empfangen. Dafür besänftigt mich ein kleiner Junge mit einem Ständchen auf seinem Saiteninstrument.
Es geht bergab Richtung Kaspischem Meer und ich tauche aus der vegetationslosen Zone in dichte Wälder ein. Einige Jugendliche auf ihren 150er Mopeds wollen mich zu kleinen Rennen auffordern und rasen mit halsbrecherischem Tempo an mir vorbei. Ich spiele einmal kurz mit und greife sie mir, verfalle dann aber wieder in meinen gewohnten Cruiserspeed.
Arme Rosie, muss sie noch mein spätpubertäres Verhalten ausbaden. Hat schon genug zu kämpfen, das alte Ross.
Kaum habe ich die Berge hinter mir gelassen, bin ich auf einmal in einer anderen Welt , wähne mich in Südostasien.
Bis das Auge reicht erstrecken sich Reisfelder, auf denen Menschen mit grossen Basthüten die Pflanzen einsetzen.
Endlich der Abzweig nach Masuleh. Wieder schlängelt sich die Strasse die Berge hoch. Nach 25 km stehe ich vor einem pittoresken an den Hang gebauten Dorf aus lehmverputzten Häusern. Ein Schlepper leitet mich an den englisch sprechenden Medi weiter und bald bin ich Mieter eines für mich alleine viel zu grossen Apartments. Egal.
Er nimmt mich mit in den Basar und ich verliebe mich sofort in diesen schnuckeligen kleinen Ort. Kleine Gassen mit Läden , Cafes und Restaurants winden sich den Hang hoch. Die Dächer der unteren Häuser sind die Wege der oberen Gassen. Hier wird kein Platz verschenkt.
Ich treffe David wieder, einen Italiener, den ich schon in Maku getroffen habe. Wir beschliessen, den folgenden Tag etwas in die Berge zu kraxeln. Wir geben bestimmt ein lustiges Paar ab, denn er humpelt, wegen eines kaputten Fussgelenkes, genauso wie ich durch die Landschaft. Durch dichtes Unterholz bahnen wir uns den Weg den Berg hinauf, immer auf der Hut vor Wildschweinen. Denn die gibt es hier ohne Ende, isst ja keiner hier.
Masuleh ist latut Aussage der Iraner einer der lockersten Orte Irans. Wenig Polizei und keine Sittenpolizei lassen Liebespaare scharenweise anpilgern. Hier darf man Händchen halten und kann sich mal auf die ein oder andere Lichtung im Wald zurückziehen…..Auch die Kleidung der Frauen ist wesentlich bunter und der Schleier fällt schon mal in den Nacken.
Wir bleiben noch einen Tag zum Relaxen und werden noch von Hamid und seinem Kumpel zum Essen eingeladen. Viele Infos über den Iran und nette Musik auf der Tar, einem traditionellen Saiteninstrument.
Dann aber weiter nach Tehran. Ich muss zu DHL, meinen Pass abholen. Der Verkehr wird immer dichter, je näher ich der Hauptstadt komme. Dabei habe ich mir als Reisetag den Freitag, also Feiertag, ausgesucht. Möchte gar nicht wissen, wie das sonst abgeht. Bin gespannt auf den Moloch Tehran.

Türkei, bis jetzt

Und immer noch Türkei. Seit über einer Woche in Trabzon und noch keinen reference code aus Teheran für mein Iran Visum. Komm ich hier denn gar nicht mehr weg? Nicht das es mir in der Türkei nicht gefallen würde, ganz im Gegenteil, aber so langsam will ich mal wieder Strecke machen und nicht wochenlang irgendwo abhängen.
Mein Pakistan Visum hat Sebastian in Berlin erfolgreich für mich besorgt, Indien sollte in Teheran kein Problem darstellen, aber die Iraner….. Sonst eigentlich keinProblem. Aber im Juni sind Wahlen und deshalb gibt es ohne Genehmigung von oberer Stelle auch keine Visa. Noch zwei Tage werde ich hier ausharren, dann mach ich mich erstmal auf nach Georgien.Tapetenwechsel.
Nach meiner nicht sehr erfolgreichen Knie OP ( schmerzt immer noch höllisch) zurück nach Kayakoy in die Türkei.
Rosie hat meine Abwesenheit dank der Fürsorge von Robert, dem Betreiber von Bike Turkey, hervorragend verkraftet.
Ich miete ein kleines Hüttchen, wohlwissend, dass Conni, mein alter Kumpel und Weltumradler, der gerade aus Indonesien zurückgekommen ist, dem deutschen Winter nochmal entfliehen will. Es ist zwar nicht gerade warm in der Türkei, aber allemal besser als der erneute Wintereinbruch in Deutschland. Nach zwei entspannten Wochen mit quatschen, wandern ( muss mein angeschlagenes Bewegungssystem trainieren), einigen Ausritten auf Rosie und reichlich Verkappung von Efes Bier, beschliesse ich, nach Kappadokien zu fahren. Nach kurzem Blick auf die deutsche Wettervorhersage, ist auch Conni mit von der Partie. Er mit Bus, ich natürlich auf Rosie. Erstes Etappenziel ist Konya. Es ist zwar schon etwas kalt durch die Berge von Fethiye nach Antalya, aber dann wird es richtig heftig. Durch Schneeregen und über eisige Strassen erreiche ich nach 520km erst in der Dunkelheit den Ort der tanzenden Derwische und verbringe erstmal eine Stunde unter der heissen Dusche. Schade, dass ich die grandiose Landschaft nicht so wirklich geniessen konnte. Am nächsten Tag dann nur noch 270km durch recht eintönige anatolische Hochebene mit endlosen Feldern.
Conni wollte ein Hotel organisieren, aber leider ist sein Handy aus und so gönne ich mir bei strahlendem Sonnenschein
ein Ankunftsbier. Wie der Zufall es will, irgendwann läuft auch er an mir vorbei. Also noch ein Wiedersehensbier…
Conni hat einen guten Job gemacht. Die Ishtar Cave Pansiyon bietet für 13€ ein gutes, sauberes Einzelzimmer mit opulentem Frühstück.
Kappadokien ist der Knaller. Klar gibt es Ecken, wo die Touries mit Bussen angekarrt werden und man lieber flüchtet. Aber Göreme ist zu dieser Jahreszeit noch nicht überlaufen und wenn man sich auf Schusters Rappen nur ein bisschen in die umliegenden Schluchten begibt, ist man komplett für sich in grandioser Landschaft.
Es wird Zeit für die Visa Beschaffung und damit für mich, in Ankara aufzuschlagen. Bei Nieselregen und zwei Fastunfälle( das Autofahren ist nicht die Stärke der Türken, kein Wunder, dass es noch keinen Formel 1 Fahrer von hier gab) erreiche ich durch Zufall das Otel Meric, mein Zuhause für die nächsten 8 Tage der Verzweiflung.
Der Besuch der iranischen Botschaft klärt mich darüber auf, dass ich einen reference code brauche, die Pakistanis geben nur ein Visum im Heimatland, also Pass nach Berlin schicken, und die Inder wollen genau wissen, wo ich denn vom Erzfeind einreisen will( ohne Paki Visum kaum möglich). Also nach 8 Tagen habe ich noch nicht den Hauch eines Stempels in meinem Pass.
Aber Ankara ist anders, als ich erwartet hätte. Eine pulsierende Metropole, nicht langweilig, wie ich gedacht hätte.
Ich verbringe viel Zeit auf den Märkten im alten Teil der Stadt, Ulus, und ergötze mich an dem emsigen Gefeilsche, schliesse Freundschaft mit türkischen Rockern, und lerne über den angesagtesten Gitarristen der Stadt die Musikszene kennen.
Nur bringt mich das auch nicht so richtig weiter, solange ich nicht ein bisschen Tinte in meinem Pass sehe.
Es heisst in den ganzen schlauen Foren, dass die iranische Botschaft in Trabzon ziemlich locker in der Ausgabe sei.
Also kleinen Strohhalm greifen und los. Sind auch nochmal um die 800km und bei Spritpreisen von mehr als 2€ überlegt man schon mal. Aber die Schwarzmeerküste soll ja auch schön sein.
Ums vorweg zu nehmen: kein Vergleich zur wilden Südküste.
Ich fahre hoch bis Ünye und finde das kleine Hotel Ankara. Direkt am Wasser, mit Blick auf vorbeiziehende Define, und bewohnt von Russen und Georgiern mit Jobs zum schnellen Geld verdienen . Und meinem bisher besten Essladen in der Türkei.
Dieser kleine Imbiss, geführt und bekocht von einer 100kg schweren anatolischen Mutti in Kittelschürze und Kopftuch, wird zu meinem kulinarischen Highlight. Klar, hat sich wohl noch kein Ausländer hierhin verirrt. Aber sie schliesst mich in ihr grosses Herz und schreibt sich auf die 2tägige Planung, mich in die Schwarzmeer Küche einzuführen. Kocht nur für mich einige spezielle Gerichte.
Von Schafskopfsuppe, über gegrillte Ziege mit 4 Käsesaucen, usw… ein Traum.
Am Abreisetag versuche ich mich in mein Mopedhose zu zwängen und die Flucht zu ergreifen, bevor ich aussehe wie eine schwangere Robbe.
Tja, aber Rechnung ohne Rosie. Eine riesige Spritlache unter ihr. Ich denke wieder an eine verdreckte Düse und nehme die Vergaser auseinander. Es läuft weiterhin raus. Jetzt bin ich ja mittlerweile Brillenträger und trotz des in Deutschland neu erstandenen Superglases bedarf es eines freundlichen Georgiers, der sofort feststellt, dass es nicht aus dem Vergaser läuft. Die Spritschläuche sind ALLE porös . Hab ich aber dabei. Mit Hilfe von 2 Russen, einem Georgier, einem Türken und einem halben Meter Benzinschlauch, ist nach kurzer Zeit das Problem behoben. Visa, ich komme.
Und dann die Ernüchterung. Auch hier kein Visum auf die Schnelle. Auch hier die Order, keine Zeitzeugen.
Und hier bin ich immer noch. Wieder nette Abende mit anderen wartenden Franzosen( wirklich nur Frenchis, komisch), netten türkischen Studentinnen und viel Live Musik, aber, so hatte ich mir das nicht vorgestellt. Eigentlich wollte ich zu meinem 50zigsten Geburtstag bei meinem Kumpel in Jaipur sein…… mal schauen.

Noch einige Worte zu der Webseite. In Kappadokien stelle ich fest, dass trotz aufrichtiger Bezahlung meinerseits, mein Host nicht mehr erreichbar war. So wurde meine alte Seite eingestellt. Ich hab dann mit meinen dilettantischen Fähigkeiten unter www.lindert-photography.com eine neue gebaut. Aber wie der Zufall es will, meldet sich vor 2 Wochen ein Bill, den ich definitiv nicht kenne, und schafft es, meine alte Seite wieder zu aktivieren.
Jetzt sitz ich hier und weiss nicht so recht, was ich tun soll.
Erstmal laufen wohl beide Seiten und ich werde auf beiden den Blog reinstellen.
Auf der neuen Seite wird es keine Bilder direkt im Blog geben, sondern mit einem netteren Slider auf Motofoto.
Auf der alten wie gehabt.
Ich würde mich freuen, zu erfahren, was so bevorzugt wird!!!!

Neue Seite, neue Blogs

Nachdem ich leider feststellen musste, dass mein scheis……website host nicht mehr auffindbar ist und somit meine Seite vom Netz genommen wurde, sitze ich im warmen Kappadokien und baue gerade eine neue.

Sieht wohl noch einige Zeit etwas hausbacken aus und viele Dateien sind leider auch in Deutschland gesichert, sodaß ich sie irgendwann erst nachtragen kann, aber es wird schon werden.

Dafür gibt es schon bald wieder einen neuen Blog der bisherigen Ereignisse in der Türkei.

Neben den kleinen Bildern im Blog wird es dann parallel eine Slidergallerie unter dem Menü Motofoto geben.

Also bis bald