Türkei, bis jetzt

Und immer noch Türkei. Seit über einer Woche in Trabzon und noch keinen reference code aus Teheran für mein Iran Visum. Komm ich hier denn gar nicht mehr weg? Nicht das es mir in der Türkei nicht gefallen würde, ganz im Gegenteil, aber so langsam will ich mal wieder Strecke machen und nicht wochenlang irgendwo abhängen.
Mein Pakistan Visum hat Sebastian in Berlin erfolgreich für mich besorgt, Indien sollte in Teheran kein Problem darstellen, aber die Iraner….. Sonst eigentlich keinProblem. Aber im Juni sind Wahlen und deshalb gibt es ohne Genehmigung von oberer Stelle auch keine Visa. Noch zwei Tage werde ich hier ausharren, dann mach ich mich erstmal auf nach Georgien.Tapetenwechsel.
Nach meiner nicht sehr erfolgreichen Knie OP ( schmerzt immer noch höllisch) zurück nach Kayakoy in die Türkei.
Rosie hat meine Abwesenheit dank der Fürsorge von Robert, dem Betreiber von Bike Turkey, hervorragend verkraftet.
Ich miete ein kleines Hüttchen, wohlwissend, dass Conni, mein alter Kumpel und Weltumradler, der gerade aus Indonesien zurückgekommen ist, dem deutschen Winter nochmal entfliehen will. Es ist zwar nicht gerade warm in der Türkei, aber allemal besser als der erneute Wintereinbruch in Deutschland. Nach zwei entspannten Wochen mit quatschen, wandern ( muss mein angeschlagenes Bewegungssystem trainieren), einigen Ausritten auf Rosie und reichlich Verkappung von Efes Bier, beschliesse ich, nach Kappadokien zu fahren. Nach kurzem Blick auf die deutsche Wettervorhersage, ist auch Conni mit von der Partie. Er mit Bus, ich natürlich auf Rosie. Erstes Etappenziel ist Konya. Es ist zwar schon etwas kalt durch die Berge von Fethiye nach Antalya, aber dann wird es richtig heftig. Durch Schneeregen und über eisige Strassen erreiche ich nach 520km erst in der Dunkelheit den Ort der tanzenden Derwische und verbringe erstmal eine Stunde unter der heissen Dusche. Schade, dass ich die grandiose Landschaft nicht so wirklich geniessen konnte. Am nächsten Tag dann nur noch 270km durch recht eintönige anatolische Hochebene mit endlosen Feldern.
Conni wollte ein Hotel organisieren, aber leider ist sein Handy aus und so gönne ich mir bei strahlendem Sonnenschein
ein Ankunftsbier. Wie der Zufall es will, irgendwann läuft auch er an mir vorbei. Also noch ein Wiedersehensbier…
Conni hat einen guten Job gemacht. Die Ishtar Cave Pansiyon bietet für 13€ ein gutes, sauberes Einzelzimmer mit opulentem Frühstück.
Kappadokien ist der Knaller. Klar gibt es Ecken, wo die Touries mit Bussen angekarrt werden und man lieber flüchtet. Aber Göreme ist zu dieser Jahreszeit noch nicht überlaufen und wenn man sich auf Schusters Rappen nur ein bisschen in die umliegenden Schluchten begibt, ist man komplett für sich in grandioser Landschaft.
Es wird Zeit für die Visa Beschaffung und damit für mich, in Ankara aufzuschlagen. Bei Nieselregen und zwei Fastunfälle( das Autofahren ist nicht die Stärke der Türken, kein Wunder, dass es noch keinen Formel 1 Fahrer von hier gab) erreiche ich durch Zufall das Otel Meric, mein Zuhause für die nächsten 8 Tage der Verzweiflung.
Der Besuch der iranischen Botschaft klärt mich darüber auf, dass ich einen reference code brauche, die Pakistanis geben nur ein Visum im Heimatland, also Pass nach Berlin schicken, und die Inder wollen genau wissen, wo ich denn vom Erzfeind einreisen will( ohne Paki Visum kaum möglich). Also nach 8 Tagen habe ich noch nicht den Hauch eines Stempels in meinem Pass.
Aber Ankara ist anders, als ich erwartet hätte. Eine pulsierende Metropole, nicht langweilig, wie ich gedacht hätte.
Ich verbringe viel Zeit auf den Märkten im alten Teil der Stadt, Ulus, und ergötze mich an dem emsigen Gefeilsche, schliesse Freundschaft mit türkischen Rockern, und lerne über den angesagtesten Gitarristen der Stadt die Musikszene kennen.
Nur bringt mich das auch nicht so richtig weiter, solange ich nicht ein bisschen Tinte in meinem Pass sehe.
Es heisst in den ganzen schlauen Foren, dass die iranische Botschaft in Trabzon ziemlich locker in der Ausgabe sei.
Also kleinen Strohhalm greifen und los. Sind auch nochmal um die 800km und bei Spritpreisen von mehr als 2€ überlegt man schon mal. Aber die Schwarzmeerküste soll ja auch schön sein.
Ums vorweg zu nehmen: kein Vergleich zur wilden Südküste.
Ich fahre hoch bis Ünye und finde das kleine Hotel Ankara. Direkt am Wasser, mit Blick auf vorbeiziehende Define, und bewohnt von Russen und Georgiern mit Jobs zum schnellen Geld verdienen . Und meinem bisher besten Essladen in der Türkei.
Dieser kleine Imbiss, geführt und bekocht von einer 100kg schweren anatolischen Mutti in Kittelschürze und Kopftuch, wird zu meinem kulinarischen Highlight. Klar, hat sich wohl noch kein Ausländer hierhin verirrt. Aber sie schliesst mich in ihr grosses Herz und schreibt sich auf die 2tägige Planung, mich in die Schwarzmeer Küche einzuführen. Kocht nur für mich einige spezielle Gerichte.
Von Schafskopfsuppe, über gegrillte Ziege mit 4 Käsesaucen, usw… ein Traum.
Am Abreisetag versuche ich mich in mein Mopedhose zu zwängen und die Flucht zu ergreifen, bevor ich aussehe wie eine schwangere Robbe.
Tja, aber Rechnung ohne Rosie. Eine riesige Spritlache unter ihr. Ich denke wieder an eine verdreckte Düse und nehme die Vergaser auseinander. Es läuft weiterhin raus. Jetzt bin ich ja mittlerweile Brillenträger und trotz des in Deutschland neu erstandenen Superglases bedarf es eines freundlichen Georgiers, der sofort feststellt, dass es nicht aus dem Vergaser läuft. Die Spritschläuche sind ALLE porös . Hab ich aber dabei. Mit Hilfe von 2 Russen, einem Georgier, einem Türken und einem halben Meter Benzinschlauch, ist nach kurzer Zeit das Problem behoben. Visa, ich komme.
Und dann die Ernüchterung. Auch hier kein Visum auf die Schnelle. Auch hier die Order, keine Zeitzeugen.
Und hier bin ich immer noch. Wieder nette Abende mit anderen wartenden Franzosen( wirklich nur Frenchis, komisch), netten türkischen Studentinnen und viel Live Musik, aber, so hatte ich mir das nicht vorgestellt. Eigentlich wollte ich zu meinem 50zigsten Geburtstag bei meinem Kumpel in Jaipur sein…… mal schauen.

Noch einige Worte zu der Webseite. In Kappadokien stelle ich fest, dass trotz aufrichtiger Bezahlung meinerseits, mein Host nicht mehr erreichbar war. So wurde meine alte Seite eingestellt. Ich hab dann mit meinen dilettantischen Fähigkeiten unter www.lindert-photography.com eine neue gebaut. Aber wie der Zufall es will, meldet sich vor 2 Wochen ein Bill, den ich definitiv nicht kenne, und schafft es, meine alte Seite wieder zu aktivieren.
Jetzt sitz ich hier und weiss nicht so recht, was ich tun soll.
Erstmal laufen wohl beide Seiten und ich werde auf beiden den Blog reinstellen.
Auf der neuen Seite wird es keine Bilder direkt im Blog geben, sondern mit einem netteren Slider auf Motofoto.
Auf der alten wie gehabt.
Ich würde mich freuen, zu erfahren, was so bevorzugt wird!!!!